Mit ihm werden sie ihre liebe Mühe haben: Die Mainzer Abwehrspieler um Malik Fathi (l.) müssen sich Bremens extrem formstarken Knipser Claudio Pizarro in den Weg stellen
Mit ihm werden sie ihre liebe Mühe haben: Die Mainzer Abwehrspieler um Malik Fathi (l.) müssen sich Bremens extrem formstarken Knipser Claudio Pizarro in den Weg stellen

Duell unter umgekehrten Vorzeichen

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München - Aufatmen bei Mainz 05. Nach acht Spielen ohne Sieg in der Bundesliga konnten die Rheinhessen am Mittwoch bei Hannover 96 endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis genießen. Mit 1:0 n.V. gewannen die Mainzer im Achtelfinale des DFB-Pokals beim Tabellenvierten. Ein Erfolg, der Mut macht, obwohl trotz der mageren Bilanz von nur neun Punkten aus zehn Spielen von Panik bei den 05ern keine Rede sein kann.

"Wir haben in den letzten vier Wochen viele Punkte liegengelassen", hatte Jan Kirchhoff nach dem 0:0 bei Hertha BSC zugegeben. Mit den Leistungen sei man zufrieden, mit den Ergebnissen, die dabei heraussprangen, weniger.

Negativrekorde für Mainz 05

Gerade in der Defensive zeigten die Mainzer bis dato unbekannte Schwächen. 19 Gegentore hatten sie sich nicht einmal im Abstiegsjahr 2007 zu diesem Zeitpunkt der Saison eingefangen. Negativrekord in der Bundesliga-Geschichte der Mainzer sind auch die zuletzt vier Heimniederlagen in Folge.
Trotzdem bleiben die Spieler gelassen. "Ich bin fest überzeugt: Wir sind in der Lage, da unten rauszukommen", zeigt sich Kirchhoff in einem Gespräch mit bundesliga.de zuversichtlich.

Die brisanteste Personalie in Mainz vor dem Spiel ist die Torhüterfrage. Christian Wetklo sicherte den 05ern mit seinem gehaltenen Elfmeter unmittelbar vor Ende der Verlängerung das Weiterkommen im Pokal und brachte seinen Trainer Thomas Tuchel ins Grübeln. "'Er hat ein Top-Argument geliefert", meinte Tuchel zum Konkurrenzkampf mit Heinz Müller, der vor der Saison nur wegen Tuchels "Bauchgefühl" zum Stammkeeper wurde. Die Mainzer müssen auf die Verletzen Fabian Schönheim (Ferse), Eugen Gopko (Oberschenkel) verzichten.

Umgekehrte Vorzeichen zum Vorjahr

Zu Gast in Mainz ist Werder Bremen. Das Spiel am Samstagabend (ab 18 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) findet unter umgekehrten Vorzeichen im Vergleich zur Vorsaison statt: Waren es im Vorjahr noch die Mainzer, die in der Tabelle an keinem Spieltag schlechter als auf Rang 5 der Tabelle standen, befanden sich die Champions-League-gewohnten Bremer bis kurz vor Ende der Spielzeit im Abstiegskampf. "Wir wissen, dass wir eine bessere Saison spielen", sagt auch Werders Coach Thomas Schaaf.

In der aktuellen Runde steht Mainz derzeit nur einen Punkt vor einem Abstiegsrang und die Bremer brachten - wie über die Jahre der Normalfall - als Bayern-Jäger Nummer eins in Position.

Werder-Motor stottert

Zumindest bis zum 7. Spieltag. Da aber geriet der grün-weiße Motor ins Stottern. In den vergangenen drei Partien gab es für Werder nur einen Punkt zu gewinnen. Logische Folge war der Absturz von Rang 2 auf 6 - vom FC Bayern trennen die Bremer nun fünf statt zwei Punkte. Und auswärts gelang den Bremern bisher auch nur ein Sieg (in Hoffenheim).

Trotzdem spricht die Statistik eindeutig für die Hanseaten. Von zehn Duellen in der Bundesliga gewann Werder sechs, Mainz zwei. Unvergessen ist am Bruchweg noch die 1:6-Klatsche von 2006. Nur gegen den FC Bayern und Schalke 04 (je sieben) setzte es mehr Niederlagen für Mainz.

Gegen Bremen weniger als ein Tor pro Spiel

Einem Sieg der Mainzer steht auch entgegen, dass sie sich gegen kein anderes Team so schwer tun, ein Tor zu schießen. Die Mainzer trafen gerade 0,9 Mal pro Spiel gegen Werder. Und selbst eine überdurchschnittliche 1:0-Führung wäre keine Garantie für ein Mainzer Erfolgserlebnis. Schon vier Mal konnten die Bremer in der aktuellen Saison einen 0:1-Rückstand drehen.

Die gegnerische Mannschaft muss neben einem besonderen Augenmerk auf Claudio Pizarro auch über 90 Minuten voll konzentriert zur Sache gehen. Der Peruaner trifft derzeit wie nie zuvor, hat schon sieben Mal eingenetzt und war an den letzten neun Bremer Treffern beteiligt. Doch Pizarro warnt in der "Kreiszeitung Syke": "Die Mannschaft hat eine schwierige Phase. Es wird Zeit, wieder zu punkten. Wenn wir wieder verlieren, geht's nach unten. Wir müssen in Mainz ein gutes Spiel machen."

Arnautovic noch gesperrt

Ein Plus für Werder könnte die Kraft sein: Die Bremer erzielten zehn ihrer 17 Saisontreffer in der letzten halben Stunde des Spiels. Ein hartes Stück Arbeit für die 05er mit den 120 Minuten vom Pokal-Fight von Hannover in den Beinen. Bremen hatte unter der Woche Zeit, die letzten Partien zu verdauen. Der sechsmalige DFB-Pokalsieger war bereits in Runde eins gescheitert.

Schaaf warnt aber ebenso wie sein Knipser Pizarro vor dem Selbsbewusstsein, dass die Mainzer im Pokal getankt haben. "Solche Erfolge können helfen, den Weg wieder zu finden", meint der Coach. Beim SVW sind Umstellungen denkbar: Sebastian Prödl könnte in der Abwehr Andreas Wolf ersetzen, in der Offensive sind Mehmet Ekici und Sandro Wagner heiße Kandidaten auf die Startelfplätze von Marko Marin und Markus Rosenberg. Bei Bremen fehlen Marko Arnautovic (Rotsperre), Mikael Silvestre, Sebastian Boenisch (Reha) und Denni Avdic (Leisten-OP).

Jürgen Blöhs