- © © gettyimages / Alex Grimm
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BVB zeigt Geschlossenheit: Siegen für Bartra

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Dortmund - Am Ende standen sie alle vor der Südtribüne, reckten das Trikot von Marc Bartra in die Höhe. Nach dem 3:1-Sieg über Frankfurt waren die Gedanken der Mannschaft von Borussia Dortmund bei dem Spanier, der bei dem Sprengstoff-Anschlag vor vier Tagen verletzt worden war  - und bei dem schlimmen Ereignis selbst. "Diese Szene hat gezeigt, wie wichtig für uns im Moment die Dinge außerhalb des Sportlichen sind - dass es Marc besser geht und dass wir einfach noch alle da sind", bekannte ein aufgewühlter Marcel Schmelzer.

"Wir sind einfach glücklich"

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Am Morgen vor der Partie war Bartra aus der Klinik entlassen worden, konnte das Duell mit der Eintracht vor dem heimischen Fernseher verfolgen. Was er sah, war ein emotionales Spiel, in dem die Dortmunder versuchten, das Entsetzen und die Ängste der letzten Tage für 90 Minuten irgendwie aus dem Kopf und aus den Beinen zu bekommen. "Wir haben uns vor dem Anpfiff geschworen, für diese Zeit auf dem Rasen alles auszublenden, rauszugehen und 100 Prozent zu geben", berichtete Sokratis nach dem Spiel.

Das gelang im ersten Bundesligaduell nach dem Attentat sogar erstaunlich gut. Eine "außergewöhnliche Charakterleistung, die man gar nicht hoch genug bewerten kann", bescheinigte ein beeindruckter Thomas Tuchel seiner Mannschaft später. Das frühe Tor per Hacke von Rückkehrer Marco Reus schon nach drei Minuten hatte den Weg zu einer phasenweise fast gewohnt starken Leistung geebnet. Der BVB dominierte die Partie, zeigte schöne Kombinationen und erspielte sich einige gute Chancen, ehe man das Tempo in der zweiten Hälfte etwas drosselte.

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Bartra bedankt sich via Twitter

Und doch waren sie zwischendurch immer wieder da, diese Bilder und Gedanken an den Anschlag. "Dieses Tor ist für Marc und seine Familie - ganz klar", erklärte Sokratis, nachdem er den Ball aus der Distanz mit dem rechten Fuß in den linken Winkel gehämmert hatte. Der Abwehrchef der Borussia stand an diesem Nachmittag stellvertretend für die Gefühlslage der gesamten Mannschaft. Am Mittwoch in der Champions League gegen Monaco, gerade einmal 24 Stunden nach dem hinterhältigen Überfall, da hatte er noch mit Tränen in den Augen vor der Südtribüne gestanden. Dieses Mal brüllte er die ganze Anspannung nach seinem Traumtor heraus und ließ keinen Zweifel, wem er den Treffer widmet.

"Er hat ausgeholt zum Schuss, da kann alles passieren – von einem Einwurf für den Gegner bis hin zum Tor", konnte Thomas Tuchel nach der Partie sogar über den Treffer scherzen. Und zeigte auch damit, dass die 90 Minuten für Trainer und Team vielleicht sogar ein stückweit Therapie waren, zumindest aber Balsam für die leidgeprüften Seelen. "Wir sind einfach glücklich, dass wir überhaupt noch zusammen Fußball spielen können. Und das hat man unserem Spiel angesehen", meinte Schmelzer.

Der Kapitän der Borussia machte aber auch keinen Hehl daraus, wie sehr ihn und seine Mitspieler die Ereignisse noch immer verfolgen und beschäftigen: "Bis zum Spiel habe ich überhaupt nicht an Fußball gedacht. 90 Minuten war es dann eine Ablenkung – aber danach kam alles raus, was du im Spiel unterdrückt hast." Und so standen sie eben nach dem Abpfiff vor der Südtribüne, mit dem Trikot von Bartra, mit ernsten Gesichtern, in die sich auch ein bisschen Stolz gemischt hatte. Arm in Arm demonstrierten sie ihren Zusammenhalt, während die Fans lautstark sangen: "Aber eins, das bleibt bestehen, Borussia Dortmund wird niemals untergehen."

Ein Gänsehautmoment sei das für ihn gewesen, erzählte Schmelzer. Vielleicht sogar einer, der in einigen Wochen auch im sportlichen Endspurt der Saison und im Kampf um Platz drei in der Tabelle noch wichtig werden kann für die Dortmunder. "Ich bin sicher, dass uns das als Mannschaft nochmal mehr zusammenschweißt", zeigte sich der Kapitän überzeugt. Wie zur Bestätigung schickte noch am Abend Marc Bartra Grüße zurück an Mitspieler und Fans, twitterte ein Foto mit den emotionalen Szenen aus dem Stadion und bedankte sich: "Ich bin stolz, Teil dieser Familie zu sein."

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte