Daniel Brinkmann (l.) legte mit seinem Tor zum 1:0 den Grundstein für den Augsburger Erfolg
Daniel Brinkmann (l.) legte mit seinem Tor zum 1:0 den Grundstein für den Augsburger Erfolg

Brinkmann als bescheidener Matchwinner

xwhatsappmailcopy-link

Augsburg - Seit dem Bundesliga-Aufstieg ist beim FC Augsburg vieles historisch. Erste Unentschieden (2:2 gegen Freiburg, 1:1 in Kaiserslautern), erste Niederlagen (0:2 gegen Hoffenheim, 0:1 in Nürnberg), erster Auswärtssieg (1:0 in Mainz) - was die Resultate betrifft, fehlte in der Sammlung der Premieren nur der erste Heim-"Dreier". Bis zum vergangenen Samstag.

Mit dem 2:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg hat der Klassenneuling nach sechs vergeblichen Versuchen auch diese letzte Lücke endlich geschlossen.

"Sehr stolz und glücklich" - viel Lob vom Trainer

"Wir können sehr stolz und glücklich sein", sagte nach dem Abpfiff Daniel Brinkmann. Der 25-Jährige, ansonsten nicht wirklich das Objekt der Begierde bei den Medienvertretern, war an diesem Abend ein gefragter Mann, wurde von Interview zu Interview weitergereicht. Aus gutem Grund. Mit dem Treffer zum 1:0 hatte der 2009 aus Aachen nach Augsburg gekommene Mittelfeldspieler den Weg zum längst überfälligen Heimsieg-Debüt geebnet. "Ich freue mich für Daniel, gönne ihm das Tor", sagte Trainer Jos Luhukay, der mit Lob für den Schützen nicht sparte.

Brinkmann, das hätten schon die letzten beiden Meisterschaftsrunden gezeigt, sei "ein total mannschaftsdienlicher Spieler, der läuferisch von Sechzehnmeterraum zu Sechzehnmeterraum immer alles investiert". Außerdem verfüge er über die Fähigkeit, "situativ Spiele zu entscheiden". Die kam zuletzt beim 1:0 Ende Oktober im Pokal-Wettbewerb in Leipzig zum Tragen. Luhukay: "Ein ganz wichtiges Tor. Damit hat er dafür gesorgt, dass wir auch in der nächsten Pokalrunde noch vertreten sind."

Die Anfangsphase dieser Saison war für Brinkmann, wie der Coach einräumte, "sehr schwierig". Die ersten fünf Partien um Punkte hatte der Mittelfeldmann in Zivil verfolgen müssen. Erstmals im Kader erschien er in der sechsten, beim 2:2 in Berlin gegen Hertha BSC, wo er nach 73 Minuten eingewechselt wurde. Seitdem stand er stets in der Anfangsformation, weil er sich, so Luhukay, "fantastisch zurück gearbeitet hat".

Ehrlicher Arbeiter

Arbeiten - ja, das trifft s. Brinkmann ist ein Malocher vor dem Herrn, ist ständig unterwegs. Das Pensum, das er gegen den VfL Wolfsburg abspulte, betrug mehr als zwölf Kilometer. Vom Trainer auf die rechte Außenbahn beordert, "obwohl das nicht meine Lieblingsposition ist", gehörte es zu seinen Aufgaben, den offensivstarken Linksverteidiger Marcel Schäfer zu neutralisieren. Der Dauerläufer tat wie ihm geheißen, auch wenn ihm sein Gegenspieler "in ein, zwei Situationen entwischt ist". Das, sagte Brinkmann, müsse er zugeben.

Als ehrliche Haut entpuppte sich der 1,93-Meter-Hüne auch, was seinen Torerfolg betraf. Genau Maß genommen? Keeper Diego Benaglio ausgeguckt? "Nein", sagte der überglückliche Schütze und antwortete auf die Frage, wie er es denn angestellt habe, den gegnerischen Schlussmann aus derart spitzem Winkel zu überwinden, ganz offen: "Augen zu und durch."

Mamas Anwesenheit verleiht Flügel

Dessen ungeachtet sei er heiß gewesen auf diesen Treffer, obwohl - oder gerade weil - die Jagd nach Toren nicht zu seinen ausgesprochenen Spezialitäten zählt: Nach mittlerweile 69 Pflichtspielen für den FC Augsburg sind gerade mal sechs Einträge in der Schützenliste zu finden.

Dass es nun wieder geklappt hat, mag vielleicht an der Anwesenheit seiner Eltern gelegen haben. Die waren eigens aus dem fast 600 Kilometer entfernten Horn-Bad Meinberg nahe Detmold nach Augsburg angereist, um ihren Sprössling gegen Wolfsburg in Aktion zu sehen.

Und speziell Frau Mama hat auf Ladehemmung lösende Wirkung. "Wenn sie da ist, dann treffe ich", verriet Brinkmann und führte als Beleg die Spiele gegen den SC Freiburg (1:0, Pokal) und RW Ahlen (3:1) an - zwei Partien, zu deren Gewinn er ebenfalls Beiträge in Form von Toren geleistet hat. Dass sie bei der Hälfte seiner sechs Treffer für den FCA vor Ort war, kommentierte Sohnemann augenzwinkernd: "Meine Mutter hat eine bessere Quote als ich."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse