Nach dem 1:4 auf Schalke war der achte Abstieg des 1. FC Nürnberg besiegelt - Mike Frantz konnte seine Tränen danach nicht mehr zurückhalten (© Imago)
Nach dem 1:4 auf Schalke war der achte Abstieg des 1. FC Nürnberg besiegelt - Mike Frantz konnte seine Tränen danach nicht mehr zurückhalten (© Imago)

Bitterer Abgang

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Nürnberg - Am Schluss klammerten sich die Fans des 1. FC Nürnberg an die Hoffnung auf ein Wunder. Doch das blieb aus: Nach dem 1:4 auf Schalke muss der "Club" den Gang in die 2. Bundesliga antreten - zum achten Mal in seiner Vereinsgeschichte

Frühes Aus im DFB-Pokal

Sport-Vorstand Martin Bader war nach der Niederlage auf Schalke einer der ersten im Nürnberger Lager, der seine Enttäuschung in Worte kleiden konnte: "Wir haben die gesamte Saison über Rückschläge bekommen, aber immer wieder eine Chance erhalten, die wir nicht nutzen konnten. Das ist ein harter Nackenschlag. Ich bin jetzt gerade einfach nur leer." Doch so bitter ein Abstieg sein mag, der bis zuletzt noch hätte abgewendet werden können - wer insgesamt nur 26 Punkte anhäuft, ist natürlich vorbereitet, wie Per Nilsson einräumte: "Insgesamt hat es einfach nicht gereicht."

Schon die Generalprobe für den Saisonstart lief gänzlich schief. Beim SV Sandhausen schied der favorisierte Bundesligist schon in der ersten Runde des DFB-Pokals aus. Und das mit einer Leistung, die nicht nur den damaligen Trainer Michael Wiesinger nachdenklich stimmte. Drei Niederlagen und fünf (!) Remis waren daraufhin die Bilanz in der Liga für den jungen Coach, der nach dem deutlich zu hoch ausgefallenen 0:5 gegen den Hamburger SV gehen musste.

Nach einem Spiel unter Roger Prinzen - einem 1:1 bei Eintracht Frankfurt - übernahm Gertjan Verbeek, der dem Team einen angriffsfreudigen Fußball verordnete, der im Fränkischen mit großer Dankbarkeit angenommen wurde. Zumal zunächst auch die Ergebnisse stimmten. Zwar gelang erst am 18. Spieltag mit einem krachenden 4:0-Sieg über 1899 Hoffenheim der erste (!) Saisonsieg, doch dieses Spiel wirkte wie ein Initialzündung. Nach Siegen gegen Hertha BSC, den FC Augsburg und Eintracht Braunschweig belegte der "Club" am Ende des 22. Spieltags Platz 14, mit vermeintlich komfortablen vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang.

Doch wer meinte, dass der FCN, dessen Spielweise immer wieder von gegnerischen Trainern wie Christian Streich vom SC Freiburg ("spielerisch beste Nürnberger Mannschaft seit Jahren") gelobt wurde, durch die Erfolgserlebnisse Sicherheit erlangen würde, sah sich getäuscht. Nach sieben Niederlagen in den darauffolgenden acht Spielen musste auch Verbeek gehen. Bader wollte "neue Signale setzen" - und baute für die letzten drei Spiele erneut auf Prinzen. Doch auch der U-23-Coach konnte den Abwärtstrend nicht mehr stoppen. Nach den 0:2-Niederlagen gegen den 1. FSV Mainz 05 und Hannover 96 und dem 1:4 auf Schalke stand der achte Abstieg der Vereinsgeschichte fest.

Der Niedergang hat Gründe

Für den Niedergang des fränkischen Traditionsvereins gibt es Gründe. Und viele davon haben mit widrigen Umständen zu tun, die der FCN nicht selbst zu verantworten hat. Sage und schreibe 25 Mal trafen "Club"-Spieler nur Pfosten oder Latte - Ligarekord. Bei Borussia Mönchengladbach (1:3) und in Hannover (3:3) spielte man überragend, haderte aber mit der Spielleitung.

Hinzu kam die Verletztenmisere. Makoto Hasebe, Emanuel Pogatetz, Daniel Ginczek, Timothy Chandler, Timo Gebhart, Nilsson, Ondrej Petrak und Markus Feulner fielen ab dem Winter wochen- bzw. monatelang mit hartnäckigen Verletzungen aus - allesamt potenzielle Stammspieler. Da konnte es auch nicht verwundern, dass Nürnberg das Pech bis zum letzten Spieltag treu blieb.

Auf Schalke fehlte fast die gesamte Viererkette - und das in einem Spiel, in dem es um alles ging. Mit Marvin Platenhardt, Chandler und Javier Pinola hatten sich gleich drei defensive Stammkräfte am 33. Spieltag die fünfte Gelbe Karte abgeholt. Zudem verletzte sich mit Keeper Raphael Schäfer der vielleicht stabilste Spieler der Saison - und fiel im Saisonfinish ebenfalls aus.

Fehlende Balance

Dass zeitweise sechs, sieben Stammspieler fehlten, hat den FCN ebenso destabilisiert wie der Weggang von Timmy Simons, der die Mannschaft nicht nur auf dem Feld stabilisiert hat. Mehr Pech als Nürnberg kann man als Fußballverein also kaum haben.

Und dennoch: Wenn der "Club" absteigen muss, hat er sich das auch selbst zuzuschreiben. Der FCN schaffte es einfach zu selten, eine gute Balance aus Defensive und Offensive hinzubekommen.

Nur Hoffenheim und der HSV kassierten mehr Gegentore, nur Braunschweig schaffte weniger eigene Treffer. "Es ist immer leicht zu sagen, dass eine Mannschaft nicht kämpft", fand dann auch Nilsson, als er um eine Einschätzung der Saison gebeten wurde. "Manches hat auch mit Qualität zu tun."

Christoph Ruf