Oliver Kahn (l.) absolvierte zwischen 1994 und 2008 für den FC Bayern 429 Bundesligaspiele
Oliver Kahn (l.) absolvierte zwischen 1994 und 2008 für den FC Bayern 429 Bundesligaspiele

"Der Verein muss Geduld aufbringen"

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Gut einen Monat nach seinem Abschiedsspiel trat Oliver Kahn gut gelaunt wieder einmal in der Allianz Arena vor die Presse.

Eigentlich ging es um die symbolische Scheckübergabe nach dem "easy living Millionenkick", der Teil des Abschiedsspiels war.

Doch natürlich kam Kahn als Identifikationsfigur und langjähriger Kapitän "seines" FC Bayern München nicht um Fragen zur Situation beim Rekordmeister herum.

Vorbild für Kinder und Jugendliche

Und die Überleitung von dem sozialen Projekt "Ich schaff's", bei dem sich Kahn für Kinder und Jugendliche mit Problemen engagiert, fällt nicht schwer.

"Eine Fußballmannschaft funktioniert auch nach den psychologischen Prinzipien von 'Ich schaff's'. Es geht um Motivation, Hartnäckigkeit und einen starken Willen. Auch als Spieler musst du an dich glauben, an dir arbeiten und kämpfen", so der 39-Jährige.

Im Interview wundert sich der "Titan" über den schlechten Saisonstart des FC Bayern, sucht nach Gründen und glaubt an eine schnelle Rückkehr in die Erfolgsspur. Gedanken über ein eigenes Comeback macht sich Kahn "momentan noch keine".

Frage: Herr Kahn, neun Punkte und der 11. Tabellenplatz nach dem 7. Spieltag bedeuten den schlechtesten Saisonstart des FC Bayern München seit 34 Jahren. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Oliver Kahn: Das ist natürlich schon eine Überraschung, zumal sich die Mannschaft ja nicht im Umbruch befindet. Es sind nur zwei oder drei neue Spieler dazugekommen, ansonsten spielt die gleiche Mannschaft, die in der vergangenen Saison das "Double" geholt hat und im Halbfinale des UEFA-Pokals stand. Man darf aber jetzt nicht alles zu negativ sehen.

Frage: Glauben Sie an eine schnelle Rückkehr in die Erfolgsspur?

Kahn: Neue Trainer und damit auch neue Mechanismen, die in einen Verein kommen, benötigen immer ein bisschen Zeit. Das ist normal und in der Champions League sieht es ja ganz gut aus. Eine Mannschaft wie Bayern kann in der Bundesliga immer eine Serie hinlegen, und dann geht es mit der Drei-Punkte-Regel ganz schnell wieder nach oben.

Frage: Wie sehen Sie Jürgen Klinsmanns Rolle bis dato?

Kahn: Jürgen ist jemand, der sehr schnell versucht, neue Dinge in einen Verein und in eine Mannschaft zu implementieren. Es ist aber normal, dass das nicht so schnell gehen kann. Solche Entwicklungen bedürfen der einen oder anderen holprigen Strecke. Der Verein muss diese Geduld einfach aufbringen.

Frage: Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern?

Kahn: Die Verantwortlichen beim FC Bayern München denken nicht so extrem kurzfristig, sondern planen schon auf mittelfristige Sicht. Das macht ja auch die Klasse des Vereins aus, dass man jetzt nicht in Gefahr gerät, sofort alles umwerfen zu wollen. Vor einiger Zeit hat man ja genau das gewollt, dass jemand kommt und den Verein umkrempelt.

Frage: Hat Uli Hoeneß Sie schon angerufen, ob Sie zum Verein zurückkehren?

Kahn: Als was, als Greenkeeper? Es gibt momentan noch überhaupt keine Gedanken dazu. Ich bin sehr beschäftigt und beobachte das Geschehen beim FC Bayern gar nicht tagtäglich, sondern nur am Rande. Ich befinde mich gerade in einer Übergangsphase, da hältst du dich am besten raus.

Aus der Allianz Arena berichtet Tim Tonner