Grenzenloser Jubel: Nach dem 3:1 bei Hertha BSC hat der 1. FC Nürnberg erstmals seit vier Monaten wieder die Abstiegsränge verlassen
Grenzenloser Jubel: Nach dem 3:1 bei Hertha BSC hat der 1. FC Nürnberg erstmals seit vier Monaten wieder die Abstiegsränge verlassen

Jubel beim "Club": Das Glück ist zurück

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Berlin - Es war viel Glück dabei - aber auch eine deutliche bessere Leistung als zumeist in der Hinrunde: Mit dem 3:1 bei Hertha BSC konnte der 1. FC Nürnberg erstmals seit vier Monaten die Abstiegsränge wieder verlassen.

"Wir wussten nicht, ob Petrak schon in den Katakomben ist", beschrieb FCN-Coach Gertjan Verbeek die skurrilste Szene der Partie. Kurz zuvor, es lief die 88. Minute beim Stand von 1:2, hatte Schiedsrichter Michael Weiner auf Elfmeter für Hertha und Rot gegen Ondrej Petrak wegen Handspiels auf der Torlinie gezeigt.

Wo war Petrak?

Der tschechische Winter-Neuzugang war jedenfalls nicht mehr auf dem Spielfeld zu finden, als der Unparteiische nach Rücksprache mit seinem Assistenten Strafstoß und Platzverweis zurücknahm und auf Freistoß für Nürnberg entschied - Herthas Adrian Ramos soll im Abseits aktiv geworden sein. Immerhin bekam Petrak dann doch noch mit, dass das Spiel für ihn noch nicht zu Ende war.

So umstritten wie die Entscheidung des Schiedsrichtergespanns in dieser vielleicht entscheidenden Situation war, so harmonisch begegneten sich hernach die beiden niederländischen Trainer. Hertha-Coach Jos Luhukay verwies darauf, dass Nürnberg in den letzten Monaten auch viel Pech mit engen Schiedsrichter-Entscheidungen gehabt und seine eigene Mannschaft durch das Auslassen mehrere Großchancen in der ersten Halbzeit die Niederlage letztlich selbst verschuldet habe: "Wir haben es leider verpasst, mit zwei Toren Vorsprung in die Pause zu gehen."

Das Glück ist zurück

Verbeek hingegen räumte ein, dass die Situation aus Sicht der "Cluberer" schon "sehr glücklich" ausgegangen sei: "Man muss ehrlich sagen, dass der Schiedsrichter auch anders hätte entscheiden können." Vielleicht war das wirklich die entscheidende Erkenntnis dieser Partie: Das Glück ist zur Noris zurückgekehrt. Der FCN-Trainer sah Fortuna schon beim Führungstreffer zum 2:1 am Werk: "Wir hatten schon Glück bei unserem zweiten Tor - Glück, dass wir in der ersten Saisonhälfte nicht hatten."

Natürlich haben sich die Nürnberger dieses Glück auch hart erarbeitet. Und es ist ja auch nicht so, dass beim "Club" nun alles eitel Sonnenschein wäre. Mehrere verletzte Stammkräfte muss Verbeek derzeit ersetzen. Neben dem Ausfall von Makoto Hasebe schmerzt vor allem das Fehlen der etatmäßigen Innenverteidigung aus Emanuel Pogatetz und Per Nilsson.

Verbeek: "Sind weiter in Abstiegsgefahr"

Trotzdem haben die Franken nun einen astreinen Rückrundenauftakt hingelegt. Nach der sieglosen Hinrunde jetzt zwei Dreier in Folge, zuvor schon drei Unentschieden, macht unter dem Strich fünf Spiele ohne Niederlage in Folge. "Es ist schön, dass wir so einen Start hingelegt haben", freute sich Verbeek, um sofort zu relativieren: "Wir sind weiter in Abstiegsgefahr, es geht nur Schritt für Schritt."

Ob Nürnberg den nächsten Schritt zum Klassenerhalt schon am kommenden Wochenende gehen kann? Im heimischen Stadion darf sich Verbeek zwar, erstmals unter seiner Ägide, auf ein ausverkauftes Haus freuen - kein Wunder, der FC Bayern München kommt. Doch ob es gegen den ungeschlagenen Club-Weltmeister sonst noch viel zu feiern geben wird?

Feulner freut sich auf seinen Ex-Verein

Immerhin besteht etwas Hoffnung, dass Nilsson dann wieder spielen kann. Eine MRT-Untersuchung am Mittwoch soll Klarheit bringen, ob das Kreuzband im Knie des Schweden wieder voll belastbar ist. "Man muss da sehr vorsichtig sein", verwies Verbeek auf die Gefahr eines Kreuzbandrisses.

Ex-Bayern-Profi Markus Feulner jedenfalls nimmt die Begegnung mit seinem Ex-Club auf die humorvolle Art: "Das ist ja nur der FC Bayern, der da kommt", lachte der 31-Jährige, der für die Münchner vor ziemlich genau zwölf Jahren sein erstes Bundesliga-Spiel bestritt. Doch trotz der scheinbaren Unlösbarkeit der Aufgabe: Feulners Vorfreude wirkt höchst authentisch. "Für uns ist das ein absolutes Higlight-Spiel, sich mit der besten Mannschaft zu messen." Der FCN, so der Mittelfeldmann, könne diese Herausforderung jetzt "mit breiter Brust angehen".

Aus Berlin berichtet Andre Anchuelo