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"Nach vorn!" - in welche Richtung seine Karriere gehen sollte, wusste Julian Draxler bereits als kleiner Junge
"Nach vorn!" - in welche Richtung seine Karriere gehen sollte, wusste Julian Draxler bereits als kleiner Junge

Draxlers Streben nach Glück

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München - "Das Streben nach Glück", gibt Julian Draxler auf seiner Homepage als Lieblingsfilm an - ein Titel, der perfekt zum Leben des Schalker Jung-Stars zu passen scheint. Wie die Hauptfigur Chris Gardner, den im Film Will Smith verkörpert, hat Draxler als kleiner Junge einen Traum vor Augen, den er kontinuierlich verfolgt und für den er bereit ist, alles zu geben.

Ein Stadionbesuch entfacht das Fußball-Fieber

Zwar bleiben dem heute 19 Jahre alten Profi im Gegensatz zu Gardner ein Leben auf der Straße und Arbeitslosigkeit erspart, doch wie die Filmfigur in Gabriele Muccinos Kassenschlager arbeitet sich Draxler bis ganz nach oben, sein Ziel Fußball-Profi immer fest im Blick.



Den Anfang nimmt Draxlers fußballerische Laufbahn beim heimischen BV Rentfort. Dort meldet ihn sein Vater an, als der damals sechsjährige Julian nach dem Besuch einer Partie des FC Schalke Feuer und Flamme für das Spiel mit dem runden Leder ist. Noch im selben Jahr wechselt er den Verein, geht zum SSV Buer 07/28, ehe ihn S04 ein Jahr später, 2001, in die Jugendabteilung nach Gelsenkirchen holt.

In den Nachwuchsmannschaften fällt sein Talent schnell auf. "Er wusste immer, wann er den Pass Spielen oder dribbeln konnte. Er hatte damals schon ein überdurchschnittliches Spielverständnis und eine perfekte Technik", erinnert sich Marco Fladrich, der Draxler in der C-Jugend der "Knappen" trainierte. Bereits als 14-Jähriger habe Draxler die nötige Siegermentalität gehabt, den Ehrgeiz, unbedingt gewinnen zu wollen, sagt Fladrich.

So arbeitet sich der Mittelfeldspieler kontinuierlich durch die U-Mannschaften des Traditionsvereins und rückt schließlich in den Fokus des damaligen Chef-Trainers Felix Magath. "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler", sagt Magath über Draxler und macht ihn durch eine Einwechslung am 15. Januar 2011 beim 0:1 gegen den Hamburger SV im Alter von 17 Jahren und 117 Tagen zum jüngsten Schalke-Profi im Oberhaus. Nur eine Woche später gegen Hannover 96 steht der Teenager bereits das erste Mal in der Startelf.

Drei Minuten für die Ewigkeit



Nicht schlecht für einen, der noch nicht einmal Auto fahren darf - doch der nächste Höhepunkt folgt umgehend. Am 25. Januar, zehn Tage nach seinem Debüt, tritt Schalke im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den 1. FC Nürnberg an. Da es nach 90 Minuten 2:2 steht, geht es in die Verlängerung - und hier soll Draxlers ganz große Stunde schlagen.

Als sich die gut 49.000 Zuschauer in der Veltins-Arena schon auf ein Elfmeterschießen einrichten, bekommt der Gymnasiast, erst drei Minuten zuvor eingewechselt, den Ball auf halbrechts, lässt Andreas Wolf mit einem Übersteiger und einem Haken nach innen aussteigen und schlenzt das Leder aus rund 20 Metern mit links unhaltbar ins lange Eck.

Der FC Schalke 04 steht im Pokal-Halbfinale und die Fans der "Knappen" haben einen neuen Helden! "Was gerade in mir vorgeht, das kann man nicht mit Worten beschreiben", freut sich Draxler nach Spielende. "Das ist unglaublich." Im späteren Finale in Berlin legt er beim 5:0-Erfolg über Zweitligist MSV Duisburg ein Tor auf, erzielt ein weiteres selbst und feiert mit dem Sieg des DFB-Pokals seinen ersten großen Titel.

Im Eiltempo zu Löw



In den Nachwuchsmannschaften des DFB hält sich Draxler, 2011 mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet, nicht lange auf. Insgesamt elf Mal spielt er für die U18, U19 und U21, ehe er am 26. Mai 2012 sein erstes A-Länderspiel bestreitet. Im EM-Vorbereitungsspiel gegen die Schweiz wechselt Joachim Löw den bekennenden Fan von Zinedine Zidane und Rivaldo in der 62. Minute ein. Zehn Zeigerumdrehungen später legt er den Treffer zum zwischenzeitlichen 3:4 durch Marco Reus auf.

Für die Teilnahme an der EURO 2012 reicht es zwar nicht, doch Löw behält Schalkes Youngster im Blick und setzt ihn Anfang September im WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer ein. In der Bundesliga zählt der mittlerweile 19-Jährige da längst zum Schalker Stammpersonal. In der Saison 2011/12 läuft er in 21 Partien von Beginn an auf und wird in weiteren neun eingewechselt. Einziges Manko: seine Trefferquote. In 30 Partien netzt er nur zwei Mal ein.

"Der macht das einfach"



In der aktuellen Spielzeit setzt Draxler seine Entwicklung unbeirrt fort. In der Champions League avanciert er gegen Montpellier (2:2) zum Mann des Abends. Das zwischenzeitliche 2:1 durch Klaas-Jan Huntelaar bereitet er vor, nachdem er sich bereits in der 26. Minute durch sein Tor zum 1:1 zum jüngsten Schalker Torschützen in der Champions League gekrönt hat.

Am vergangenen Spieltag liefert er den nächsten Gala-Auftritt, als er mit einem präzisen Linksschuss ins rechte Ecke gegen Werder Bremen den 2:1-Siegtreffer markiert. "Genau das ist Julian. Er hat die Kaltschnäuzigkeit, die man haben muss", beschreibt Jugendtrainer Fladrich. "Der nimmt sich den Ball und macht das einfach. Das war damals schon genauso."

Damals, als Julian Draxler in seinem Streben nach Glück noch ganz am Anfang stand.

Gregor Nentwig