Bernd Leno spielt seine dritte konstant starke Saison im Tor der Werkself
Bernd Leno spielt seine dritte konstant starke Saison im Tor der Werkself

Leno: "Lewandowski hat eine gute Mischung gefunden"

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Leverkusen - Bayer 04 Leverkusen hat nach zwei Siegen in Folge wieder die besten Aussichten, am Saisonende den lukrativen 4. Platz zu erreichen, der zur Qualifikation zur Champions League berechtigt (Tabelle). Vor dem Hit gegen Borussia Dortmund am Samstagabend sprach bundesliga.de mit Leverkusens Torhüter Bernd Leno.

bundesliga.de: Bernd Leno, die letzten drei Bundesliga-Spiele der Saison stehen an (Ergebnisse und Spielplan). Für Bayer 04 geht es noch um viel. Freuen Sie sich auf diese letzten besonders wichtigen Spiele auch ganz besonders?

Bernd Leno: Natürlich. Es geht um die Wurst. Der besondere Reiz liegt jetzt darin, dass es um viel geht. Wir haben noch drei Endspiele, beginnend mit dem Topspiel gegen Dortmund. Unser härtester Konkurrent Wolfsburg ist selbst in Topform. Die lassen wenig Punkte liegen. Wir müssen deshalb in den letzten drei Spielen eine gute Punkteausbeute holen, sonst sind wir nächstes Jahr nicht in der Champions-League-Qualifikation.

bundesliga.de: Wenn Bayer 04 alle Spiele gewinnen sollte, ist Platz 4 sicher. Schauen Sie noch mit einem Auge auf den Dritten Schalke, der nur vier Punkte vor der Werkself steht?

Leno: Das Wichtigste ist, dass wir Platz 4 verteidigen. Ob nach oben noch etwas geht, können wir nicht beeinflussen (Tabellenrechner). Schalke hat eine richtig gute Rückrunde gespielt. Da müsste viel zusammenkommen, dass wir Schalke noch überholen. Wir müssen Stand jetzt Platz 4 verteidigen. Darauf sollte sich unser Fokus richten. Wenn es mehr wird, nehmen wir das gerne mit.

bundesliga.de: Leverkusen hat die beiden letzten Spiele gewonnen, in Nürnberg beim 4:1 auch stark gespielt. Was hat sich in den letzten drei Wochen seit dem Trainerwechsel verändert?

Leno: Sascha Lewandowski hat sehr viel Taktiktraining gemacht. Nach dem Hamburg-Spiel hatten wir eine sehr lange Woche, in der wir viel auch per Video im Taktikbereich gearbeitet haben. Der Trainer legt viel Wert auf Gegenpressing und aktives Verteidigen. Das hat die Mannschaft gut umgesetzt. Sicherlich waren Hertha und Nürnberg jetzt nicht die Gegner, die in der Rückrunde so viel gerissen haben. Aber man sieht im Training und in den Spielen, dass die Trainingsinhalte langsam umgesetzt werden. Am Samstag spielen wir nun gegen einen Topgegner, der in Topform ist. Dann wird man sehen, wie weit wir schon sind.

bundesliga.de: Wo liegen die Stärken von Sascha Lewandowski? Wie packt er die Mannschaft an?

Leno: Er kann auch mal lauter werden. Er legt sehr viel Wert auf Disziplin. Wenn einer nicht mitzieht, passt ihm das gar nicht. Denn wenn nur einer beim Gegenpressing pennt, funktioniert es insgesamt nicht. Er versucht, aus der Mannschaft alles herauszukitzeln. Wir wissen natürlich auch, dass wir in den vier, fünf Wochen nicht alles verändern können. Aber er hat eine gute Mischung gefunden.

bundesliga.de: Sie müssen in Ihrem Tor in der schlechten Phase der Mannschaft ja fast verrückt geworden sein, weil Sie so ziemlich der einzige Leverkusener Spieler waren, der immer seine Leistung gebracht und kaum einen Fehler gemacht hat. Wie sind Sie cool geblieben, was hat Sie stark gemacht?

