Kevin de Bruyne (l.) überzeugt mit Wolfsburg, Hoffenheim um Jannik Vestergaard verpasst einmal mehr das Halbfinale
Kevin de Bruyne (l.) überzeugt mit Wolfsburg, Hoffenheim um Jannik Vestergaard verpasst einmal mehr das Halbfinale

De Bruyne glänzt bei Hoffenheimer Deja vu

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Sinsheim - Dieses verdammte Halbfinale: Für die TSG 1899 Hoffenheim war Dienstagnacht schon wieder nach dem Viertelfinale Schluss im DFB-Pokal - zum sechsten Mal in den vergangenen zehn Jahren. Das 2:3 (1:2) gegen den VfL Wolfsburg verhinderte wieder einmal den historischen Halbfinal-Einzug für den Club aus Baden.

"Da grätscht man nicht"

Dabei haben sie vorher alles beschworen: Alte Helden von der ersten Viertelfinalbegegnung des damaligen Drittligisten waren im Stadion. Der Gegner hieß damals VfB Lübeck, der durch den 1:0-Erfolg erstmals die Halbfinalträume der TSG zum Platzen brachte. Trainer in Lübeck war damals ein gewisser Dieter Hecking. Der saß zehn Jahre später Dienstagnacht als Chefcoach des VfL Wolfsburg wieder als Spielverderber für die Hoffenheimer auf dem Siegespodest.

"Es war ein tolles Pokalspiel. Wir müssen froh sein, dass das zweite Tor der Hoffenheimer erst so spät gefallen ist. Deshalb sind wir heute der glückliche Sieger", analysierte Hecking treffend. Nach Roberto Firminos zweitem Tor zum 2:3 in der ersten Minute der fünf Minuten langen Nachspielzeit drängte Hoffenheim vehement auf den Ausgleich. Besonders nach dem Platzverweis durch eine Gelb-Rote Karte für Wolfsburgs Linksverteidiger Ricardo Rodriguez wegen Zeitschindens begann für die nach vorne sehr starken, nach hinten aber nicht sattelfesten Norddeutschen das große Zittern in diesem tollen Pokalkampf, der mehr als nur rund 13. 000 Zuschauer verdient gehabt hätte.

Doch mit Glück und den guten Paraden des starken Torwarts Diego Benaglio gelang dem VfL nicht unverdient der Einzug unter die letzten vier Teams im Wettbewerb.  Und dennoch lag auch Hoffenheims Trainer Markus Gisdol nicht mit seiner Einschätzung daneben, nach der "mehr" für seine Mannschaft drin gewesen wäre. "Heute hat nicht die bessere, sondern die etwas cleverere Mannschaft gewonnen", sagte Gidsol: "Mit etwas mehr Präzession im Abschluss und mit mehr Cleverness im Abwehrverhalten gehen wir als Sieger vom Platz." Besonders ärgerten den Hoffenheimer Trainer die Situationen, die zu den beiden von Rodriguez verwandelten Foulelfmetern der Wolfsburger geführt hatten (26.; 44.).

Zunächst stellte Jannik Vestergaard sein Bein soweit nach außen, dass Kevin De Bruyne darüber fallen musste, bevor eine Minute vor dem Pausenpfiff Niklas Süle Rodriguez am Strafraumrand unnötig zu Fall brachte - was Trainer Gisdol so kommentierte: "Da grätscht man nicht." Hinten kostete die Hoffenheimer die Naivität der talentierten Innenverteidiger Gegentore und vorne vergab zum Beispiel der eingewechselte Sven Schipplock (79.) eine von mehreren besten Einschussmöglichkeiten zum vorzeitigen Anschlusstreffer. Bas Dost hatte nach Firminos zwischenzeitlichem 1:1-Ausgleich (39.) in der zweiten Halbzeit nach einer tollen Kombination über Maximilian Arnold und Ivan Perisic den VfL mit 3:1 in Front gebracht (64.).

"Kevin hat ein klasse Spiel gemacht" 

Ganz stark spielte bei den Wolfsburgern de Bruyne, der Belgier war mit seiner Schnelligkeit vom Hoffenheimer Defensivverbund nie auszuschalten. "Kevin hat ein klasse Spiel gemacht", freute sich VfL-Trainer Hecking. Wenn der Winterzugang so weiterspielt, wird der Weggang von Diego (Atletico Madrid) keine Diskussionen entfachen. Zumal de Bruyne ein anderer Spielertyp als Diego ist: Er geht mehr in die Räume und fordert so Anspiele, während Diego der Anspieler war, der gesucht wurde und seine Mitspieler in Szene setzte.

Nachdem er beim FC Chelsea im vergangenen Halbjahr kaum Spielpraxis hatte, muss de Bruyne sich noch an den Spiel-Rhythmus gewöhnen. Er sagt: "In Chelsea hatten wir alle drei Tage ein Spiel, da war die Intensität im Training auch nicht so hoch." Er sei froh, so de Bruyne, körperlich mittlerweile ein gutes Level zu haben, aber es gehe noch besser. Der 22-Jährige, der im Sommer mit Belgien bei der WM überraschen will, findet auch, dass das Zusammenspiel mit den neuen Kollegen "immer, immer besser" werde. Er wolle mit Wolfsburg so gut wie möglich in der Tabelle abschneiden.

Derzeit ist der VfL Sechster, aber de Bruyne hat die Champions-League-Ränge in der Liga im Blick. Wenn der Belgier weiter so stark spielt, ist das für den VfL eine realistische Möglichkeit. Und das Endspiel im DFB-Pokal will de Bruyne natürlich auch erreichen. Im Halbfinale müssen die Wolfsburger aber nun bei Borussia Dortmund gewinnen.

Aus Sinsheim berichtet Tobias Schächter