"Es geht nur noch darum, die Liga zu halten", sagt Andreas Müller (l.), der seit dem 20. September als Manager im Amt ist
"Es geht nur noch darum, die Liga zu halten", sagt Andreas Müller (l.), der seit dem 20. September als Manager im Amt ist

"Die Leute haben Angst, dass wir absteigen"

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Sinsheim - Am Montagnachmittag, 16 Uhr, verkündete Andreas Müller, der Manager der TSG 1899 Hoffenheim, die Beurlaubung von Trainer Markus Babbel, der bei der TSG noch Vertrag bis Ende Juni 2014 hat. Auch Co-Trainer Rainer Widmayer musste gehen. Die Entlassung des Trainerteams war nach der am Sonntag aus Sicht der Verantwortlichen unausweichlich.

Müller: "Traue Frank alles zu"

Eine Stunde zuvor hatte Müller die Mannschaft trotz des trainingsfreien Tages nach Zuzenhausen zitiert, sie steht jetzt in der Verantwortung. Bis zur Winterpause und "vielleicht darüber hinaus" (Müller) wird der Hoffenheimer U 23-Trainer Frank Kramer die Geschicke bei den Profis leiten. Der 40 Jahre alte Memminger war im Sommer 2011 noch vom ehemaligen Manager Ernst Tanner geholt worden, derzeit macht er die Fortbildung zum Fußballlehrer in Hennef.



DFB-Chefausbilder Frank Wormuth stellte Kramer für die Aufgabe bei seinem Verein frei. Zusammen mit dem neuen Co-Trainer Julian Nagelsmann (25) soll Kramer Punkte gegen den Abstieg holen. "Ich traue Frank alles zu", sagt Manager Andreas Müller.

Vergangenen Dienstag weilte Kramer mit seinen Kommilitonen aus Hennef zum Anschuungsunterricht in Frankfurt auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Mainz 05. Am Freitag in Hamburg wird er erstmals im großen Scheinwerferlicht ein Spiel der TSG-Profis analysieren müssen. An der Aufgabe, die rätselhaften Leistungen seines Teams zu erklären, war Babbel in den letzten Wochen immer wieder gescheitert.

Kramer ist "lebhaft an der Außenlinie"



Mit der Lösung Kramer wollen die Hoffenheimer Verantwortlichen Zeit gewinnen, "um in Ruhe, die nächsten Schritte zu überlegen" (Müller). Die nächste Trainerentscheidung muss sitzen. Mit Kramer versucht sich nach der Trennung von Erfolgstrainer Ralf Rangnick zum Jahreswechsel 2010/11 innerhalb von gut zwei Jahren nach Marco Pezzaiuoli, Holger Stanislawski und Markus Babbel bereits der vierte Trainer an dieser wankelmütigen Mannschaft.

"Die Leute haben Angst, dass wir absteigen", weiß Müller seit der Pleite gegen Werder am Sonntag. Kramer hat eine andere Körpersprache als der während der Spiele eher zurückhaltende Babbel. "Ich bin lebhaft an der Außenlinie", sagte Kramer bei seiner Vorstellung am Montag im Traininsgzentrum der TSG in Zuzenhausen. Als Spieler war der heute 40-Jährige in der Regionalliga unter anderem in Weismain und Vestenbergsgreuth in der Regionalliga aktiv. Für Dienstag setzte er gleich zwei Trainingseinheiten an, Kramer sagt: "Ich sehr akribisch und sehr direkt und klar."

Müller formuliert Klassenerhalt als Ziel



Mit dieser Art des Coachings führte er die Hoffenheimer U 23 in der Regionalliga auf Rang 3. Zuletzt waren bei den Profis von außen kaum noch Impulse gekommen. Manager Müller sagt: "Es geht nur noch darum, die Liga zu halten."

Zuletzt stürzte die TSG auf Relegationsplatz 16 ab, die Mannschaft hat Selbstvertrauen eingebüßt und stellt mit 36 Gegentoren in 15 Ligaspielen die schlechteste Abwehr der Liga. Alleine aus Standardsituationen bekam sie 16 Gegentreffer.

Neuausrichtung in der Winterpause



Babbel hatte das Ziel Europapokalteilnahme ausgerufen, obwohl die Mannschaft die drei Spielzeiten zuvor jeweils auf Tabellenrang 11 endete. "Die Zielformulierung kann man gerne als Fehler von mir ansehen", räumte Babbel gegenüber der "Sport Bild" ein. Fast alle Neuzugänge (außer mit Abstrichen Usami und Joselu) erwiesen sich bislang noch nicht als Verstärkungen: Wiese, Delpierre, Schröck, Derdiyok, Chris, Ochs.

Unterschätzt hatte Babbel die zusätzliche Aufgabe als Manager, die ihm der Verein nach der Demission von Ernst Tanner überantwortet hatte. Müller übernahm erst Mitte September. Nun muss Müller den Verein und die Mannschaft in der Winterpause neu ausrichten. Frank Kramer hat nun erstmal die Chance sich zu beweisen.

Aus Sinsheim berichtet Tobias Schächter