Mario Götze (l.) spielte gegen den FC Augsburg zentral hinter der Spitze
Mario Götze (l.) spielte gegen den FC Augsburg zentral hinter der Spitze

Effektiv rotiert

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Dortmund - Höchster Saisonsieg, Rückkehr ins obere Tabellendrittel: Der BVB sieht sich nach dem 4:0-Sieg gegen Augsburg wieder auf Kurs. Dabei entdeckt Jürgen Klopp die Rotation für sich - und die Mannschaft eine neue Effektivität.

Bislang hatte sich der Trainer immer gegen dieses Wort gewehrt: Rotation. Noch zu Saisonbeginn hatte Jürgen Klopp bei bundesliga.de erklärt: "Wir werden nicht ins Rotieren geraten. Ich bin kein Rotierer im eigentlichen Sinn."

Götze kann "jede Position spielen"

Doch nach dem 4:0-Sieg gegen überforderte Augsburger, nach der Rückkehr in die Erfolgsspur, da gab auch Klopp seinen Wechselspielen den passenden Namen - war aber zugleich bemüht, das Thema nicht zu hoch zu hängen. "Wir haben jetzt rotiert, weil es möglich war. Und wir haben rotiert, um Kräfte zu sparen in einer langen und strapaziösen Saison." Mit den zuletzt gezeigten Leistungen, versucht Klopp zu vermitteln, habe das nichts zu tun gehabt.

Tatsache aber ist, dass der Coach seine Elf gegen Augsburg gehörig umgekrempelt und dabei einigen Eckpfeilern der Meisterelf eine Pause auf der Bank verordnet hatte. Und das erwies sich als ausgesprochen effektiv: Perisic ersetzte den formschwachen Großkreutz, "Kuba" Blaszczykowski kam für Kagawa. Dafür rückte Götze in die zentrale Rolle hinter der Spitze - und bewies nicht nur mit seinem Tor und einer Vorlage, warum er "jede Position spielen kann", wie es BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ganz gelassen formulierte. Hinten rückte Santana für Subotic in die Startelf und lieferte direkt mit 89 Prozent der gewonnenen Zweikämpfe den Bestwert aller Akteure ab.

"Haben uns nicht locken lassen"

Effektiv war aber nicht nur die Rotation, ausgesprochen effizient war auch das Spiel der Mannschaft. "Das war nicht immer Hochglanzfußball", bemerkte Sportdirektor Michael Zorc treffend, "aber das war auch dem Gegner geschuldet". Wie schon andere Teams vor ihnen standen die Augsburger tief und boten keine Räume an. Diesmal aber berannten die Dortmunder den Gegner nicht blindlings im Hurrastil, um trotzdem im Abschluss zu scheitern und hinten zu Kontern einzuladen. "Wir haben in diesem Stadion sicher schon spektakulärere Spiele gemacht", brachte es Klopp auf den Punkt.

Stattdessen aber "haben wir gegen Augsburg auch mal hinten herum gespielt, wenn es nötig war", stellte Zorc zufrieden fest. Das irritierte zwar den einen oder anderen unter den Zuschauern, zahlte sich aber aus. Bei 63 Prozent Ballbesitz kontrollierte der BVB die Partie zu jeder Phase. "Wir sind ruhig geblieben und haben uns nicht locken lassen", war Klopp erfreut. Und so stand die Null endlich wieder an der richtigen Stelle, zumal Roman Weidenfeller mit seiner Elfmeter-Parade auch die beste Chance der Gäste zunichte machte.

Premiere für Lewandowski

Im Gegenzug bewiesen die Borussen im Offensivspiel eine neue Effektivität, die zuletzt so schmerzlich vermisst worden war. "Wenn wir in Marseille so zielsicher gewesen wären wie gegen Augsburg, dann hätten wir da auch gewonnen", merkte Sven Bender mit einer Mischung aus Zufriedenheit und spätem Ärger an.

Dass dabei ausgerechnet der zuletzt oft gescholtene Robert Lewandowski diesmal die Wirksamkeit in Person war, passte ins Bild. Sieben von 21 Torschüssen gingen auf das Konto des Polen, der daraus drei Treffer machte - der erste "Dreierpack" seiner Karriere. Mit der Vorlage zum Götze-Tor krönte der Stürmer seinen starken Auftritt. Entsprechend zufrieden konnte nicht nur der Pole seine Länderspielreise antreten. Auch der BVB geht mit einem guten Gefühl in das bundesligafreie Wochenende. "Dieser Sieg war gut für die Tabelle und gut fürs Selbstvertrauen", stellte Klopp nicht ohne Erleichterung fest.

"Haben wieder Fahrt aufgenommen"

Und auch die Zwischenbilanz nach acht Spieltagen fällt bei Borussia Dortmund eher freundlich aus. "Aktuell sind wir gar nicht so schlecht für die Krise, die uns bescheinigt wird", bemerkte Zorc süffisant. Die Momentaufnahme sei "kein Traum, aber ganz okay", meinte auch Watzke, der zugleich einige Dinge gerade rücken wollte: "Im letzten Jahr war auch nicht jedes Spiel so gut, wie es jetzt gemacht wird. Manchmal haben wir da auch nur die Punkte geholt."

Von denen dürfen es in den nächsten Spielen jetzt noch ein paar mehr sein - die neue Effektivität soll weitere Früchte tragen. Denn auch wenn BVB-Boss Watzke die Meisterschaft erneut den Bayern zusprach, ließ Zorc an den eigenen Ambitionen auf eine führende Rolle des Meisters keinen Zweifel: "Wir haben in der Bundesliga wieder Fahrt aufgenommen - und genau darum geht s! Wir wollen uns oben festsetzen!"

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte