Jerome Boateng (l.) soll am Montag als Rechtsverteidiger Cristiano Ronaldo stoppen, mit "Aufmerksamkeit und Wachsamkeit", wie Joachim Löw fordert
Jerome Boateng (l.) soll am Montag als Rechtsverteidiger Cristiano Ronaldo stoppen, mit "Aufmerksamkeit und Wachsamkeit", wie Joachim Löw fordert

Boatengs Sonderauftrag gegen Ronaldo

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Santo Andre - Der Countdown läuft: Am Freitag probte Bundestrainer Joachim Löw noch einmal den Ernstfall, schon am Samstagabend packt die deutsche Nationalmannschaft in Campo Bahia erstmals die Koffer - und Jerome Boateng tritt die Reise zum 100. deutschen WM-Spiel mit einem Sonderauftrag im Gepäck an.

"CR7" nicht zur Entfaltung kommen lassen

Der Münchner Abwehrspieler soll am Montag (ab 17:45 Uhr im Live-Ticker) Portugals Superstar Cristiano Ronlado stoppen und damit den Grundstein für den heiß ersehnten WM-Auftaktsieg (Spielplan) legen. Boateng übernehmen Sie!

Für den Innenverteidiger des FC Bayern ist der Auftrag aber nicht neu: Schon bei der EURO 2012 war es dem 25-Jährigen beim 3:2 in der Vorrunde gelungen, den aktuellen Weltfußballer weitgehend zu kontrollieren. Dies spiele bei seinen Überlegungen natürlich "eine Rolle, wer Ronaldo in Schach halten kann", sagte Joachim Löw: Er erwartet von seinem Rechtsverteidiger "Aufmerksamkeit und Wachsamkeit".

Dass Boateng die wohl schwerste Aufgabe der DFB-Auswahl übernehmen muss, ist dem Bundestrainer durchaus bewusst: "Wenn Ronaldo im Tempo ist, ist es nicht einfach. Er macht die besten Laufwege, schleicht sich in den Rücken der Spieler - und dann kommt er." Aber: Soll er ruhig!

Boateng sieht dem viel beachteten Duell mit "CR7" scheinbar gelassen entgegen. "Ach, wir haben schon oft mit Bayern gegen ihn gespielt", sagte der 39-malige Nationalspieler kürzlich der "Bild". Er wisse, dass er ihn nicht alleine ausschalten kann, konkret sieht der deutsche Match-Plan gegen Ronaldo deshalb folgendermaßen aus: "Wir müssen die Räume eng machen, schon die Zuspiele verhindern. Wir dürfen ihn nicht drehen lassen."

Abwehr steht - davor sind viele Fragen offen

Während die Viererkette vor Torwart Manuel Neuer mit Boateng, Per Mertesacker, Mats Hummels und Benedikt Höwedes zu stehen scheint und Kapitän Philipp Lahm im defensiven Mittelfeld gesetzt ist, gibt es ansonsten noch ein heftiges Gerangel: Löw hält all seine Gedankenspiele rund um die Aufstellung mit Ausnahme von Lahms Einsatz vor der Abwehr vollkommen geheim.

Weiterhin stellen sich viele Fragen: Spielt Sami Khedira oder Bastian Schweinsteiger? Wie ist die deutsche Offensive besetzt? Falsche Neun oder echter Stürmer? Momentan deutet einiges daraufhin, dass sich Miroslav Klose (36) bei seiner Jagd auf den WM-Torrekord erst einmal gedulden muss. Thomas Müller dürfte in vorderster Front beginnen. Dahinter kämpfen in Andre Schürrle, Toni Kroos, Mesut Özil, Mario Götze und Lukas Podolski weitere fünf Stars um drei Plätze.

Löw hat schon einmal klar gemacht, dass alle ihre persönlichen Eitelkeiten hinten anstellen müssen und er keine Rücksicht auf Einzelschicksale nehmen will. "Es ist keine Strafe, wenn man nicht zu den ersten elf gehört", hatte der 54-Jährige erst am Donnerstag betont. Es müssten alle 23 Spieler "in höchster Alarmbereitschaft sein".

"Als Team gute Antworten finden"

Dass es bei der Aufstellung zu Härtefällen kommen kann, ist aber auch für Abwehrchef Per Mertesacker "mehr Luxus als Problem". Für den 29-Jährigen steht das DFB-Team drei Tage vor dem Startschuss "so gut da wie noch nie". Der 98-malige Nationalspieler betonte aber auch: "Die Reifeprüfung kommt noch. Wie reagiert das Team auf Erfolg und Misserfolg? Während des Spiels. Nach dem Spiel." Er habe aber "ein gutes Gefühl, dass wir als Team gute Antworten finden werden".

Dem Zufall wird auf jeden Fall nichts überlassen. Zur besseren Akklimatisierung fliegt das DFB-Team erstmals in der deutschen WM-Geschichte schon zwei Tage vor einer Partie vom Quartier an den Spielort.

Löw ließ zudem in Santo Andre wie bereits am Mittwoch die Abläufe anpassen und analog zur Spielzeit um 13 Uhr Ortszeit trainieren. Mertesacker sieht das durchaus positiv, gibt aber auch zu bedenken: Im Spiel werde es Situationen geben, "in denen wir noch mehr leiden werden, als dies im Training möglich ist". 

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