Kann er helfen? Manuel Friedrich (r.), den Jürgen Klopp noch aus Mainzer Zeiten kennt, absolviert ein Probetraining beim BVB (© Imago)
Kann er helfen? Manuel Friedrich (r.), den Jürgen Klopp noch aus Mainzer Zeiten kennt, absolviert ein Probetraining beim BVB (© Imago)

Defensive krankt: Friedrich für Subotic?

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München - "Es ist ein Sch...-Tag", ließ Sportdirektor Michael Zorc seinen Frust nach dem Wolfsburg-Spiel heraus. Durch die Niederlage beim VfL steht der BVB nun gegen die Bayern schon unter Druck, soll die Meisterschaft offen gehalten werden. Vor allem in der Defensive zeigt die Borussia immer wieder Schwächen, zum Beispiel die Anfälligkeit bei Standards. Der Ausfall von Innenverteidiger Neven Subotic für den Rest der Saison ist der Gipfel der negativen Vorkommnisse der vergangenen Tage.

Manuel Friedrich im Probetraining

"Da ist im Prinzip alles kaputt, was kaputt sein könnte", sagte Hans-Joachim Watzke am Sonntag im "Doppelpass" bei "Sport1". "Die Saison ist für ihn gelaufen, das ist ein Schlag für uns." Subotic selbst kündigte an stärker zurückzukommen, bis dahin wird jedoch eine lange Zeit vergehen. Mit Sokratis steht ein Stellvertreter bereit, der im Sommer für solche Fälle nach Dortmund geholt wurde. Wer aber kann für den Griechen nachrücken, der nun mit Mats Hummels die Innenverteidigung bilden wird?



Eine Alternative könnte Manuel Friedrich sein. Der Ex-Nationalspieler kennt BVB-Trainer Jürgen Klopp aus gemeinsamen Mainzer Zeiten, ist seit dem Sommer ohne Vertrag und absolviert ein Probetraining. "Er bringt Erfahrung mit, er hat Klasse. Jetzt geht es wirklich darum, wie er sportlich drauf ist", meinte Klopp. Möglicherweise werden die Schwarz-Gelben im Winter auf dem Transfermarkt aktiv. Außerdem hält der BVB-Nachwuchs zwei Talente bereit, die schon bei den Profis trainieren, jedoch noch kaum beziehungsweise keine Bundesliga-Erfahrung besitzen. Der 19-jährige Koray Günter, der zuletzt Verletzungsprobleme hatte, sowie der 18-jährige Marian Sarr werden durch die Subotic-Verletzung vielleicht ihre Chancen bekommen.

Dass Klopp durchaus interne Lösungen für Ausfälle findet, beweist die neue Rolle von Kevin Großkreutz, der den verletzten Lukasz Piszczek derzeit mit Erfolg als Rechtsverteidiger vertritt. Der Allrounder gewinnt 54 Prozent seiner Zweikämpfe und ließ nur drei Gegentore über seine Seite zu. Offensiv kann der 25-jährige Piszczek allerdings nicht ersetzen. Großkreutz war in dieser Saison in der Bundesliga erst an einem Tor direkt beteiligt, der Pole zum gleichen Zeitpunkt an fünf.

Reus nervt die Standardschwäche



In welcher Besetzung das Team defensiv künftig aber auch auftritt, das größte Problem der Borussia bleibt die Standardschwäche. Schon fünf Tore kassierte der BVB nach Freistößen (drei) oder Ecken (zwei). Auch gegen Wolfsburg fiel der Ausgleich durch einen Freistoß.

"Wir sprechen es immer wieder an, kassieren aber trotzdem wieder ein Gegentor nach einer Standardsituation. Das darf uns nicht passieren", kritisierte Marco Reus. Er selbst hatte den BVB vorher durch einen Standard in Führung geschossen. Gerade kopfballstarke Gegenspieler bereiten der Dortmunder Abwehr große Probleme. Schon vier Gegentore fielen durch Abwehrspieler, die nach Standards per Kopf trafen. Da wiegt der Ausfall von 1,92 Meter-Hüne Subotic noch schwerer.

Bender und Sahin müssen durchspielen



Die Verletzungssorgen sind für Schwarz-Gelb in dieser Saison bereits zur Gewohnheit geworden. Auch im Mittelfeld stellte sich die eigentlich so stark besetzte Sechs ganz von alleine auf. Durch die Ausfälle von Spielmacher Ilkay Gündogan und Kapitän Sebastian Kehl blieben Nuri Sahin und Sven Bender bislang wenig Verschnaufpausen. Die Dauerbelastung macht den beiden defensiven Mittelfeldspielern derzeit zu schaffen.

"Da fehlt vielleicht manchmal das letzte bisschen Konzentration", meinte Sahin, der mit seiner Zweikampfquote von 52 Prozent hinter der des Vorjahres liegt (57 Prozent). Auch Bender ist in der laufenden Spielzeit (49 Prozent) deutlich zweikampfschwächer als in der letzten (56 Prozent). Dass kaum Alternativen auf der Bank sitzen, lässt sich auch an den Gegentoren ablesen. Acht der elf Gegentreffer kassierten erschöpfte Dortmunder nach der Pause. Auch gegen Wolfsburg brachte der BVB die 1:0-Pausenführung nicht ins Ziel.

Vor dem Duell mit dem Tabellenführer aus München, das jetzt bereits vier Punkte vor der Klopp-Elf liegt, ist die Lage in Dortmund also angespannt. "Es gibt bestimmt noch Möglichkeiten, diese Punkte wieder aufzuholen", sagte Henrikh Mkhitaryan. Darauf besteht schon bald die Chance mit einem Sieg gegen den FCB - und der würde auch den "Scheiß-Tag" von Wolfsburg vergessen machen.

Sebastian Blome