Joker Miroslav Klose (Nr. 11) sichert dem DFB-Team im zweiten Gruppenspiel gegen Ghana das 2:2
Joker Miroslav Klose (Nr. 11) sichert dem DFB-Team im zweiten Gruppenspiel gegen Ghana das 2:2

Joker Klose rettet DFB-Team gegen Ghana das Remis

xwhatsappmailcopy-link

Fortaleza - Joker Miroslav Klose hat die deutsche Nationalmannschaft nach dem WM-Traumstart vor einem herben Dämpfer bewahrt. Nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung erzielte der deutsche Rekordtorjäger in der 71. Minute seinen 15. Treffer bei einer WM-Endrunde und rettete der DFB-Auswahl damit ein 2:2 (0: 0) gegen starke Ghanaer. Ob das Unentschieden für den Einzug ins Achtelfinale reicht, entscheidet sich im letzten Gruppenspiel am Donnerstag gegen die von Jürgen Klinsmann trainierten USA.

"Irrsinniges Tempo"

"Wir haben geführt, dann haben wir zwei Tore aus dem Nichts bekommen. Aber die Mannschaft hat Moral bewiesen, dass sie noch einmal zurückgekommen ist", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Im verflixten zweiten WM-Gruppenspiel war die deutsche Auswahl nach Treffern von Mario Götze (51.), Andre Ayew (54.) und Asamoah Gyan (63.) verdient mit 1:2 in Rückstand geraten. Vom Schwung des Auftaktspiels gegen Portugal (4:0) war dabei lange nichts zu sehen.

Nach der Aufholjagd waren die deutschen Spieler erst mal platt. "Die Spieler sind unheimlich erschöpft. In der zweiten Halbzeit war das ein offener Schlagabtausch, ein irrsinniges Tempo, die Spieler haben sich völlig verausgabt", sagte Löw. "Das waren anstrengende 90 Minuten", ergänzte Kapitän Phillip Lahm, dem vor dem Zwischenstand zum 1:2 ein schwerer Fehler unterlief.

"Gegen so eine Mannnschaft der alles gelingt, ist es schwer", sagte Retter Klose, der seinen Salto nach seinem 70. Länderspieltor fast verpatzte. Er hat nun ebenso viele Treffer erzielt wie der Brasilianer Ronaldo: "In 20 WM-Spielen 15 Kisten ist nicht so schlecht", ergänzte der Rekordtorjäger. "Wir hätten die Tore nicht kriegen dürfen, mit dem Punkt können wir - glaube ich - leben", sagte Torschütze Götze

Ob die deutsche Mannschaft wie bislang immer bei einer WM in die K.o.-Runde vorrückt, entscheidet sich am 26. Juni in Recife. Welches Ergebnis die deutsche Mannschaft benötigt, steht freilich erst in der Nacht zum Montag fest: Die Amerikaner, die Ghana in ihrem ersten Spiel besiegt hatten (2:1), treffen dann in Manaus auf Portugal. Klar ist: Die deutsche Mannschaft muss sich wieder deutlich steigern, um dem angestrebten ersten Titel seit der EM 1996 einen Schritt näherzukommen.

"Black Stars" drehen das Spiel

Dabei war die DFB-Auswahl vor 59.621 Zuschauern im heißen und schwülen Fortaleza sogar noch in Führung gegangen - obwohl es nach der ersten Halbzeit gegen starke Ghanaer nicht danach ausgesehen hatte. Nach einer Flanke des gut abgeschirmten Thomas Müller köpfte sich Götze den Ball auf das linke Knie und lenkte ihn so ins Tor. Andre Ayew glich für die leidenschaftlichen und flinken "Black Stars" aus - dabei sah Shkodran Mustafi, zur zweiten Halbzeit für Jerome Boateng eingewechselt, nicht gut aus. Er kam nicht richtig zum Kopfball hoch.

Ghana erwies sich als ein ganz anderes Kaliber als Portugal, die deutsche Mannschaft hatte große Schwierigkeiten, sogar der sonst so zuverlässige Lahm patzte: Nach einem Fehlpass des Mannschaftskapitäns erzielte Angreifer Gyan das 2:1 - Torhüter Manuel Neuer, der zunächst prächtig gehalten hatte, war dabei ebenso machtlos wie beim ersten Gegentreffer. Erst die Doppel-Einwechslung von Bastian Schweinsteiger (für Sami Khedira) und Klose (für Götze) in der 69. Minute brachte plötzlich neues Leben. Müller hatte noch die Chance zum 3:2 (85.), wurde aber abgeblockt.

Dabei hatte es vor Spielbeginn erst einmal gute Nachrichten gegeben: Mats Hummels, der im Auftaktspiel gegen Portugal (4:0) am vergangenen Montag eine Oberschenkelverletzung erlitten hatte, war einsatzbereit. An seiner Seite bestritt Per Mertesacker sein 100. Länderspiel, als 13. deutscher Fußballer. Den deutschen Innenverteidigern gegenüber stand von Beginn an Kevin-Prince Boateng, der im ersten Spiel von Ghana gegen die USA (1:2) nur eingewechselt worden war.

Neuer im Fokus

Hummels, Mertesacker und Kollegen standen von Anfang an unter Druck. Das Spiel glich einem offenen Schlagabtausch. Ghana stand unter Erfolgsdruck, wirkte sehr entschlossen und hatte früh zwei gute Gelegenheiten. Die erste verhinderte Benedikt Höwedes mit letztem Einsatz gegen Asamoah Gyan (7.) auf Kosten eines Eckballs. Bei der zweiten, einem Weitschuss von Christian Atsu, musste sich Neuer lang machen (13.). Später hielt er bei einem weiteren Weitschuss von Sulley Muntari prächtig (33.).

Die deutsche Mannschaft hatte ihre beste Gelegenheit zunächst in der elften Minute, der Schuss von Toni Kroos, den Müller schön per Hacke vorbereitet hatte, wurde aber abgeblockt. Die Angriffe der DFB-Auswahl liefen in der Regel über Mesut Özil auf der rechten Seite. So in der 21. Minute, als John Boye eine Hereingabe von Özil gerade noch vor Müller klärte. Dagegen fand Götze nicht so gut ins Spiel wie gegen Portugal, erzielte vor seiner Auswechslung aber immerhin das 1:0.

Auch bei den vergangenen WM-Endrunden hatte die DFB-Auswahl im zweiten Gruppenspiel nie besonders gut ausgesehen. Seit dem WM-Triumph 1990 in Italien war ihr lediglich bei der Heim-WM 2006 ein Sieg gelungen - beim 1:0 gegen Polen in Dortmund. In den anderen fünf Begegnungen gab es drei Unentschieden - 2010 in Südafrika sogar eine Niederlage gegen Serbien. Ausgebügelt wurde das damalige 0:1 durch einen Sieg im letzten Spiel der Vorrunde - gegen Ghana (1:0). 

Aufstellungen und Statistiken zum Spiel im Ticker nachlesen