Heidel: "Die Zweikämpfe zählen, nicht die Pässe"

xwhatsappmailcopy-link

Mainz - Das Kapitel Kasper Hjulmand hat man zugeschlagen beim 1. FSV Mainz 05. Nun soll Martin Schmidt das Team aus der Abstiegszone führen. Im Exklusiv-Interview mit bundesliga.de spricht Manager Christian Heidel über die Umstände der Trennung von Hjulmand, über die unterschiedlichen Philosophien der beiden Trainer und darüber, was im Abstiegskampf verlangt wird.

"Ich verstehe die Kritiker"

bundesliga.de: Herr Heidel, vor etwa fünf Wochen haben Sie im Interview mit bundesliga.de gesagt: "Kasper ist ohne Frage in der Liga angekommen"; gerade aber als Hjulmand angekommen war, musste er gehen; das entbehrt nicht einer gewissen Tragik...

Christian Heidel: Das ist leider so, und tut uns menschlich sehr leid...

bundesliga.de: ...dabei war der Rückrundenstart mit vier Punkten aus zwei Spielen sehr ordentlich. Dann aber folgten eine Heim-Niederlage gegen Hertha bzw. ein 2:4 in Dortmund (Spielbericht), und das Vertrauen war plötzlich aufgebraucht – oder gab es schon zuvor Zweifel, die Sie verständlicherweise im Januar nicht äußern könnten?

Heidel: Das muss man so eingestehen. Fairerweise gilt es aber auch zu sagen: Vier Punkte aus den beiden ersten Spielen scheinen zwar eine gute Bilanz, vier Punkte aus vier Spielen sind es aber nicht. Und wir haben mit Hertha und dem BVB gegen zwei Teams verloren, die zu diesem Zeitpunkt in der Tabelle hinter uns standen. Zudem bleibt die beängstigende Tatsache, dass wir bis zum Derby gegen Eintracht Frankfurt (Spielbericht) in den vorherigen 13 Spielen nur einmal gewonnen hatten, gegen Paderborn.

bundesliga.de: Wäre es dann nicht besser gewesen, sich in der Winterpause zu trennen?

"Geht nicht darum, ob ein Trainer laut oder leise ist"

Heidel: Ich verstehe die Kritiker, die sagen "Wenn man Zweifel hatte, warum hat man sich nicht schon im Dezember getrennt, um mit einem neuen Trainer die Vorbereitung absolvieren zu können?!" Diese Überlegung hat es gegeben, aber letztlich hatten wir noch immer die Hoffnung, dass Kasper das Ruder herumreißen kann. Hoffnung, die nach dem Spiel beim BVB nicht mehr da war. Wir werden die Stimmen nicht entkräften können, die sagen, dass es auch mit Kasper zum Klassenerhalt gelangt hatte. Letztlich aber hat uns nach Abwägung aller Dinge dieser Glaube gefehlt, so dass wir uns für Martin Schmidt entschieden haben. Wir halten die Art, wie Martin trainiert und spielen lassen möchte, im Kampf gegen Abstieg für die bessere Wahl.

bundesliga.de: Woran ist Hjulmand letztlich gescheitert?

Heidel: In erster Linie an der Zeit. Wir hatten uns im Sommer darauf verständigt das Spiel mit Ball weiterzuentwickeln. Wir wollten den Ball nicht mehr so schnell verlieren und so automatisch mehr Ballbesitz generieren. Allerdings war es nie die Absicht, auch nicht von Kasper, deshalb das Spiel gegen den Ball, die originäre Stärke von Mainz 05, zu vernachlässigen.

bundesliga.de: Eine Stärke, die nur noch selten zu erkennen war...

Heidel: Das ist Fakt. Sonst hätten wir nicht nur eine einzige Partie von 13 gewonnen. Gefühlt habe ich in meinen 24 Jahren bei Mainz 05 etwa zehn-, zwölfmal im Abstiegskampf gesteckt. Ich weiß, dass dann Dinge gefragt sind, wie Aggressivität, Emotion und Leidenschaft. Und mit Martin haben wir einen Trainer in den eigenen Reihen, der dies nie anders hat trainiert lassen und diesen Fußball unter Thomas Tuchel von der Pike auf mit entwickelt hat.