Der SV Werder Bremen ist seit nunmehr acht Spielen ohne Sieg und gerät immer mehr in den Abstiegskampf. "Die Situation ist immer noch prekär", erklärt Sebastian Prödl
Der SV Werder Bremen ist seit nunmehr acht Spielen ohne Sieg und gerät immer mehr in den Abstiegskampf. "Die Situation ist immer noch prekär", erklärt Sebastian Prödl

"Die Situation ist immer noch prekär"

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Bremen - Mit fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz geht Werder Bremen in die letzten fünf Bundesliga-Spiele dieser Saison. Durch das am vergangenen Wochenende hat sich die Situation bei den seit acht Spielen sieglosen Hanseaten nicht wirklich entspannt. Vor dem Nordduell mit dem ebenfalls noch nicht geretteten VfL Wolfsburg (Samstag, ab 18 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) sprach bundesliga.de mit Werders Vizekapitän Sebastian Prödl.

bundesliga.de: Herr Prödl, Werder hat zuletzt in Düsseldorf wieder Moral bewiesen und nach zweimaligem Rückstand noch ein Remis geholt. Wie wichtig war die Punkteteilung?

Sebastian Prödl: Für die Moral war der Punkt in der nicht einfachen Situation, in der wir uns befinden, sehr wichtig. Solche kleinen Erfolgserlebnisse, die nach den schnell gefallenen Toren wichtig sind, bringen uns hoffentlich nach vorne. Ich hoffe, dass wir jetzt im kommenden Spiel einen Sieg einfahren. In Düsseldorf war es primär wichtig, dass wir die Fortuna hinter uns lassen. Die Art und Weise, wie wir uns zurückgekämpft haben, wird uns in den restlichen Spielen helfen.

bundesliga.de: Die Gesamtsituation ist dennoch nicht besser geworden, weil Augsburg zwei Punkte auf Werder gut machen konnte. Wie bedrohlich ist die Lage fünf Spieltage vor Saisonende?

Prödl: Natürlich schauen wir auch nach unten und haben mitbekommen, dass Augsburg im Aufwind ist. Die Situation ist immer noch prekär. Aber wir haben alles noch selbst in der Hand. Wenn wir unsere Spiele gut gestalten, brauchen wir nicht nach unten blicken. Wir haben noch drei Heimspiele und zwei Auswärtspartien. Die Spiele werden auch nicht mehr. Hinter uns liegt nicht nur Augsburg, sondern auch Düsseldorf. Wir sind noch im Vorteil. Aber das kann sich auch ändern. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Wir dürfen nicht leichtfertig sein. Jetzt gilt alle Konzentration dem Spiel gegen Wolfsburg.

bundesliga.de: Sie haben das Restprogramm angesprochen. Nach der Tendenz muss es für Werder kein Vorteil sein, häufiger daheim anzutreten als in der Fremde. Denn auswärts lief es zuletzt weitaus besser als im Weserstadion. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum sich Werder in diesen Wochen vor eigenem Publikum so schwer tut?

Prödl: Das ist schwer zu erklären. Auswärts halten wir vielleicht etwas mehr die Ordnung und Disziplin. Zuhause ist der Offensivdrang viel größer, weil wir den Zuschauern immer ein Spektakel bieten wollen. Wenn wir defensiv disziplinierter auftreten, bin ich mir sicher, dann werden wir auch zuhause wieder gewinnen.

bundesliga.de: Seit acht Spielen wartet Werder auf einen "Dreier". Wie ist der Trainer mit der Situation umgegangen? Hat sich die Ansprache von Thomas Schaaf an die Mannschaft verändert?

Prödl: Nein. Er versucht, die nötige Ruhe in die Mannschaft zu bringen und sie zu motivieren. Die letzten Trainingswochen waren gut. Ich denke, dass der mannschaftliche Zusammenhalt für alle erkennbar ist. Wir brechen nicht auseinander, wir lassen uns nicht auseinander dividieren. Stattdessen werden wir die nächsten Aufgaben in Ruhe angehen.

bundesliga.de: Wie gehen Sie selbst mit der weitgehend unbekannten Situation Abstiegskampf um? Können Sie sich davon frei machen?

Prödl: Nein, davon kann man sich nicht frei machen. Es ist eine Belastung, auch eine psychische. Natürlich beschäftigt einen das tagtäglich. Das ist ja schließlich unser Job. Wir müssen in jedem Training und Spiel immer 100 Prozent geben, müssen die Situation annehmen und dürfen nichts schön reden. Wenn wir mit dem Kopf bereit und mental stark sind, dann fällt es einem einfacher, fußballerisch aus der Situation herauszukommen.

bundesliga.de: Sie gehören mit Clemens Fritz und Aaron Hunt zu den dienstältesten Werder-Profis und waren noch beim letzten Titelgewinn dabei. Welche Rolle spielt Werder für Sie? Ist der Verein eine Herzensangelegenheit für Sie?

Prödl: Werder Bremen ist seit Jahren ein hochangesehener Verein mit einer großen Tradition, ein Verein mit tollen Fans, der viele Titel geholt hat. Das wird er auch immer so bleiben, egal, ob wir jetzt einmal im Abstiegskampf stecken. Für mich ist es ein Aushängeschild, wenn man für so einen Verein spielt. Ich konnte mich in den letzten fünf Jahren immer weiterentwickeln und viel lernen.

bundesliga.de: Wie sehen Sie Ihre Zukunft in Bremen?

Prödl: Ich habe noch zwei Jahre Vertrag. Ich denke, wir werden noch ein Interview führen, wenn Werder wieder weiter oben in der Tabelle steht.

bundesliga.de: Am Samstagabend kommt es zum Spiel gegen den VfL Wolfsburg, der ebenfalls noch nicht aller Sorgen ledig ist und mit vielen alten Bekannten anreist. Was für einen Empfang wollen Sie Naldo, Diego und Klaus Allofs bereiten?

Prödl: Das sind alles alte Weggefährten. Nicht mehr, nicht weniger.

bundesliga.de: Was für eine Partie erwarten Sie? Worauf muss Werder besonders aufpassen?

Prödl: Es wird eine enge Partie. Die Wolfsburger haben die gleiche Ausgangssituation wie wir in Düsseldorf. Wenn wir gewinnen, überholen wir sie. Es wird ein kampfbetontes Spiel und es werden brutal schwere 93, 94 Minuten. Kleinigkeiten werden entscheiden.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski