Das Niedersachsenstadion wurde 1954 eingeweiht. Ursprünglich fasste die Arena 86.000 Zuschauer
Das Niedersachsenstadion wurde 1954 eingeweiht. Ursprünglich fasste die Arena 86.000 Zuschauer

Berlin ist rot

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Köln - Das Niedersachsenstadion in Hannover, wie die heutige HDI-Arena und Heimstätte von Hannover 96 zwischen 1954 und 2002 hieß, kann auf eine lange und stolze Tradition zurückblicken. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung 1954 wurde zum ersten Mal das Finale der deutschen Meisterschaft in Hannover ausgetragen.

Ein Hauch Hannover an der Spree

Damals fasste das weite Rund 86.000 Zuschauer und Rot-Weiss Essen wurde durch ein 4:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern zum ersten und letzten Mal Deutscher Meister. Bis zur Gründung der Bundesliga war das Niedersachsenstadion noch drei weitere Male Austragungsort des Meisterschaftsendspiels. Sogar acht Mal wurde der Sieger des DFB-Pokals in der Arena ermittelt. Abgesehen vom Berliner Olympiastadion kürte kein anderes Stadion so viele Pokalsieger.



Sowohl bei den Weltmeisterschaften 1974 und 2006 als auch bei der Europameisterschaft 1988 war Hannover einer der Austragungsorte. Die Geschichte des Niedersachsenstadions steht symbolisch für die Fußballtradition von Hannover 96. Auch wenn die altehrwürdige Sportstätte 2002 zunächst in AWD-Arena und 2012 in HDI-Arena umbenannt wurde, gibt es seit 2004 wieder ein Niedersachsenstadion auf Deutschlands Fußball-Landkarte.

Überraschenderweise liegt das "neue" Niedersachsenstadion aber nicht an der Leine, sondern an der Spree. Eine Gruppe Exil-Hannoveraner gründete 2002 den Fanclub "Das rote Berlin". Was mit einer Handvoll Leute in einer Kreuzberger Kneipe begann, nahm mit den Jahren immer größere Dimensionen an.

Im Sommer 2004 mietete der inzwischen angewachsene Fanclub eine Immobilie im Berliner Stadtteil Neukölln an, die wahrlich schon bessere Zeiten gesehen hatte. Mit großem Eifer machten sich die Mitglieder an die Renovierung und am 02.10.2004 öffnete das Berliner "Niedersachsenstadion" zum ersten Mal seine Pforten. Die "Roten" waren Tabellenletzter und spielten bei Hansa Rostock. Leandro Fonseca, Tranquillo Barnetta und Daniel Stendel sorgten mit ihren Treffern zum 3:1-Erfolg für eine gelungene Premiere des Niedersachsenstadions.

Probemitgliedschaft für fünf Euro



Seitdem können alle Club-Mitglieder und solche, die es noch werden wollen, alle 96-Spiele in echter Heimspielatmosphäre verfolgen. Finanziert wird das Vereinsheim des Berliner Fanclubs über monatliche Mitgliedsbeiträge. Wer kein Mitglied ist, kann für fünf Euro eine Probemitgliedschaft für einen Tag abschließen. Ein Freigetränk inklusive. Um richtiges Hannoveraner Flair zu erzeugen, werden vom "Roten Berlin" keine Kosten, aber vor allem keine Mühen gescheut. Mit dem eigenen PKW fahren die Mitglieder regelmäßig die knapp 300 Kilometer von Berlin nach Hannover, um echtes Hannoveraner Bier in die Hauptstadt zu "importieren".

Mittlerweile zählt der Fanclub über 40 Mitglieder, darunter auch Ehrenmitglied Jörg Sievers. Der ehemalige 96-Keeper wurde zur Legende, als er im DFB-Pokalfinale 1992 die Elfmeter von Karlheinz Pflipsen und Holger Fach parierte und Hannover den Titel sicherte. Nur wenige Kilometer vom damaligen Endspielort entfernt haben viele Hannoveraner in Berlin ihr sportliches Zuhause gefunden.

Florian Reinecke