Gegen Schalke gab es für Clemens Fritz (l.) und seine Bremer nichts zu holen. Mit 0:5 unterlag Werder den Königsblauen
Gegen Schalke gab es für Clemens Fritz (l.) und seine Bremer nichts zu holen. Mit 0:5 unterlag Werder den Königsblauen

"Blockade im Kopf"

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Bremen - Werder Bremen überwintert in der Bundesliga auf Platz fünf - trösten kann das nach der dritten herben Auswärtsniederlage in Folge kaum jemanden.

Erst 0:5 in Mönchengladbach und 1:4 in München, jetzt 0:5 beim FC Schalke 04 - auch Clemens Fritz war nach der erneuten Lehrstunde auf fremdem Platz komplett bedient. Im Interview machte sich der Bremer trotzdem an die Ursachenforschung und sprach über eigene Ansprüche, die richtige Einstellung und Blockaden im Kopf.

Frage: Clemens Fritz, kann man aus der herben überhaupt noch irgendetwas Positives mitnehmen in die Winterpause?

Clemens Fritz: Ganz ehrlich: Nach so einem Spiel fällt es schwer, überhaupt positiv zu denken. Wir haben jetzt zum dritten Mal in Folge in einem Auswärtsspiel versagt. Wir müssen uns vor allem bei unseren Fans entschuldigen. Sie fahren jede zweite Woche quer durch Deutschland und wir liefern solche Spiele und solche Ergebnisse ab.

Frage: Ihr Mitspieler Naldo fand den Auftritt regelrecht peinlich.

Fritz: Natürlich war das peinlich, keine Frage! Das war jetzt das dritte Auswärtsspiel in Serie, in dem wir so richtig auf den Sack bekommen. Das darf ganz einfach nicht passieren bei den Ansprüchen, die wir haben. Wenn wir das erreichen wollen, was wir uns vorstellen und vornehmen, dann müssen wir auch auswärts unsere Punkte holen.

Frage: Wo liegen aus Ihrer Sicht die Gründe, dass Werder in fremden Stadien regelmäßig einbricht?

Fritz: Zuhause machen wir vieles richtig, auswärts machen wir alles falsch. Wir nehmen uns unheimlich viel vor, gehen voll konzentriert und motiviert in die Partie, pushen uns. Dann hat man aber schnell das Gefühl, dass wir nach den ersten ein, zwei Fehlern das Konzept verlieren. Das darf uns nicht passieren. Gegen Schalke sind wir nach dem 0:3-Rückstand komplett auseinander gebrochen.

Frage: Es gab nur eine kurze Phase nach der Halbzeit, in der das Bremer Spiel ganz ordentlich aussah. Ihr Trainer Thomas Schaaf hatte vor der Partie mehr Mut gefordert. Fehlt es daran?

Fritz: Ich weiß langsam auch nicht mehr, was ich dazu sagen soll. Der Trainer stellt uns gut ein und weist uns immer wieder auf die wesentlichen Dinge hin. Aber wir bekommen das einfach nicht hin. Vielleicht haben wir eine Blockade im Kopf, was die Auswärtsspiele angeht. Ich weiß es auch nicht genau.

Frage: Wie soll es jetzt weitergehen mit Werder?

Fritz: Wichtig ist es jetzt, trotz allem die positiven Aspekte aus der Hinrunde mitzunehmen. Wir müssen gerade das, was die Auswärtsspiele angeht, in der Winterpause aus den Köpfen heraus bekommen. Dann können und müssen wir in der Rückrunde in Sachen Auswärtsspielen wieder bei Null anfangen.

Frage: Werder überwintert in der Bundesliga auf Platz fünf - fast noch in Reichweite zur Champions League. Vor der Saison hätte man das nicht unbedingt vermutet.

Fritz: Wir hätten mit einem Sieg gegen Schalke einen weiteren großen Schritt machen können. Und wir hätten uns auch nach hinten noch mehr Luft verschaffen können. Das ist uns aber nicht gelungen und darum sage ich ganz ehrlich: Es ist zwar schön, nach der vergangenen Saison jetzt auf dem fünften Tabellenplatz zu stehen und international zu überwintern. Aber dafür können wir uns nichts kaufen. Wir würden gern am Ende der Saison auch international spielen, aber dafür müssen wir auch auswärts unsere Punkte holen. Sonst wird es am Ende nicht reichen!

Aufgezeichnet von Dietmar Nolte