Blick nach vorne: Die Karriere von Christian Pulisic kennt bislang nur den Weg nach oben - © © DFL DEUTSCHE FUSSBALL LIGA / Lukas Schulze
Blick nach vorne: Die Karriere von Christian Pulisic kennt bislang nur den Weg nach oben - © © DFL DEUTSCHE FUSSBALL LIGA / Lukas Schulze

BVB-Juwel Pulisic steht vor einer großen Zukunft

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Köln - Wenn die Fußball-Experten bei einem 18-Jährigen eigentlich nur noch darüber streiten, wo er am besten spielt und nicht wann, dann ist klar, dass er über außergewöhnliches Talent verfügen muss. Bei Christian Pulisic von Borussia Dortmund ist dies seit Saisonbeginn der Fall. Der Youngster macht den arrivierten Kräften bei den Schwarz-Gelben große Konkurrenz - und jetzt schlägt er auch im Nationalteam richtig ein.

"Himmlische Fähigkeiten"

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Jürgen Klinsmanns Vermächtnis zahlt sich für den US-Fußball offenbar schneller aus als erwartet: In Spiel eins der USA nach der Entlassung des ehemaligen Nationalcoaches ging der Stern von Klinsmann-Entdeckung Christian Pulisic beim befreienden 6:0 (3:0) in der WM-Qualifikation gegen Honduras endgültig auch international auf. Das Offensiv-Juwel vom BVB stellte nicht nur wegen eines eigenen Treffers sogar den dreifachen Torschützen Clint Dempsey in den Schatten.

So sehr beeindruckte Pulisic in San Jose als Dreh- und Angelpunkt, dass die Lobeshmynen auf den Teenager kaum enden mochten. "Pulisic ist an der Grenze zum Durchbruch. Er hat himmlische Fähigkeiten", schwärmten eine regionale US-Zeitung nach Pulisics auf ganzer Linie überzeugendem Auftritt.

Schnell, ausdauernd, dribbelstark und effektiv

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Tatsächlich imponierte der Youngster, dem Klinsmann vor Jahresfrist für Außenstehende noch durchaus überraschend zum Länderspiel-Debüt verholfen hatte, in der richtungweisenden Begegnung sowohl durch seine spielerische Klasse als auch seine erstaunliche Abgeklärtheit. Pulisic erzielte sein viertes Länderspieltor (46.), zog in Weltklasse-Manier die Fäden im Spiel der US-Boys, leitete drei weitere Treffer ein und war auch noch Auslöser für Dempseys Freistoß-Treffer zum 6:0-Endstand.

"Christian ist ein Naturtalent mit außergewöhnlichen Möglichkeiten und großer Cleverness", sagte US-Nationalcoach Bruce Arena. Auch Torwart Tim Howard bescheinigte dem Offensiv-Ass einen großen Entwicklungssprung verglichen mit dem vorherigen Treffen des Nationalteams im vergangenen Herbst: "Er ist sehr schnell gereift. Seine Gerissenheit, seine Technik und seine Läufe haben sich seit dem letzten Mal noch weiter verbessert." Pulisics wichtiger gewordene Rolle in Dortmund merke man dem Jungstar nicht an, meinte der Keeper weiter: "Er kommt nicht her und klopft sich ständig auf die Brust. Er macht seinen Job sogar eher völlig unaufgeregt."

Auch in der Schaltzentrale funktioniert Pulisic

Eben diese wichtiger gewordene Rolle im Spiel von Borussia Dortmund lässt Pulisic in windeseile reifen. BVB-Trainer Thomas Tuchel setzt auf sein Juwel. Sogar so sehr, dass der US-Boy erfahrenen Stammkräften wie André Schürrle, Shinji Kagawa oder - vor seiner Erkrankung - Mario Götze zeitweise den Rang abgelaufen hat. Pulisic vereint viele Dinge: Er verfügt über eine enorme Grundschnelligkeit, ist mit durchschnittlich 10,2 abgespulten Kilometern pro Spiel sehr ausdauernd, scheut zudem kein Eins-gegen-Eins. Alles Eigenschaften, die besonders auf den offensiven Außenpositionen Gold wert sind. Drei Tore und fünf Vorlagen in dieser Saison zeigen seine Effektivität auf dieser Position.

Egal ob links oder rechts: Genau aus dem Grund setzt Thomas Tuchel seinen Youngster zumeist auf den Außenbahnen ein - aber eben nicht nur. Denn Pulisic fühlt sich nicht nur im Highspeed-Bereich an den Seitenlinien wohl, sondern auch im Zentrum, wo es in engen Dribblings darum geht, den Ball zu behaupten und den tödlichen Pass zu spielen. 73 Prozent seiner Pässe landen beim Mitspieler, für einen Offensivmann, der häufig hohes Risiko im Passspiel gehen muss, ein sehr guter Wert. Vielleicht mit ein Grund dafür, dass Thomas Tuchel Christian Pulisic sowohl im Champions-League-Duell mit Real Madrid, als auch am 18. Spieltag beim 1. FSV Mainz 05 und am 25. Spieltag gegen den FC Ingolstadt (>>> Zum Matchcenter der Partie #BVBFCI) in der offensiven Schaltzentrale aufstellte.

"Großartig, mit Reus in einem Team zu spielen"

In allen drei Partien zeigte Pulisic, dass er diese Position spielen kann - auch wenn drei Einsätze sicherlich schwer mit den zahlreichen Spielen auf den Außenbahnen zu vergleichen sind. Dennoch: Es gehört zur Strategie von Borussia Dortmund und Thomas Tuchel, junge Spieler möglichst variabel auszubilden, so dass sie mehrere Positionen bekleiden können. Ousmane Dembélé beispielsweise kam genauso wie Pulisic auf den Außen, im Zentrum oder in der Spitze zum Einsatz, Matthias Ginter spielt mal als rechter Verteidiger, mal als Innenverteidiger, Erik Durm kann rechts und links hinten aber auch außen im Mittelfeld auflaufen.

Pulisic selbst hält sich auf jeden Fall alle Optionen offen. "Im Moment bin ich überall auf dem Feld glücklich", sagte er kürzlich. "Auf den Außenbahnen habe ich in der Vergangenheit meistens gespielt, aber ich mag auch das Zentrum." Zumindest einen kleinen Hinweis auf seine präferierte Position hat der in Hershey im US-Bundesstaat Pennsylvania geborene Amerikaner, dann aber doch gegeben. Nämlich indem er sein Vorbild auf dem Platz preisgab: "Ich habe von Marco Reus sehr viel gelernt. Es ist großartig, mit ihm in einem Team zu spielen. Er spielt einen Stil, der meinem sehr ähnlich ist, deshalb kann ich mir sehr viel von ihm abgucken."

Video: Pulisic auf dem Weg zum Top-Star

Musik in den Ohren seiner Bewunderer, zu denen auch ehemalige Bundesliga-Legenden wie Lothar Matthäus, Raúl oder Mehmet Scholl gehören. Letzterer hat auch keinen Zweifel daran, wo Pulisic spielen sollte: "Er kann deinem Spiel über die Außenbahnen das gewisse Etwas verleihen", sagte Scholl im Rahmen einer TV-Übertragung vor Kurzem. "Dadurch ist er in der Lage Situationen zu schaffen, die sonst nur sehr selten auf dem Feld entstehen."

Egal auf welcher Position sich Christian Pulisic beim BVB und auch in der Nationalmannschaft am Ende etablieren wird, eins ist klar: Die Fans werden zweifelsohne noch sehr viel Spaß an ihm haben.

Jon Stockitt / Dennis-Julian Gottschlich / SID