Schulterklopfer für den Torschützen: BVB-Coach Jürgen Klopp (l.) mit Oliver Kirch
Schulterklopfer für den Torschützen: BVB-Coach Jürgen Klopp (l.) mit Oliver Kirch

"Da ist ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen"

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Leverkusen - Nach dem 2:2 im Topspiel bei Bayer 04 Leverkusen blieb Borussia Dortmund auch im siebten Bundesliga-Spiel in Folge ungeschlagen. Der BVB ließ sich von einem zweimaligen Rückstand nicht beirren und zeigte eine starke Leistung.

Auffällig agierte erneut der in den letzten Wochen vermehrt zum Einsatz gekommene Oliver Kirch, dem mit seinem Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 sein erster Treffer im Trikot der Westfalen gelang. Nach dem Abpfiff war der 31-Jährige ein gefragter Gesprächspartner.

Frage: Herr Kirch, wie zufrieden sind Sie mit dem Unentschieden?

Oliver Kirch: Mit dem Ergebnis können wir sehr zufrieden sein. Leverkusen hat eine starke Mannschaft, die jetzt auch wieder ihren Rhythmus gefunden hat, den sie vorher etwas verloren hatte. Sie gehört aber nach wie vor zu den stärksten in Deutschland. Wir sind zwei Mal einem Rückstand hinterhergelaufen. Insofern war das für uns ein zufriedenstellendes und auch gerechtes Ergebnis.

Frage: Ihnen ist dabei auch Ihr erstes Tor im Dress des BVB gelungen. War der Kopfball so geplant?

Kirch: Marco Reus schießt die Freistöße immer super. Ich musste nur den Kopf hinhalten. Ich habe jetzt nicht genau gezielt, wo der Ball hingehen sollte. Aber für den Torwart ist es sehr schwer, da noch zu reagieren. Dementsprechend war das schon in etwa so gewollt.

Frage: Wie viel hat Ihnen Ihr Premierentreffer für den BVB bedeutet?

Kirch: Viel. Wenn du für einen Verein spielst, willst du für den auch zumindest ein Tor gemacht haben. Ich habe jetzt mein erstes komplett eigenes Tor erzielt. Ein abgefälschtes Ding vorher zählt ja nicht so richtig. Da ist ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen.

Frage: Wenn Ihnen jemand vor acht Wochen gesagt hätte: Kirch der Torschütze, Kirch immer in der Startelf und wahrscheinlich auch Kirch hat einen neuen Vertrag in der Tasche. Hätten Sie den für bekloppt erklärt?

Kirch: Natürlich nicht (lacht). Ich hätte ihm gesagt, dass ich hoffe, dass er recht hat. Das kann man nicht planen. Es gab ein paar Umstände, die dazu geführt haben. Aber ich bin froh, dass es so läuft.

Frage: Wie sieht es aus in Sachen Vertragsverlängerung?

Kirch: Wir sprechen in der kommenden Woche und sehen, was dann dabei rauskommt.

Frage: Erleben Sie gerade Ihre schönste Phase beim BVB?

Kirch: Ja, natürlich. Ich habe in den eineinhalb Jahren relativ wenig gespielt, hatte ein paar Highlights wie das Spiel gegen Manchester City und die eine oder andere Partie, die ich bestreiten durfte. Aber im Moment spiele ich regelmäßig. Und wenn man dann viel zu etwas beitragen kann, ist es immer ein besseres Gefühl. 

Frage: Wie schafft man es denn, eineinhalb Jahre kaum zum Zug zu kommen und dann in den letzten wichtigen Spielen so präsent zu sein, wie Sie das derzeit sind?

Kirch: Letztendlich ist der Schalter jetzt einmal umgelegt. Ich bin jetzt einmal drin und will nun dranbleiben. Es war sicherlich eine schwere Zeit, mich immer weiter zu motivieren. Aber ich bin drangeblieben, habe gearbeitet. Das zahlt sich jetzt aus.

Frage: Wie schätzen Sie Ihren derzeitigen Status im Team ein?

Kirch: Ich rede erst einmal nicht davon, dass ich Stammspieler bin. Wir haben auch weiterhin viele Verletzte. Aber ich denke, dass ich die Einsatzzeiten rechtfertige und mich mit einem Tor in Leverkusen selbst belohnt habe.

Frage: Mit welchem Antrieb und welcher Motivation geht die Borussia in die letzten beiden Bundesliga-Spiele?

Kirch: Wir wollen immer Gas geben, wenn wir auf dem Platz stehen, guten Fußball zeigen und das Spiel gewinnen. Darüber hinaus haben wir noch ein Ziel im Hinterkopf. Das ist das Pokalfinale Berlin. Wir haben die ganze Woche gesagt, dass wir dafür die Spannung hoch halten wollen und wie in den letzten Wochen Gas geben. So haben wir auch weitergemacht.

Frage: Haben Sie auch den Wunsch der Fans im Hinterkopf, am Ende der Saison auf alle Fälle vor Schalke zu stehen?

Kirch: Das wollen ja nicht nur die Fans, das wollen wir auch. Wir wollen unbedingt Platz 2 erreichen. Wer dahinter steht, ist nicht so wichtig.

Frage: Ist das Nachlassen der Bayern in der Liga ein warnendes Beispiel für den BVB?

Kirch: Das Beispiel brauchen wir gar nicht. Wir wissen, dass es nicht förderlich ist, die Spannung nicht hochzuhalten. Jedes Bundesliga-Spiel muss man mit einer gewissen Anspannung angehen, sonst hat man keine Chance. Die Qualität der einzelnen Mannschaften ist zu groß. Man darf keine Sekunde daran denken, einen Gang runterzuschalten. Das wollen wir auch gar nicht. Das ist nicht unsere Art. Und das zeigen wir.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski