"Wenn Hamburg zuhause ohne Gegentor bleibt, wird der HSV den Klassenerhalt schaffen", sagt Michael Oenning
"Wenn Hamburg zuhause ohne Gegentor bleibt, wird der HSV den Klassenerhalt schaffen", sagt Michael Oenning

Oenning: "Die Chancen stehen 50:50"

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München - Für Michael Oenning waren die Relegationsspiele nicht sonderlich nervenaufreibend. Als Coach des 1. FC Nürnberg schaffte der 48-Jährige im Jahr 2009 souverän über die Relegation den Aufstieg in die Bundesliga. Im Interview mit bundesliga.de erinnert sich Oenning, der vor zwei Jahren den Hamburger SV trainierte, an seine Erfahrungen in der Relegation und wagt eine Prognose für die anstehenden Spiele.

bundesliga.de: Herr Oenning, heute Abend (ab 20 Uhr im Live-Ticker) empfängt im ersten Spiel der diesjährigen Relegation Ihr Ex-Verein, der Hamburger SV, die SpVgg Greuther Fürth. Was für Partien dürfen wir erwarten?

Michael Oenning: Ich bin mir sicher, dass diese Spiele durch Kleinigkeiten entschieden werden. Normalerweise werden beide Mannschaften tunlichst versuchen, ein Gegentor zu vermeiden. Man sieht auch an den bisherigen Relegationsspielen, dass es meistens eine komplizierte Geschichte ist, weil man bis zum Schluss nicht weiß, ob es reicht. Das sind meist ganz enge Kisten.

bundesliga.de: Sie haben selbst vor fünf Jahren als Coach des 1. FC Nürnberg Ihre Erfahrungen mit der Relegation gemacht. Was ist hängen geblieben?

Oenning: Meine eigenen Erfahrungen waren positiv. Wir durften 2009 als Zweitligist das erste Spiel auswärts bei Energie Cottbus bestreiten. Wir hatten damals auch etwas Glück vom Spielverlauf her. Wir sind relativ früh in Führung gegangen und haben Cottbus damit auf dem falschen Fuß erwischt. Cottbus hat dann relativ schnell nach vorne gespielt, wir haben das gnadenlos ausgenutzt, den Gegner ausgekontert und 3:0 gewonnen. Das war die Grundlage.

bundesliga.de: Waren diese Relegationsspiele die nervenaufreibendsten Ihrer Karriere?

Oenning: Eigentlich nicht, weil sie für uns so positiv liefen. Es gab nur einen ganz kurzen kritischen Moment in der Relegation für uns, als wir ins Grübeln gekommen sind. Das war im Rückspiel in Nürnberg, als Cottbus direkt in der ersten Minute Pech hatte mit einem Schuss an die Unterkante der Latte. Wenn der Ball reingegangen wäre, wäre es noch einmal richtig kompliziert geworden. Ansonsten lief die Relegation für uns wie gemalt, fast perfekt. Allerdings waren wir auch richtig gut drauf. Wir waren sehr gefestigt und gut im Spiel nach vorne. Wir haben beide Spiele zu null gewonnen.

bundesliga.de: Haben Sie damals in der Vorbereitung auf die Relegationsspiele etwas verändert?

Oenning: Nein, wir haben nichts großartig anders gemacht als bei normalen Punktspielen, da die Relegation ja auch relativ fix nach unserem letzten Punktspiel kam. Man hält einfach die Spannung hoch und freut sich auf die Spiele. Für uns war es super, dass wir nach einer komplizierten Saison überhaupt noch die Chance hatten. Für Cottbus lief es genau andersherum. Sie hatten sich mit Mönchengladbach um Platz 15 gekabbelt. Ich glaube, die haben die Aufgabe unterschätzt.

bundesliga.de: Der HSV dürfte seine Aufgabe gegen Fürth sicher nicht unterschätzen. Wie bewerten Sie die Chancen der Hanseaten?

Oenning: Das Duell HSV gegen Fürth ist aus meiner Sicht völlig offen. Die Chancen stehen 50:50. Es wird meiner Meinung nach wie gesagt durch Kleinigkeiten im Hinspiel entschieden. Wenn Hamburg zuhause ohne Gegentor bleibt, wird der HSV den Klassenerhalt schaffen.

bundesliga.de: Drücken Sie dem HSV die Daumen, weil Sie dort als Trainer tätig waren oder verfolgen Sie die Spiele neutral?

Oenning: Ich bin bei der Paarung natürlich nicht neutral, weil ich beim HSV eine eigene Geschichte habe. Insofern wäre ich schon froh, wenn der HSV den Klassenerhalt packen würde. Aber ich habe auch keinerlei Ressentiments gegen Fürth.

bundesliga.de: Die Paarung HSV gegen Fürth gab es kurioserweise in dieser Saison bereits im Pokal. Da siegte der HSV dank eines Lasogga-Tores mit 1:0. Spielt das eine Rolle im Vorfeld der Partie?

Oenning: Der HSV kann sich das sicher noch einmal vor Augen führen, dass er Fürth schon einmal geschlagen hat. Aber letztendlich sind die Relegationsspiele viel zu kompliziert, als dass dies einen Einfluss hätte.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski

Alle Informationen zur diesjährigen Relegation gibt's hier...