Lebensfroh trotz Schicksalsschlägen: Dieter Eckstein ist immer wieder aufgestanden (© Imago)
Lebensfroh trotz Schicksalsschlägen: Dieter Eckstein ist immer wieder aufgestanden (© Imago)

"Eckes" steht auf

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Dieter Eckstein geht es gut. Das sagt er von sich. Und das merkt man, wenn man ihn kennenlernt: Als freundlichen, lebenslustigen Menschen, der vom Engagement als Jugendtrainer bei einem Kreisligisten genauso begeistert erzählt wie von der Zeit beim 1. FC Nürnberg. Dabei kann man eigentlich nicht mehr Pech im Leben als er.

"Das waren lehrreiche Jahre"

Als Eckstein 11 Jahre alt war, starb sein Vater, zwei Jahre später die Mutter, eines seiner eigenen Kinder verlor er durch den frühen Kindstod. "Da kam der Wechsel nach Frankfurt wie gerufen, im gewohnten Umfeld haben wir es nicht mehr ausgehalten." Und als sich Eckstein 2011 von seinem zweiten Schlaganfall berappelte, hatte er bereits eine Hodenkrebs-Erkrankung überwunden. Keine Frage: Außerhalb des Platzes lief es für den 49-Jährigen lange Zeit nicht so gut wie auf dem Feld.

Als der damalige Trainer Udo Klug auf ihn aufmerksam wurde, galt Eckstein längst als Ausnahmetalent. "Aber ich wollte erst meine Ausbildung fertig machen“, begründet der heute 49-Jährige die Entscheidung, den FCN erst einmal hinzuhalten. "Eckes“ - so unterschreibt der siebenfache Nationalspieler noch heute seine SMSen - stürmte damals beim Kehler FV. Dem badischen Grenzort zum französischen Strasbourg wollte er aber sowieso den Rücken kehren - und auf keinen Fall in der Nähe bleiben: "Mich zog es damals weg aus Baden. Deshalb war auch klar, dass ich die Anfragen vom KSC und von Racing Straßburg ablehnen würde.“

1983 heuerte "Eckes“ also beim "Club" an, wo er in seiner ersten Saison für die zweite Mannschaft in 34 Spielen 27 Mal traf, von 1984 bis 1988 erzielte Eckstein für die Bundesliga-Mannschaft 51 Tore in 151 Spielen, von 1989 bis 1991 kamen noch einmal 28 hinzu. Zwischenzeitlich war Eckstein, der später noch zu Waldhof Mannheim, Schalke 04, dem FC Augsburg, FC Winterthur und West Ham United  ging, für zwei Spielzeiten bei Eintracht Frankfurt untergekommen. "Das waren lehrreiche Jahre“, sagt der EM-Teilnehmer 1988, "aber mein Verein war und ist der 'Club'. Es war keine Frage, dass ich nach dem Karriereende nach Franken zurückkehren würde.“

Fußballschule hält auf Trab

Seit der Trennung von seiner Frau lebt er nun in der Nähe von Ansbach, da fiel die Entscheidung nicht schwer, als ihn der ehemalige Mitspieler Helmut Rahner fragte, ob er im Nachbarort Steinachgrund nicht als Jugendkoordinator aushelfen könne. Langweilig wird es Eckstein aber auch tagsüber nicht. Neben den Spielen für die Traditionsmannschaft des "Clubs" hält ihn die Fußballschule auf Trab, die er seit 2006 im oberbayrischen Waging am See betreibt. Und dann wäre da natürlich noch das Privatleben, in das zuletzt ordentlich Fahrt gekommen ist.

Eckstein ist froh über die Power seiner Lebensgefährtin ("Sie hat mehr Familiensinn als ich“), die ihn doch tatsächlich dazu gebracht hat, nach 22 Jahren wieder die Schwester im heimischen Baden zu besuchen. "Das Wiedersehen war schon ein bisschen komisch nach all den Jahren.“ Was der Schwester aufgefallen sein dürfte: Dieter hat seinen badischen Dialekt längst gegen den fränkischen eingetauscht: "Wenn ich wie früher reden würde, würde mich hier halt keiner verstehen.“

Christoph Ruf