Borussia Dortmund ist am Ziel: Nach der Titelverteidigung in der Meisterschaft gewinnt die Mannschaft von Kapitän Sebastian Kehl (M.) mit einem 5:2 über den FC Bayern München auch den DFB-Pokal und holt damit erstmals das Double
Borussia Dortmund ist am Ziel: Nach der Titelverteidigung in der Meisterschaft gewinnt die Mannschaft von Kapitän Sebastian Kehl (M.) mit einem 5:2 über den FC Bayern München auch den DFB-Pokal und holt damit erstmals das Double

Dortmund holt das Double!

xwhatsappmailcopy-link

Berlin - Meister Borussia Dortmund hat seine Rekord-Saison mit dem ersten Double der 103-jährigen Vereinsgeschichte gekrönt. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp fügte dem FC Bayern München in einem hochklassigen DFB-Pokal-Endspiel in Berlin beim 5:2 (3:1) die höchste Final-Niederlage zu und gewann nach einem "Dreierpack" von Robert Lewandowski zum dritten Mal nach 1965 und 1989 den Cup. Die Bayern haben nach der völlig verpatzten Generalprobe am 19. Mai im Champions-League-Endspiel gegen den FC Chelsea ihre letzte Titelchance.

BVB jubelt, Bayern frustriert

Das "Traumfinale" zwischen Meister und Vize übertraf die hohen Erwartungen sogar noch - und begann mit einem Paukenschlag, als Shinji Kagawa den BVB in Führung brachte (3.). Arjen Robben glückte der zu diesem Zeitpunkt verdiente Ausgleich per Foulelfmeter (25.). Es war der erste Dortmunder Gegentreffer im Wettbewerb. Der frühere Münchner Mats Hummels (41., Foulelfmeter) und Lewandowski (45.+1) brachten Dortmund noch vor der Pause auf die Siegerstraße.

Erneut Lewandowski machte mit seinem sechsten Pokaltreffer alles klar (58. ). Franck Ribery brachte den Bayern den Anschlusstreffer (76.), ehe Lewandowski nach einem Fehler von Nationaltorwart Manuel Neuer wieder zuschlug (81.) - und damit der BVB den "Pott" nach Schalkes Erfolg 2011 verdient "im Pott" behielt. Es war der fünfte Pflichtspielsieg des BVB gegen die Bayern in Folge.



Um 22.13 Uhr überreichte Bundespräsident Joachim Gauck den Pokal an BVB-Kapitän Sebastian Kehl - und die schwarz-gelbe Glückseligkeit war perfekt.

Während sich die Borussia am Sonntagabend vor mehreren Hunderttausend Fans mit Pokal und Schale feiern lassen wird, müssen die Bayern nach der erst dritten Pleite bei der 18. Final-Teilnahme erstmals seit 1996 wieder zwei Spielzeiten in Serie ohne nationalen Titel verdauen. Den Münchner Frust soll der englische FA-Cup-Sieger Chelsea im "Finale dahoam" zu spüren bekommen.

"Nicht in Worte zu fassen"



"Das war ein Pokalfinale, wie man es sich als Dortmunder nicht besser vorstellen kann. Eiskalt zugeschlagen, tolle Tore gemacht - das ist definitiv nicht in Worte zu fassen, was in uns abläuft", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp nach seinem ersten Pokalfinale überglücklich.

Bayerns Trainer Jupp Heynckes war dagegen restlos bedient. "Wir dürfen uns nicht beklagen. Unser gesamtes Defensivverhalten war katastrophal. Wir haben uns das selbst zuzuschreiben. Man muss nüchtern feststellen, dass wir den Sieg nicht verdient haben", sagte Heynckes, der weiter auf seinen ersten DFB-Pokal-Sieg als Trainer warten muss.

"Kaiser" schimpft



Im Hinblick auf das Champions-League-Finale ist ihm allerdings nicht bange: "Wir haben noch ein ganz großes Ziel vor Augen. Ich denke, bis dahin haben sich alle von dem Schock erholt. Das wird ein ganz anderes Spiel." Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer sprach derweil von einer "peinlichen Niederlage" und meinte: "So werden wir auch gegen Chelsea verlieren."

Alle 75.708 Zuschauer im Olympiastadion hatten noch nicht Platz genommen, als Bayerns Luiz Gustavo, der Thomas Müllers Platz in der Startelf einnahm, mit einem kapitalen Schnitzer Jakub Blaszszykowski ins Spiel brachte. "Kuba" passte in die Mitte zu Kagawa, der Nationaltorhüter Manuel Neuer aus kurzer Distanz keine Chance ließ.

Weidenfeller verletzt raus



Der FCB brauchte in der turbulenten Anfangsphase fünf Minuten, bis er sich gefangen hatte. Dann scheiterte Mario Gomez nach Robbens Steilpass an Roman Weidenfeller (8.), traf den BVB-Torwart dabei aber so unglücklich, dass dieser bald gegen Mitchell Langerak ausgewechselt werden musste (34.). Weidenfeller wurde mit Atembeschwerden ins Krankenhaus gebracht, war aber pünktlich zur Siegerehrung wieder im Stadion.

Gomez und Weidenfeller spielten auch beim Bayern-Strafstoß Hauptrollen, als der Torhüter den Stürmer nach Pass von Bastian Schweinsteiger zu Fall brachte. Robben, der am 11. April beim 0:1 der Bayern in Dortmund vom Punkt gescheitert war, verwandelte diesmal sicher. Weil sich Münchens Verteidiger Jerome Boateng ein Foul an Marcel Schmelzer leistete, pfiff Schiedsrichter Peter Gagelmann eine Viertelstunde später erneut Strafstoß. Hummels hatte Glück, denn Neuer war an seinem Schuss noch dran. Die Bayern-Abwehr blieb aber schlecht organisiert, Lewandowski nutzte Kagawas feines Zuspiel zum 3:1. Nach Pass von Kevin Großkreutz schloss Lewandowski einen Konter zum 4:1 ab - die Entscheidung.

BVB dominiert



Die Borussen unterbanden das Münchner Kombinationsspiel mit aggressivem Pressing häufig erfolgreich und waren mit ihren schnellen Offensivattacken selbst gefährlich - begünstigt durch die defensiven Schwächen der Bayern, die in dieser Saison zuvor nie mehr als zwei Gegentreffer hatten hinnehmen müssen. Doch auch die Bayern hatten Gelegenheiten; die beste in der ersten Halbzeit, als Hummels einen Schuss Philipp Lahm kurz vor der Linie wegschlug (33. ).

In der zweiten Halbzeit versuchten die Bayern verzweifelt, noch einmal heranzukommen. Das eröffnete der Borussia um den überragenden Kagawa, der vor einem Wechsel nach England steht, immer wieder Räume. Nach dem vierten Tor des BVB hatte der Rekordpokalsieger den Dortmundern aber kaum mehr etwas entgegenzusetzen. Gomez traf per Kopf nach Flanke des unauffälligen Ribery nur die Latte (68.). Trainer Jupp Heynckes brachte kurz darauf Diego Contento, der für den in der "Königsklasse" gesperrten David Alaba Spielpraxis sammeln sollte.