Der FC Bayern war nach dem 1. FC Nürnberg Stefan Reuters zweite Station als Spieler. Von 1988 bis 1991 stand er in den Diensten des Rekordmeisters und wurde 1989 und 1990 mit der Mannschaft Deutscher Meister
Der FC Bayern war nach dem 1. FC Nürnberg Stefan Reuters zweite Station als Spieler. Von 1988 bis 1991 stand er in den Diensten des Rekordmeisters und wurde 1989 und 1990 mit der Mannschaft Deutscher Meister

"Die Chancen stehen 50:50"

xwhatsappmailcopy-link

München - Drei Jahre spielte er für den FC Bayern, sogar elf für Borussia Dortmund. Stefan Reuter war mit beiden Vereinen extrem erfolgreich, wurde fünf Mal Deutscher Meister.

Im exklusiven Interview mit bundesliga.de analysiert der Weltmeister von 1990 die beiden Kontrahenten des Megahits vom kommenden Samstag.

bundesliga.de: Herr Reuter, treffen beim Spitzenspiel in München auch tatsächlich die beiden derzeit besten deutschen Mannschaften aufeinander?

Stefan Reuter: Ja, das denke ich schon. Die Borussia hat sich nach den anfänglichen Schwierigkeiten in der Bundesliga wieder gefangen. Sie hat eine gute Qualität im Kader. Aber die Mannschaft musste sich nach der Meisterschaft erst an den neuen Rhythmus und die neuen Herausforderungen gewöhnen. Viele Spieler wurden Nationalspieler, die Champions-League-Spiele kamen dazu. Aber jetzt ist der BVB wieder in der Spur und für mich der Hauptkonkurrent des FC Bayern.

bundesliga.de: Und die Bayern?

Reuter: Die Bayern verfügen ihrerseits über eine unglaubliche Substanz in der Mannschaft. Sie sind die Mehrfachbelastung seit Jahren gewohnt. Die Nationalspieler sind erfahren, sie können mit dem Erfolgsdruck umgehen. Die Bayern sind auch mein Meisterschaftsfavorit in dieser Saison.

bundesliga.de: In den letzten Heimspielen haben die Bayern ihre Gegner überrollt und schnell ein paar Tore geschossen. Werden sie auch gegen den BVB attackieren?

Reuter: Sie werden auch gegen Dortmund versuchen, dominant aufzutreten. Aber sie haben auch Respekt vor dem BVB, gegen den sie im vergangenen Jahr beide Spiele verloren haben. Die Dortmunder können ihnen mit ihrem schnellen Umschaltspiel gefährlich werden. Deshalb sind die Bayern auch gewarnt. Und deshalb sind sie auch heiß auf das Duell. Denn sie wollen in Deutschland die Nummer 1 sein und sind es nicht gewohnt gegen einen Gegner zwei Mal zu verlieren.

bundesliga.de: Wie schwer trifft die Münchener der Ausfall von Bastian Schweinsteiger?

Reuter: Der wiegt sicher schwer. Er war in einer großartigen Form und hat den Rhythmus des Bayern-Spiels bestimmt. Er hat in kritischen Phasen des Spiels die Ruhe bewahrt. Für die Bayern bedeutet sein Fehlen einen herben Verlust. Aber sie haben einen so guten Kader, dass sie ihn bis Weihnachten kompensieren können.

bundesliga.de: Zurück zur Borussia. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Dortmunder?

Reuter: Borussia Dortmund hat sich in den vergangenen Jahren grandios entwickelt. Sie haben unter Jürgen Klopp den Kader sehr punktuell und gezielt mit jungen, frischen Leuten verstärkt. Der Trainer gibt den jungen Spielern wie Mario Götze oder jetzt Moritz Leitner einen Plan mit und schenkt ihnen sein Vertrauen. Er macht das sehr gut.

bundesliga.de: Müssen sich die Fans im Falle eines Bayern-Sieges auf Langeweile in der Bundesliga gefasst machen?

Reuter: Natürlich fällt in diesem Spiel noch keine Vorentscheidung über die Titelvergabe. Aber wenn die Bayern das Spiel gewinnen, haben sie erst einmal acht Punkte Vorsprung auf den BVB. Ich erwarte ein enges Spiel und sehe die Chancen bei 50:50.

bundesliga.de: Können die beiden Verfolger Mönchengladbach und Bremen noch ins Meisterrennen eingreifen?

Reuter: Ich denke nicht. Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach werden keine Rolle im Kampf um die Meisterschaft spielen werden. Werder ist zu sehr abhängig von Claudio Pizarro. Und die Borussia schwimmt auf einer Euphoriewelle und hat sich nach dem schwierigen letzten Jahr toll entwickelt. Aber für höchste Ansprüche reicht die Qualität nicht. Ich bleibe dabei: Die Dortmunder sind der härteste Konkurrent der Bayern.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski