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Nach der Niederlage gegen Leverkusen liegt der BVB jetzt zehn Punkte hinter den Bayern
Nach der Niederlage gegen Leverkusen liegt der BVB jetzt zehn Punkte hinter den Bayern

Lazarett in der Leistungsfalle

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Dortmund - Kevin Großkreutz war der Erste, der wieder auf Angriff umschaltete. Während seine Mitspieler nach dem Abpfiff gegen Leverkusen noch kopfschüttelnd und frustriert am Mittelkreis verharrten, steuerte der Dortmunder auf die Südtribüne zu, applaudierte den Fans und wirkte dabei irgendwie wild entschlossen: Jetzt erst recht!

Die bittere 0:1-Niederlage gegen Bayer, der erneute Ausfall weitere Leistungsträger durch Verletzungen - das nagt ohne Zweifel am Selbstvertrauen und am Nervenkostüm der Borussia. Doch all das muss man nun abschütteln, wollte wohl auch Großkreutz signalisieren. Schließlich muss der BVB am Mittwoch in der Champions League in Marseille antreten. Und da gilt es.

"Kopf nicht in den Sand stecken"

Aller Voraussicht nach muss Dortmund dieses letzte Gruppenspiel gewinnen, um ins Achtelfinale einzuziehen und in Europas Königsklasse zu überwintern. Für den Verein und für das Selbstverständnis ist das fast Pflicht. Und so verwundert es nicht, dass auch die Gedanken der Spieler nach dem erneuten Rückschlag in der Liga schon um die nächste Aufgabe kreisten.

"Wir dürfen den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken und müssen in die Zukunft gucken. Wir haben in diesem Jahr noch das eine, wichtige Spiel in der Champions League. Da wollen wir unbedingt weiterkommen“, meinte Robert Lewandowski. Auch Jonas Hofmann empfahl, "dieses Spiel jetzt ganz schnell aus den Köpfen zu bekommen, denn am Mittwoch steht ein mindestens genauso wichtiges gegen Marseille an.“

Den meisten Spielern aber war gar nicht mehr danach, überhaupt noch etwas zu sagen. Teilweise war das auch gar nicht nötig, denn die Bilder sprachen für sich. Nuri Sahin etwa war leichenblass und mit rot verweinten Augen, gestützt von zwei Betreuern, ins Krankenhaus gebracht worden.

Die Kraft schwindet

Inzwischen hat sich seine Verletzung (Außenband-Teilriss) wie die von Sven Bender (Innenbanddehnung) zwar als nicht ganz so dramatisch herausgestellt wie befürchtet. Doch nach Hummels, Subotic, Schmelzer und Gündogan muss der BVB in den nächsten Spielen auf weitere Leistungsträger verzichten. In der Bundesliga ist zudem Sokratis nach seinem Platzverweis gesperrt. Andere wie Lukasz Pisczcek oder Sebastian Kehl sind nach ihren langen Pausen längst noch nicht wieder auf Top-Niveau angekommen.

Die Ausfälle gehen bei der Borussia nicht nur an die spielerische Substanz, sondern führen die Mannschaft langsam, aber sicher auch an die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit. Die Niederlage im Spitzenspiel gegen Leverkusen war ein offensichtlicher Beweis dafür, dass die Kraft zunehmend schwindet. Nach dem Rückstand verstand es der BVB dieses Mal nicht wie sonst, den Gegner mit Dynamik und Vollgasfußball so unter Druck zu setzen, dass die Tore fast zwangsläufig fallen. Zwingende Chancen blieben weitgehend Mangelware; erst in der Schlussphase musste Gäste-Keeper Bernd Leno eingreifen.

"Zu wenig Tempo in unseren Aktionen"

Zwar traf Dortmund auch auf einen gut organisierten und intensiv verteidigenden Gegner. Vor allem aber fehlte es an der eigenen Zielstrebigkeit und den gewohnten Tugenden. "Wir hatten zu wenig Tempo in unseren Aktionen, waren im Zweikampfverhalten nicht gut, und auch in der Luft war es schwierig. Entsprechend haben wir die Punkte abgegeben“, redete Roman Weidenfeller gar nicht lange herum. Jürgen Klopp fehlte es an der letzten Konsequenz. „Erst waren wir zu passiv, nach der Pause dann deutlich leidenschaftlicher. Aber insgesamt war es nicht so gut, wie es sein könnte.“

Erstmals unter Klopp blieb der BVB in zwei Heimspielen in Folge (Bayern, Leverkusen) ohne eigenen Treffer, hat jetzt drei der letzten vier Partien verloren und spürt als Tabellendritter der Liga jetzt sogar den heißen Atem der punktgleichen Verfolger aus Gladbach im Nacken. Doch all das muss die Mannschaft jetzt ausblenden, wenn es nach Marseille geht. Ein Sieg in Frankreich, und die sportliche Situation sieht wieder deutlich rosiger aus, vom derzeit angeknacksten Selbstvertrauen ganz zu schweigen.

Vielleicht lassen sich die Dortmunder vor der entscheidenden Partie in der „Königsklasse“ ja auch von Simon Rolfes ein wenig Mut machen. Der Kapitän von Bayer Leverkusen hatte nach dem Sieg seinerWerkself  beim BVB mit einer ganz speziellen Rechnung aufmunternde Worte für den BVB parat: „Wir haben vor zwei Jahren Chelsea geschlagen, die sind Champions-League-Sieger geworden. Im letzten Jahr haben wir als letzte Mannschaft überhaupt die Bayern geschlagen, die sind dann ebenfalls Champions-League-Sieger geworden. Vielleicht holen die Dortmunder ja jetzt auch die Champions League.“

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte