Bruderkampf: Lars (l.) und Sven Bender im Duell beim Spiel Leverkusen gegen Dortmund. Das letzte Duell endete 1:0 für Svens BVB durch ein Tor von Shinji Kagawa
Bruderkampf: Lars (l.) und Sven Bender im Duell beim Spiel Leverkusen gegen Dortmund. Das letzte Duell endete 1:0 für Svens BVB durch ein Tor von Shinji Kagawa

Der "doppelte Bender" will zur EM

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Bremen - Derzeit sind Lars und Sven Bender leicht zu unterscheiden. Sven hat ein geschwollenes Auge und eine dicke Nase. Zeichen eines unglücklichen Zweikampfes mit Hannovers Mame Biram Diouf. Auch wenn sich die Verletzung "nur" als starke Prellung herausstellte - weitreichende Folgen hatte sie für den Dortmunder allemal: Der 22-Jährige musste "schweren Herzens", wie Bundestrainer Joachim Löw betonte, für das Länderspiel am Mittwoch (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) gegen Frankreich in Bremen absagen. Geplatzt war damit auch der Traum vom "doppelten Bender" in der Nationalmannschaft.

So saß Lars am Montag in Bremen alleine auf dem Podium, um sich den Fragen zu stellen - auch über einen neuen Umweltspot des DFB, bei dem beide Benders zusammen mit Torwart Manuel Neuer im Mittelpunkt stehen. Aber wie das eben so ist bei eineiigen Zwillingen, antwortete Lars auch für seinen abwesenden Bruder. "Wir haben uns im Vorfeld riesig gefreut, dass wir erstmals zu zweit auftreten. Das wäre eine große Geschichte gewesen", sagte Lars über die Absage von Sven mit Bedauern.

Zusammen den Titel holen: "Ein Traum"

Lars, Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen, hatte beim am Sonntagabend live mitansehen müssen, wie sich Sven verletzte und nach sechs Minuten ausgewechselt werden musste. Der ältere der beiden Brüder eilte sofort ins Krankenhaus und war danach entsprechend erleichtert, "dass es so glimpflich ausgegangen ist. Er war schwer benommen, kommt aber bestimmt schnell wieder auf die Beine. Es ist schade, dass es mit dem gemeinsamen Auftritt nicht geklappt hat, aber das kann ja noch werden."

Die nächste Möglichkeit im DFB-Team wäre schon die EM-Vorbereitung. Doch nach aktuellem Stand wird es angesichts der großen Konkurrenz auf der Position vor der Abwehr (Schweinsteiger, Khedira, Kroos) schwer, dass beide Benders ein EM-Ticket ergattern.

Entsprechend sehen sich die Zwillinge auch als "direkte Konkurrenten", wie Lars einräumt, um aber sofort hinzuzufügen: "Wir wollen beide die EM-Chance nutzen, würden uns aber auch für den anderen freuen, wenn er alleine dabei wäre." Lars, der bisher drei Länderspiele absolviert hat, sieht die Situation aber "als schwierig für uns". Ein Traum wäre es aber allemal, "mit dem Bruder zusammen den Titel zu holen".

Lars' Offensivdrang stärker

Bis 2009 gingen die in Rosenheim geborenen Benders via Brannenburg, Unterhaching und 1860 München den gleichen Weg, ehe es Lars nach Leverkusen und Sven (ein Länderspiel) nach Dortmund zog. Geändert hat sich jedoch nicht, dass sich die Spielweise der beiden sehr ähnelt. Unterschiede? Er selbst habe vielleicht einen größeren Offensivdrang, "aber auch da hat Sven aufgeholt. Es sind Nuancen, die uns unterscheiden".

Ex-DFB-Teamchef Rudi Völler ist auf jeden Fall froh, "dass ich heute nicht mehr Nationaltrainer bin und mich zwischen den Bender-Brüdern entscheiden muss. Solche Härtefälle hatte ich zu meiner Zeit nicht."

Die Kremers-Zwillinge hatten es in den frühen 1970er-Jahren immerhin zu drei gemeinsamen Auftritten im Nationaltrikot geschafft. Ihr großer Traum, von einer gemeinsamen WM-Teilnahme 1974 platzte jedoch, weil sich Erwin im letzten Ligaspiel vor der WM wegen einer Schiedsrichterbeleidigung eine Rote Karte eingehandelt hatte. Helmut Kremers wurde so alleine Weltmeister - allerdings ohne Einsatz.