Leno: Mein Torwarttrainer David Thiel hat mir gesagt, dass ein Torwart in einer Mannschaft so ein bisschen der Einzelkämpfer ist. Die Mannschaft hat sich vielleicht ein bisschen hängen lassen, aber ich durfte mich davon nicht herunterziehen lassen und musste mich auf mich konzentrieren. Natürlich bin ich ein Teil der Mannschaft. Aber der Torwart ist der einzige, der hinten die Bälle halten und sein eigenes Ding machen kann. Darauf habe ich mich konzentriert und der Mannschaft den einen oder anderen Punkt festgehalten. In der Phase war das sehr wichtig. Ich habe immer weitergemacht, mein Torwarttrainer hat mich immer heiß gemacht. Das war für mich wichtig, weil nach den vielen Niederlagen die Stimmung in der Mannschaft nicht so gut war.

bundesliga.de: Sie haben bereits 96 Bundesliga-Spiele absolviert, international in der Champions League gespielt, immer starke Leistungen gebracht. Aber Sie stehen nicht so sehr im Rampenlicht wie andere Torhüter. Wenn es um die WM-Kandidaten geht, fällt Ihr Name nicht so häufig. Wie gehen Sie damit um? Ärgert Sie das?

Leno: Nein, nicht wirklich. Ob mein Name in der Presse steht oder nicht, ist mir egal. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir in Leverkusen nicht so viel Presse haben. Ich weiß, dass ich meine Leistung bringe. Ich brauche mich nicht vor anderen Torhütern der Bundesliga verstecken. Wie viele deutsche Torhüter spielen denn in der Champions League oder haben dort überhaupt schon einmal gespielt?

bundesliga.de: Das waren nicht so viele.

Leno: Neuer, Weidenfeller, die beiden Schalker Hildebrand und Fährmann und ich. Die anderen haben noch nie in der Champions League gespielt, selbst ein Rene Adler nicht. Ich sehe das ganz gelassen. Ich bin bei einem guten Verein, ich habe zum zweiten Mal in der Champions League gespielt und auch ordentliche und gute Spiele gemacht. Das sind Erfahrungen, die ich voraus habe. Man darf auch nicht vergessen, dass ich erst 22 Jahre alt bin. Das Wichtigste ist, immer wieder die Leistung zu bringen, dann kommt der Rest von alleine. Ich weiß, was ich kann und muss mich auch nicht kleiner machen, als ich bin.

bundesliga.de: Jetzt kommt das von Ihnen bereits angesprochene Topspiel gegen Borussia Dortmund. Abendspiel, Flutlicht, ausverkauftes Haus. Glauben Sie, dass die Dortmunder, die ihr Saisonziel bereits erreicht haben, es etwas lockerer angehen lassen werden? Oder macht sie das gerade besonders gefährlich?

Leno: Ich kann mir nullkommanull vorstellen, dass Dortmund irgend etwas abschenken wird oder der Dortmunder Trainer Larifari macht. Dortmund hat noch ein Pokalfinale zu spielen, die werden versuchen, die Spannung bis dahin hochzuhalten. Wir sind dann für den BVB ein Gradmesser, bei dem sie alles abrufen müssen. Wir haben auch das Hinspiel 1:0 gewonnen (zum Video), da waren die Dortmunder sauer. Die werden uns garantiert nichts schenken.

bundesliga.de: Und der Dortmunder Lewandowski will noch Torschützenkönig werden. Wie bereiten Sie sich auf so einen Topstürmer vor?

Leno: Wenn ich ehrlich bin, eigentlich gar nicht. Ich habe ihn schon oft genug gesehen, jeder weiß, dass er ein Weltklassestürmer ist. Aber auf ihn muss ich mich nicht speziell vorbereiten, zumal Dortmund auch mit Marco Reus, Mikhitaryan und wie sie alle heißen noch weitere Topstürmer besitzt. Allgemein bereite ich mich nicht so extrem auf die gegnerischen Stürmer vor. Man macht sich dann nur verrückt. Als Torhüter muss man reagieren und die Bälle halten. Dabei belasse ich es.

bundesliga.de: Was sagt Ihnen Ihr Gefühl? Packt Leverkusen Platz 4?

Leno: Stand jetzt, ja. Wir haben wieder eine gute Stimmung und die Kurve gekriegt. Wir haben unsere Spiele wieder überzeugend gewonnen. Deswegen habe ich wieder ein positives Gefühl. Die Zweifel nach der Niederlagenserie sind weg. Es macht wieder Spaß. Ich hoffe, dass wir die Champions-League-Qualifikation packen.

bundesliga.de: Würden Sie nach einem Platz 4 am Ende von einer gelungenen Saison sprechen oder war mehr drin?

Leno: Im Nachhinein wäre natürlich mehr drin gewesen. Wir haben in der Rückrunde so viele Punkte unnötig und leicht verschenkt. Teilweise war das unglaublich. Gegen Braunschweig haben wir ein unterirdisches Spiel gezeigt. Mit dem 4. Platz könnten wir am Ende gut leben. Wir wären alle happy, wenn wir den 4. Platz schaffen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski