Die zwei Gesichter der Bayern

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Mönchengladbach - Das war wieder kein gutes Wochenende für den FC Bayern. Während der Rekordmeister beim Schlusslicht der Bundesliga in Mönchengladbach beim spektakulären 3:3-Unentschieden unnötig zwei Punkte liegen ließ, zogen Vereine wie der 1. FC Nürnberg oder der SC Freiburg in der Tabelle an den Münchenern vorbei.

Ein gutes Drittel der Saison ist inzwischen gespielt, und Bayern München befindet sich noch immer im Niemandsland der Tabelle. Nur schleppend geht die angekündigte große Aufholjagd des Titelverteidigers voran, obwohl er nun seit immerhin vier Spieltagen ungeschlagen ist und dabei acht Punkte einfuhr.

Vor der Pause beeindruckend

Tabellarisch aber treten die Münchener auf der Stelle. Es bleibt eine Saison, in der die Bayern zwei Gesichter zeigen. Mittelmaß in der Bundesliga, Spitzenklasse in der Champions League. Neu war an diesem grauen Samstag im ausverkauften Borussia-Park allerdings, dass die Schützlinge von Trainer Louis van Gaal ihre beiden Gesichter in einem Spiel präsentierten.

Vor der Pause knüpften sie nahtlos an ihre starke Vorstellung vom Champions League-Spiel in Cluj an, das 4:0 gewonnen wurde. Die Bayern spielten ihre überforderten Gastgeber schwindelig, schossen durch Mario Gomez und Bastian Schweinsteiger zwei Traumtore und trafen drei weitere Male Aluminium. Nach dem Seitenwechsel agierten sie unkonzentriert und offenbarten erschreckende Mängel in der Defensive, die die Borussia eiskalt nutzte.

Bedröppelt, zerknirscht, kleinlaut

So musste sich der FC Bayern mit einem 3:3 begnügen, das den Coach erst ratlos, alleine auf der Trainerbank sitzend zurückließ und dann zu einen Wutausbruch in der Kabine verleitete. "Ich war sehr böse", gestand der Niederländer seine Verärgerung über die fahrlässig verschenkten Punkte: "Nach dem Spiel war es laut. Wir haben in zehn Minuten einen sicheren Sieg weggegeben. Wir sind selbst Schuld."

Bedröppelt und kleinlaut schlichen dann die Spieler durch die Katakomben des Stadions. Schweinsteiger, der kurz vor der Halbzeit einen Elfmeter verschossen hatte, sagte lieber gar nichts. "Das Unentschieden fühlt sich wie eine Niederlage an", meinte Bayerns Kapitän Philipp Lahm zerknirscht.

"Haben Sie gedacht, wir liegen uns in den Armen und feiern den Punkt?", antwortete Thomas Müller auf die Frage nach dem Befinden der Mannschaft. "In unserer Situation ist das Ergebnis dramatisch, vor allem wenn man sieht, wie einfach es gewesen wäre, hier drei Punkte mitzunehmen."

Im brisanten Derby unter Druck

So bleibt die Tabellenspitze vorerst in weiter Ferne. In der Hinrunde geht es für den Double-Gewinner der Vorsaison nur noch um Schadensbegrenzung. "Wir müssen schauen, dass wir alle Spiele gewinnen, um den Abstand so niedrig wie möglich zu halten", fordert Bayerns Mittelfeldspieler Andreas Ottl.

Am kommenden Wochenende gastiert der 1. FC Nürnberg in der Allianz Arena zum bayrischen Derby. Die Franken kommen mit breiter Brust und zwei Punkten mehr auf dem Konto in die Landeshauptstadt. Der Druck wird für den FC Bayern immer größer. Doch die Spieler sind gewohnt, damit umzugehen.

"Wir müssen gegen Nürnberg gewinnen", weiß Müller: "Wir haben eh immer die gleiche Ausgangsposition, ganz egal ob am 1. oder 34. Spieltag und egal wie wir in der Tabelle stehen. Wir müssen gewinnen und werden alles dafür tun."

"Bundesliga wird im Mai entschieden"

Doch trotz der angespannten sportlichen Situation hat der Trainer auch noch etwas Gutes entdecken können. "Wir sind einen Punkt näher an Mainz herangerückt", sagte van Gaal. "Die waren schon mal 13 Punkte weg. Jetzt sind es acht. Die Bundesliga wird im Mai entschieden und nicht im November."

Im vergangenen Jahr ist den Bayern bekanntlich die Aufholjagd noch gelungen. Und wenn in der Rückrunde die Dauerverletzten Arjen Robben und Franck Ribery wieder dabei sind und zuvor bereits die ebenfalls schmerzlich vermissten Spieler wie Mark van Bommel, Mirsolav Klose oder Holger Badstuber, dann ist den Bayern auch diesmal wieder Vieles zuzutrauen. Ob es wieder zum Titel reicht, ist eine andere Frage.

Aus Mönchengladbach berichtet Tobias Gonscherowski