Dennis Aogo (l.) gratuliert Artjoms Rudnevs zum Führungstor
Dennis Aogo (l.) gratuliert Artjoms Rudnevs zum Führungstor

Die richtigen Worte gefunden

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Nürnberg - Thorsten Fink ist ein Mann mit guten Umgangsformen. Noch an Weihnachten hatte der Hamburger Coach seinem frischgebackenen Nürnberger Kollegen per SMS zur Beförderung gratuliert. Mit Michael Wiesinger, dem Hecking-Nachfolger aus dem Oberbayrischen, hatte der HSV-Coach von 1999 bis 2001 beim FC Bayern zusammengespielt. Im ersten Durchgang des taten die Hamburger dann auch passend zu den kollegialen Wünschen nicht viel, um den Franken einen guten Start in die Rückrunde zu vermasseln. "In der ersten Halbzeit waren wir überhaupt nicht im Spiel", ärgerte sich Fink, "da war Nürnberg aggressiver als wir."

Finks Halbzeitansprache zeigt Wirkung

Dabei hatte sich der HSV, der trotz gegenteiliger Befürchtungen auf Rafael van der Vaart zurückgreifen konnte, vor dem Spiel fest vorgenommen, die Rückserie zum Sturm auf die Startplätze zur Europa League zu nutzen. Doch dann folgte eine fahrige erste Hälfte, die es den Gastgebern leicht machte, das Spiel zu kontrollieren. "So gewinnt man kein Bundesliga-Spiel", ärgerte sich van der Vaart, der insgesamt unter seinen Möglichkeiten blieb.



Was folgte, war eine Halbzeitansprache, in der Fink, wie Manager Arnesen berichtete, "ruhig und sachlich die richtigen Worte gefunden" hat. Den zweiten Durchgang gingen die Hanseaten auch prompt druckvoller an. Und kam prompt zu Chancen. In der 56. Minute setzte sich Per Ciljan Skjelbred auf der rechten Außenbahn durch, seine Flanke köpfte Artjoms Rudnevs nur knapp übers Nürnberger Tor. Kurz darauf köpfte Nürnbergs Javier Pinola einen langen Ball von Marcell Jansen an den eigenen Außenpfosten (66.), ehe Rudnevs nach Vorarbeit von Dennis Aogo traf (70.) - der siebte Saisontreffer des Mannes, der mit Heung Min Son eine gefährliche Doppelspitze bildete.

Der HSV reagierte wütend auf den prompten Ausgleich, offenbar hatte Trainer Fink in der Halbzeit die Devise ausgegeben, sich nicht mit einem Punkt zufriedenzugeben. Der Koreaner Son (77./80.) vergab weitere gute Möglichkeiten und traf in der Schlussminute sogar noch den Pfosten. Das Lob für seine beiden Offensiv-Stars weitete Fink allerdings auf alle vier Angreifer aus; er verfüge derzeit über genügend Alternativen in vorderster Front. "Wir haben derzeit vier gute Stürmer, auch Maxi Beister und Marcus Berg sind sehr gut drauf."

Mancienne fällt lange aus



Insgesamt war Fink nicht unzufrieden, die zweite Halbzeit ("viel besser geht es nicht") versöhnte den Übungsleiter mit der schwachen ersten Hälfte. Dass es trotzdem nicht zum Sieg reichte, lag an einer Unachtsamkeit in der ansonsten gut sortierten Hamburger Defensive, die Tomas Pekhart nach einem schnell ausgeführten Einwurf zum Ausgleich nutzte.

"Die spielen mit nur einem Mittelstürmer, und dann steht der so frei", ärgerte sich Marcell Jansen. "Das darf uns nicht passieren." Und Kapitän Heiko Westermann ergänzte: "Wir haben den Gegner beherrscht und hätten zwei, drei Tore machen müssen." Ein weiterer Wermustropfen: Michael Mancienne, der nach einem Zweikampf mit Pekhart ausgetauscht werden musste, fällt mit einem doppelten Bänderriss vier bis sechs Wochen aus.

Christoph Ruf