Kölns Macher im Zwiegespräch: Manager Michael Meier (l.) und Präsident Wolfgang Overath
Kölns Macher im Zwiegespräch: Manager Michael Meier (l.) und Präsident Wolfgang Overath

"Der Trainer ist nicht in Aktionismus verfallen"

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Auch die Kölner selbst hatten am Samstag keinen Spaß an ihrem Spiel. "So schaut Fußball nicht aus", gab Nationalspieler Lukas Podolski zu.

Und auch Manager Michael Meier räumte ein: "Das war nicht aus der Feinkostabteilung. " Aber: "Es war ein lebensnotwendiger Punkt für uns." Insofern ist ein Hadern über das Zustandekommen des Ergebnisses aus Kölner Sicht müßig.

Meier verteidigt im Interview die extrem defensive Marschroute der "Geißböcke" in München, ärgert sich über bislang zu wenige Punkte und blickt dennoch zuversichtlich auf die bevorstehenden Aufgaben.

Frage: 0:0 gegen die Bayern. Damit können Sie zufrieden sein, oder?

Michael Meier: Es war natürlich wichtig für die Moral, dass wir den Punkt geholt haben. Der Punkt war verdient für eine Mannschaft, die aufopferungsvoll gekämpft hat und sehr konzentriert in der Defensive gearbeitet hat. Im Grunde genommen hatten die Bayern keine zwingenden Torchancen. Und das lag nicht nur am FC Bayern, sondern auch an der Leistung unserer Mannschaft.

Frage: Das Spiel war aber nichts für Ästheten - ist Ihnen das egal?

Meier: Ich kann nicht alles haben. Wenn wir noch zwei Punkte mehr geholt hätten, dann wäre mir das sogar vollkommen egal gewesen.

Frage: Allerdings hat sich der 1. FC Köln hier schon ziemlich ausschließlich aufs Verteidigen beschränkt.

Meier: Man muss doch einen Plan haben. Und der Plan ist, dass man die Bayern in ihrem Spielrhythmus, den sie ja 60 Minuten beeindruckend gegen Juventus Turin bewiesen haben, stören muss. Und wenn man sie da stören will und Spielfluss verhindern möchte, dann ist eine konzentrierte Leistung erforderlich. Ich habe keine Chance gesehen, die die Bayern hatten. Das ist dann keine destruktive Geschichte, sondern wohl eher eine sehr konzentrierte.

Frage: Sie waren gerade in der Kabine. Die Spieler waren sehr gelöst, haben gerade noch mit den Fans gefeiert. Die Stimmung bessert sich.

Meier: Man sieht eigentlich von Spiel zu Spiel, dass die Spieler etwas abgelegt haben, was man zu Beginn der Saison noch gesehen hat: individuelle Fehler und Konzentrationsmängel. Und ich glaube, dass die Mannschaft hier bis zum Schluss keine herausgespielten Chancen zugelassen hat. Da muss man einfach sagen, dass die Mannschaft sukzessive besser geworden ist.

Frage: Wenn Sie eine Bilanz des harten Auftaktprogramms ziehen, können Sie dann mit den fünf Punkten leben, die erreicht worden sind?

Meier: Mir ist die Punktzahl eigentlich zu gering, wenn man sieht, wie unsere Mannschaft gespielt hat. Aber ich denke, es wird sich auszahlen, dass der Trainer an seinem Konzept festgehalten hat und nicht in Hektik oder in Aktionismus verfallen ist. Er hat ganz konsequent seine Linie durchgezogen und jetzt kommen die Gegner, bei denen sich das hoffentlich auszahlt. Sicherlich werden wir abwarten müssen, wie sich die Sperre von Maniche (noch zwei Spiele gesperrt wegen einer Roten Karte/ d. Red.) gerade in diesen Spielen auswirken wird. Und es wird sich auch zeigen, ob Novakovic wieder in der Lage sein wird, einzugreifen.

Frage: Am nächsten Spieltag geht es gegen Mainz. Jetzt beginnt die Phase, in der man auf Mannschaften trifft, mit denen man sich auf Augenhöhe sieht. Sie haben angesprochen, dass der FC nun aufholen muss. Erwarten Sie gegen Mainz ein Erfolgserlebnis?

Meier: Wir haben bis jetzt ordentlichen Fußball gespielt. Es war unsere Befürchtung, dass bei der langen Durststrecke, die man erwarten konnte, irgendwann der Einbruch kommen würde. Doch wir haben uns durch Erfolgserlebnisse selbst wieder Atem eingehaucht. Und jetzt haben wir ein Heimspiel, bei dem wir mit der tollen Unterstützung des Publikums doch wohl mit einer noch etwas breiteren Brust auftreten werden.

Aufgezeichnet von Michael Gerhäußer