Arbeitsplatz mit Blick aufs Stadion: Bernhard Schneider ist für das leibliche Wohl der VfB-Talente zuständig
Arbeitsplatz mit Blick aufs Stadion: Bernhard Schneider ist für das leibliche Wohl der VfB-Talente zuständig

Der Koch-Trainer

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Stuttgart - Im Grunde ist Bernhard Schneider Trainer. Keiner, der Freistöße, Eckbälle oder Taktik lehrt, sondern einer, der sich um die Ernährung von Profisportlern oder solchen, die es werden wollen, kümmert. "Die Jungs müssen Kraft haben für einen langen Tag", sagt der passionierte Biker. "Das fängt mit der Schule an und hört mit dem Training auf."

Kraftbrühe und Gemüse-Tricks

Seit einem Jahr ist die Jugend-Akademie des VfB Stuttgart an der Mercedes-Straße direkt neben der Mercedes-Benz-Arena sein Arbeitsplatz. Wie Stürmerstar Vedad Ibisevic ist Schneider Angestellter des Vereins. Aus seiner Küche schaut er direkt auf das Stadion.

"Das ist ein besonderer Arbeitsplatz", sagt er. "Einer, der viel Verantwortung mit sich bringt und unheimlich viel Spaß macht", so der 50 Jahre alte Schneider. Einen Tisch reservieren muss hier niemand. "Austragen" aber ist zwingend notwendig, wenn einer der VfB-Nachwuchsleute beim Essen fehlt. Wer es vergisst, zahlt 5 Euro. Essen vor dem Fernseher oder im Gemeinschaftsraum bringt einen Tag Küchendienst ein.

Ganz oben auf dem Speiseplan stehen frische Produkte. Brot und Brötchen aus nahrhaftem Dinkel liefert ein örtlicher Bäcker. Zum Frühstück gibt es hochwertige Müsli. Kraftbrühen setzt die VfB-Küche selbst an. Manchmal allerdings muss VfB-Koch Schneider zu kleinen Tricks greifen. Zum Beispiel, wenn es um Gemüse geht, zu dem viele Jugendliche ein distanziertes Verhältnis haben. "Dann gibt es Broccoli-Cremesuppe", sagt Schneider und lacht. "Dann wollen die kritischen Gemüse-Esser einen Nachschlag."

Kochkurse und Kummerkasten für den Nachwuchs

Damit der Nachwuchs etwas fürs "Leben" lernt, setzt Schneider darauf, "ein Bewusstsein für Küche, Ernährung und kochen zu schaffen." Seit einem halben Jahr finden Küchen-Praktika und Kochkurse für die Jungkicker statt. "Jede Woche sind ein bis zwei Spieler mit in der Küche. Das schafft ein besonderes Bewusstsein für diese Arbeit, Geschmack und Nahrungsmittel. Ich frage dann immer, was kocht ihr, wenn ihr alleine seid?"

Gemeinsames Pizzabacken ist so beliebt wie selbst gemachte Pommes. "Da geht der Job übers Kochen hinaus. Wenn wir da stehen und schnibbeln, erzählen die Jungs. Dann ist man Pädagoge und Kummerkasten", sagt der Vater zweier 23 und 21 Jahre alten Söhne. "Für einige, die von weiter her kommen, sind wir Familienersatz."

Schneider: "Frühstück ist wichtig"

Zweimal gibt es den "Schlemmertag". Dann ist eine "Currywurst" erlaubt oder Bananen mit Schokoladenüberzug. In die Schule gibt er VfB-Schulbrote mit. Die Salatbar ist immer gut gefüllt. "Dass Frühstück wichtig ist, ist manchmal ein Lernprozess", so Schneider. "Der Kopf braucht ebenso Nahrung wie die Muskeln im Training."

Grundsätzlich gibt es für alle "das Gleiche" auf den Teller, egal, welcher Religion der Nachwuchs angehört. Die Schnitzel bestehen aus Pute oder Kalb. So spürt mancher Nachwuchs-Fußballspieler: Auch Essen und Kochen sind Teamsport.

Oliver Trust