Frust pur: Nach dem 2:2 bei 1899 Hoffenheim haderte Borussia Dortmund um Henrikh Mkhitaryan besonders mit den vielen vergebenen Chancen
Frust pur: Nach dem 2:2 bei 1899 Hoffenheim haderte Borussia Dortmund um Henrikh Mkhitaryan besonders mit den vielen vergebenen Chancen

Dortmunds bekannte Achillesferse

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Sinsheim - Manchmal muss man sich beim Gegner umhören, um ein realistisches Bild über das Leistungsvermögen einer Mannschaft zu bekommen. Zumal wenn die Spieler - wie die von Borussia Dortmund am Samstagnachmittag - einfach zu enttäuscht sind, um sich selbst noch über den grünen Klee zu loben.

Lob vom Gegner

Denn dass der BVB nach dem alles in allem leistungsgerechten 2:2 bei 1899 Hoffenheim nun schon satte zwölf Punkte Rückstand auf den Herbstmeister FC Bayern München hat, drückte die Laune der Schwarz-Gelben doch enorm.

TSG-Keeper Jens Grahl wirkte dafür richtig ehrfürchtig, als er über das Dortmunder Offensivspiel sprach: "Da denkst du, es kommt eine Sturmflut auf dich zu." Auch für Sven Schipplock war das höchst unterhaltsame 2:2 nah am Wunschresultat. Und das, obwohl seine Kraichgauer nach einem aus BVB-Sicht eher durchwachsenen ersten Durchgang nach Toren von Schipplock (17.) und Kevin Volland (37.) selbst schon mit 2:0 geführt hatten.

Doch, so fand der Angreifer der Gastgeber, gegen diesen Gegner sei nun mal selbst bei einer komfortablen Führung nicht mehr drin als ein Remis. "Wenn man sieht, auf welchem Topniveau die Dortmunder vor allem in der Offensive spielen, kann man zufrieden sein."

Zumindest als Gegner der Borussen, würden sie im Westfälischen ergänzen. Denn die Dortmunder Offensivwucht war zwar beeindruckend, doch angesichts von fast einem Dutzend guter Chancen hätte mehr dabei herauskommen müssen als die beiden Treffer von Pierre-Emerick Aubameyang (45.) und Lukasz Piszczek (67.).

BVB lässt zu viele Chancen liegen

"7:3“ hätte das Spiel also auch ausgehen können, meinte Jürgen Klopp, der die Chancen "in der Entstehung sensationell, in der Verwertung, sagen wir, unterdurchschnittlich“ fand und dabei gleich ein paar Szenen vor seinem inneren Auge hatte. In Hoffenheim versiebten Henrikh Mkhitaryan (74.), Robert Lewandowski (76.), Marco Reus (87.) und Julian Schieber (89.) allein in den letzten 20 Minuten mehr Großchancen, als sich den meisten Mannschaften in 90 Minuten bieten.

Kurzum: Die Chancenverwertung ist und bleibt die Achillesferse des Dortmunder Spiels. "Um so ein Spiel auch wirklich zu gewinnen, müssen wir unsere Chancen nutzen", brachte ein sichtlich verärgerter Jakub Blaszczykowski die Sache auf den Punkt.

Sahin: "Die Bayern sind einfach zu weit weg"

Es spricht für die BVB-Offiziellen, dass sie bei der Analyse der Spiele nur selten auf die Verletzungsmisere hinweisen, die ihr Team beutelt und die sich auch in Hoffenheim in der Aufstellung niederschlug. Sven Bender, Neven Subotic, Ilkay Gündogan, Marcel Schmelzer und Mats Hummels heißen die prominentesten Patienten, die Verteidgung bildeten in Hoffenheim die beiden Innenverteidiger Manuel Friedrich und Marian Sarr, auf den Außenbahnen liefen Erik Durm auf - und auf rechts ein Lukasz Piszcek, der noch erkennbar ein paar Wochen braucht, um nach seiner Verletzungspause wieder zu alter Stärke zu finden.

Für Demutsbezeugungen aus dem Hoffenheimer Lager reichte der BVB-Vortrag aber allemal. Und keiner im Kraichgau hätte wohl damit gerechnet, dass sie genau die in Dortmund zuletzt ein paar mal zu oft gehört haben, um sich noch freuen zu können. "Klar, die Dortmunder findet man richtig geil, aber trotzdem kann man sie schlagen. Das ist schon unangenehm", sagte Klopp, den die Vergleiche mit den Bayern offenbar genauso nerven wie Nuri Sahin: "Niemand bei uns ist so blauäugig, sich mit den Bayern messen zu wollen. Die sind einfach zu weit weg"

Aus Sinsheim berichtet Christoph Ruf