Nicht schlecht gespielt, dennoch vier Gegentore kassiert: Der SC Freiburg hofft weiter auf den Klassenerhalt
Nicht schlecht gespielt, dennoch vier Gegentore kassiert: Der SC Freiburg hofft weiter auf den Klassenerhalt

Der ewige Kampf gegen die Fehler

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Stuttgart - Von Kritik wollte er nichts wissen. "Ich hätte gerne gesehen, wie die Menschen im Stadion reagiert hätten, wenn Jan Rosenthal drei Minuten nach der Pause aus drei Metern das leere Tor getroffen hätten", meinte Freiburgs Trainer Christian Streich nach der letztendlich zu deutlichen 1:4-Niederlage beim VfB Stuttgart.

Hätte, wäre, wenn und aber - am Ende des Tages stand für die Breisgauer nach der starken Vorstellung gegen Bayern München am letzten Spieltag ein bitterer Rückschlag. Freiburg steht auch nach dem 23. Spieltag weiterhin auf dem letzten Platz der Bundesliga-Tabelle.

Individuelle Fehler zu Beginn

Dabei zeigten die Freiburger über den größten Teil der Partie eine Leistung, die als durchaus ordentlich zu bezeichnen ist. Ballsicher, technisch versiert und mit schnellen Stafetten durchs Mittelfeld kombinierend stellte der Sportclub die Stuttgarter vor einige Probleme.

Das allerdings erst nach einem schnellen 0:2-Rückstand, dem wieder einmal schwere individuelle Fehler vorausgegangen waren. Vor allem die beiden Innenverteidiger Fallou Diagne und Immanuel Höhn kamen schlecht ins Spiel und ließen ihren schwäbischen Gegenspielern in der Anfangsphase bei den entscheidenden Szenen zu viel Raum.

Die Hoffnung lebt weiter

Auch deshalb verdeutlichte Streich am Samstagabend noch einmal, dass seine jungen Spieler schon eine "perfekte Leistung" bringen müssen, um gegen die "Stars aus Stuttgart" zu bestehen. Perfekt war die Leistung der Badener in Württemberg nicht, aber auch nicht so schlecht, dass man schon jede Hoffnung auf den Klassenerhalt begraben müsste. "Wir müssen uns einfach auf jede Situation besser fokussieren und in der Defensive viel konzentrierter agieren", analysierte gegenüber bundesliga.de ein sichtlich enttäuschter Cedric Makiadi, der in der zentralen Rolle im Mittelfeld eine starke Vorstellung bot.

Insbesondere die jungen Nachwuchsleute wie Jonathan Schmid oder auch ein Johannes Flum zeigten in Stuttgart, dass in Freiburg großes Potenzial schlummert. Stellt sich nur die Frage, wie schnell Trainer Streich in der Lage ist, eben dieses im harten Bundesliga-Alltag abzurufen. Der 46-Jährige baut dabei in erster Linie auf das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Mannschaft und auf ein Umfeld, das auch in schweren Zeiten die Spieler unterstützt. Tausende Freiburger Fans begleiteten ihre Truppe nach Stuttgart, ein eindeutiges Indiz, dass das Klima nach wie vor intakt ist.

Jetzt müssen Punkte her

Natürlich müssen die Freiburger nun in den nächsten Wochen eine Entwicklung im Zeitraffer-Tempo durchleben. Das weiß auch Streich: "Ich hätte gerne ein bisschen mehr Zeit, um mehr Sachen üben zu können", gibt er offen zu, Zeit, die er zwölf Spieltage vor Saisonende nicht hat. Freiburg wäre aber nicht Freiburg, wenn man sich davon nervös machen lassen würde. Die Verantwortlichen wissen nur zu gut, dass es die Perspektivarbeit ist, die im Schwarzwald immer wieder aufs Neue geleistet werden muss.

So standen gegen Stuttgart gleich sechs Spieler in der SC-Startformation, die in der eigenen Fußballschule des Clubs ausgebildet wurden: Oliver Baumann (21 Jahre), Oliver Sorg (21), Immanuel Höhn (20), Schmid (21), Flum (24) und Daniel Caligiuri (24) - alles junge Spieler, die Streich als ehemaliger A-Jugendcoach und sportlicher Leiter der Freiburger Fußballschule bestens kennt. "Das Wichtigste im Leben ist Perspektive, nichts drückt mehr aus", sagt auch Präsident Fritz Keller.

Klar ist: Streich wird mit seinen Freiburgern in aller Ruhe weiterarbeiten. Der große Sturm in der Winterpause, als der Kader eine Rundumerneuerung erfuhr, ist vorbeigezogen, die Blicke richten sich jetzt wieder nach vorne. Nun müssen allerdings Punkte her. Der ewige Kampf gegen die Fehler muss im Breisgau gewonnen werden. Nur dann werden ansehnliche Leistungen wie in Stuttgart auch wieder mit Punkten belohnt. Das weiß auch der Trainer, er wird seine Jungschar auf der Fahrt nach Hause darauf hingewiesen haben.

Aus Stuttgart berichtet Jens Fischer