Sie feierten nicht lange: Wolfsburgs Spielmacher-Trio Diego (l.), Maximilian Arnold (Nr. 27) und Kevin De Bruyne (r./© Imago)
Sie feierten nicht lange: Wolfsburgs Spielmacher-Trio Diego (l.), Maximilian Arnold (Nr. 27) und Kevin De Bruyne (r./© Imago)

Drei Zehner, null Punkte

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Wolfsburg - Mit neun Spielen ohne Niederlage in Serie war der VfL Wolfsburg in die Winterpause gegangen und hatte sich in der Tabelle von Platz 14 auf 5 hochgearbeitet. Gegen die in der Fremde noch punktlosen Gäste aus Hannover sollte ein Dreier herausgespielt und nach Punkten mit Borussia Mönchengladbach auf Champions-League-Rang 3 gleichgezogen werden.

Drei Spielmacher hinter Olic

Doch am Ende siegte die Mannschaft aus der Landeshauptstadt 3:1. Erinnerungen an die letzte Saison-Niederlage am 8. Spieltag wurden wach. Damals feierte mit Eintracht Braunschweig beim 2:0 den ersten Bundesliga-Sieg nach 28 Jahren - erneut also eine Heimniederlage für den VfL in einem Niedersachsen-Derby.

Dieter Hecking hatte sich entschieden, Winter-Neuzugang Kevin De Bruyne von Beginn an zu bringen. Ob der VfL-Coach sich daran erinnert hat, dass der belgische Nationalspieler im Dress des Nord-Rivalen Werder Bremen sein erstes Bundesliga-Tor im September 2012 ausgerechnet gegen Hannover 96 erzielte?

Auf jeden Fall wagte Hecking gegen seinen Ex-Club das Experiment mit drei Zehnern zu spielen. Diego über links, De Bruyne über rechts, und in der Zentrale, hinter dem einzigen Torschützen Ivica Olic, durfte erneut Jung-Star Maximilian Arnold ran.

Ein Experiment, dass die Wölfe trotz des Ergebnisses als gelungen bezeichneten, was auch die Statistik zeigt, die 66 Prozent Ballbesitz für die Gastgeber auswies. "Für unser Zusammenspiel gab es schon sehr gute Ansätze", sagte Diego nach der Partie. Allerdings "habe Hannover es in der Defensive sehr gut gemacht und kaum Chancen zugelassen".

Diego nimmt Niederlage auf seine Kappe

Die Niederlage nahm der Brasilianer auf seine Kappe. "Ich habe den Fehler gemacht, der das Match entschieden hat", gab Diego zu. Nach seinem schnell und ungenau ausgeführten Freistoß im Mittelfeld hatte Hannovers Leonardo Bittencourt den Ball erobert und zum 2:1 vollstreckt.

Auch Mittelfeld-Kollege Arnold ist vom System mit drei Zehnern überzeugt. "Im Training hat schon sehr viel geklappt, aber wir brauchen natürlich noch Zeit, uns aneinander zu gewöhnen", so der 19-Jährige.

De Bruyne braucht Zeit

Zeit fordert auch Klaus Allofs. "Das Ergebnis hatte durchaus als eine Möglichkeit betrachtet, denn Hannover hatte mit dem Trainerwechsel den Zähler zurück auf Null gestellt", so der Manager. Den 57-Jährigen nervt, dass nach der Verpflichtung von De Bruyne der VfL überall als Bayern-Jäger Nummer eins gehandelt wird.

"Wir spielen doch nicht plötzlich Fußball wie von einem anderen Stern", stellte Allofs klar und bat um Geduld mit De Bruyne. "Was darf man denn von dem Jungen erwarten? Der hat kaum mit der Mannschaft trainiert und hat ja zuletzt auch bei Chelsea kaum Spielpraxis gehabt. Ich bin sicher, wir werden noch viel Freude an ihm haben."

Die Niederlage machte Allofs unter anderem daran fest, dass "wir nach dem 1:2-Rückstand viel zu ungeduldig gespielt haben und den Ausgleich erzwingen wollten, statt auf unsere Chance zu warten. Daran müssen wir arbeiten."

Am besten schnell, denn am kommenden Samstag muss der Tabellen-Sechste VfL zum Fünften Schalke 04. Und nur der Sieger bleibt in Tuchfühlung zu den Borussen aus Mönchengladbach und Dortmund auf den Champions-League-Positionen drei und vier. Kein Wunder, dass Hecking seinem Kollegen Tayfun Korkut nach dessen erfolgreichen Einstand in der Autostadt für das Spiel gegen Mönchengladbach die Daumen drückt.

Aus Wolfsburg berichtet Jürgen Blöhs