Trainer Robin Dutt (l.) und Stürmer Stefan Kießling hoffen insgeheim auf ein "Wunder vom Camp Nou"
Trainer Robin Dutt (l.) und Stürmer Stefan Kießling hoffen insgeheim auf ein "Wunder vom Camp Nou"

Das Unmögliche möglich machen

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Barcelona - Im Lager von Bayer Leverkusen ist man sich vom Betreuer über die Spieler bis hin zur Vorstandsetage darüber im Klaren, dass der heutige Auftritt im Achtelfinal-Rückspiel beim FC Barcelona (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) wohl das vorerst letzte Kapitel in dieser Champions-League-Saison sein wird.

Form:

Nach dem 1:3 im Hinspiel in der BayArena tendieren die Chancen gegen den Titelverteidiger gegen Null. Da aber "ein bisschen träumen", so Stürmer Stefan Kießling, erlaubt sei, und die Leverkusener eigentlich "nur noch gewinnen können", so Trainer Robin Dutt, dürfen sich die 4.000 mitgereisten Fans dann zumindest auf eine befreit aufspielende Bayer-Elf freuen.

Dass der FC Barcelona mit Verletzungssorgen zu kämpfen hat, steigert die Chancen auf ein "Wunder vom Camp Nou" dabei nicht unbedingt. "Wir haben so viele Möglichkeiten zu deren Aufstellung durchgespielt. Aber egal, welche Namen wir notiert haben, immer hatte Barca eine sehr starke Mannschaft da stehen", erklärte Dutt.

Welche Spieler auf beiden Seiten beginnen werden, wie die Formkurve der Teams aussieht und was die Protagonisten sagen, präsentiert bundesliga.de in einer kompakten Zusammenfassung.




Nach einem etwas durchwachsenen Start in das neue Jahr hat sich Bayer Leverkusen in der Bundesliga wieder stabilisiert. Mit drei Siegen in Folge ist Bayer sogar wieder in Schlagdistanz zum Qualifikationsplatz für die Champions League.

Besonders beeindruckend war das 2:0 gegen Bayern München am vergangenen Wochenende. Dort haben die Leverkusener wieder einmal gezeigt, welch Potenzial in der Mannschaft schlummert. Trainer Dutt schafft es immer mehr, dieses auch aus den Spielern herauszukitzeln.

Der FC Barcelona ist eigentlich immer in Form. Ballbesitz, Chancen, Torschüsse - in jedem Spiel haben die Spanier ihren Gegner über weite Strecken im Griff. In der Liga ist die Ausbeute von 19 Punkten aus den vergangenen acht Spielen aber dennoch nicht genug, um die Fans vollends zu befriedigen.

Denn der Erzrivale aus Madrid hat im gleichen Zeitraum die maximalen 24 Zähler eingefahren und ist Barca mit zehn Punkten enteilt. Spielerisch hat das mühsame 2:1 Barcelonas gegen Gijon am letzten Spieltag auch gezeigt: Trotz all der Ausnahmekönner ist ein Lionel Messi - er fehlte erstmals in seiner Karriere gelb-gesperrt - für die Kreativabteilung unverzichtbar.


Personal:



Bayer Leverkusen muss auch gegen Barcelona auf den kroatischen Verteidiger Vedran Corluka verzichten, der sich im Länderspiel gegen Schweden am Oberschenkel verletzt hat. Mit derselben Verletzung ist weiterhin Sidney Sam außer Gefecht.

Michael Ballacks Wadenverletzung zwingt den Routinier immer noch zu einer Zwangspause. Andre Schürrle wird nach seinem Nasenbeinbruch dagegen auch in Barcelona mit Gesichtsmaske spielen können.

Arg gebeutelt ist Barca-Coach Pep Guardiola. Fast nach jedem Spiel muss er Hiobsbotschaften verkraften. Zuletzt erwischte es Alexis Sanchez, der im Hinspiel zwei Tore schoss. Er fehlt ebenso mit einer Adduktorenverletzung wie Kapitän Carles Puyol.

Thiago Alcantara erwischte es im Länderspiel der Vorwoche gegen Venezuela am Schienbein, und auch Eric Abidal verletzte sich beim Auftritt in seiner Nationalelf: Gegen Deutschland zog er sich eine Verletzung an der Leiste zu.

Dazu fehlen David Villa nach seinem Schienbeinbruch bei der Club-WM und Youngster Andreu Fontas, der nach einer heftigen Bänderverletzung im Knie erst nächste Saison wieder auf den Rasen zurückkehrt. Ibrahim Affelay ist zwar wieder im Mannschaftstraining, ein Einsatz kommt für den Niederländer aber noch zu früh.


Statistik:



    Bayer muss zum Weiterkommen mindestens drei Treffer erzielen und zudem mit zwei Toren Unterschied gewinnen. In der Europapokal-Geschichte kassierten die Katalanen aber erst drei Heimniederlagen mit oben beschriebenen Parametern - zuletzt im November 1997 unter Louis van Gaal mit 0:4 in einem Champions-League-Gruppenspiel gegen Dynamo Kiew.

    Erst zwei Mal in der Europapokal-Historie schied Barca trotz eines Auswärtssieges im Hinspiel noch aus. Der FC Metz siegte im Pokal der Pokalsieger 84/85 nach einer 2:4-Heimniederlage in Barcelona mit 4:1. Und 1980/81 deklassierte der 1. FC Köln in der 2. UEFA-Pokal-Runde die Katalanen mit 4:0 auf deren Platz - das Hinspiel verloren die Rheinländer mit 0:1.

    Was Metz (s.o.) im Pokal der Pokalsieger schaffte, gelang in der Champions League noch keinem Team: In der K.o.-Runde rückte nie ein Mannschaft, die das Hinspiel vor heimischem Publikum mit zwei Treffern verlor, in die nächste Runde vor.


Stimmen:



Robin Dutt: "Es wird entscheidend sein, wie wir unseren Ballbesitz nutzen. Wenn wir das so umsetzen wie im Hinspiel in der ersten Halbzeit, dann wird das nichts. Aber wenn wir es so machen wie im zweiten Durchgang, dann werden wir mehr Freude haben. Dann können wir Barcelona auch Sorgen bereiten."

Stefan Kießling: "Träumen darf man, das ist erlaubt. Die Vorfreude ist riesig. Wir wollen Barca ein bisschen ärgern."

Bernd Leno: "Wir probieren alles. Aber ganz ehrlich: Bei uns muss schon alles passen und bei Barcelona fast alles schiefgehen. Wichtig ist erst mal, dass wir uns dort vernünftig präsentieren."

Pep Guardiola: "In einem Moment hast Du das Gefühl, dass Du alles im Griff hast. Aber wenn Du den Leverkusenern dann Platz lässt, dann werden sie diesen auch nutzen. Wir müssen deshalb von Beginn an den Kampf annehmen und dürfen nichts anbrennen lassen."

Sergi Busquets: "Wir müssen in der Defensive, vor allem bei Standards, Leidenschaft zeigen. Denn Leverkusen ist in der Luft besonders stark. Am besten lassen wir solche Situationen gar nicht erst zu."


Voraussichtliche Aufstellungen:



Barcelona: Valdes - Alves, Mascherano, Pique, Adriano - Xavi, Busquets, Iniesta - Pedro, Messi, Fabregas

Leverkusen: Leno - Castro, Schwaab, Toprak, Kadlec - Augusto, Reinartz, Lars Bender, Schürrle - Derdiyok, Kießling

Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen (Norwegen)

Aus Barcelona berichtet Michael Reis