Bayerns Sport-Vorstand Matthias Sammer: "Wir brauchen eine Mannschaft, die lebt, die aggressiv ist, die einen Plan hat"
Bayerns Sport-Vorstand Matthias Sammer: "Wir brauchen eine Mannschaft, die lebt, die aggressiv ist, die einen Plan hat"

Bayerns Zerreißprobe

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München - Matthias Sammer schmunzelte. Ob er die Olympischen Spiele in London verfolge, wurde er von einem Journalisten bei der offiziellen Supercup-Pressekonferenz gefragt. Viel Zeit sei bei der Fülle an Aufgaben natürlich nicht, erklärte der Sport-Vorstand des FC Bayern, aber "wie der Harting sein Hemd zerrissen hat, hat mir schon gefallen."

Durst nach Erfolg

Den 44-Jährigen beeindruckte neben der Show des neuen Diskus-Olympiasiegers vor allem der Umstand, wie es zur Goldmedaille gekommen ist. "Wenn du außergewöhnlich erfolgreich sein willst", findet Sammer, "kannst du nicht normal ticken."



Dass die Münchner in den letzten zwei Jahren außergewöhnlich erfolgreich waren, kann wohl niemand im Verein behaupten. Der Club reckte mit dem DFB-Pokal letztmals am 15. Mai 2010 Zählbares in die Höhe. Die Verantwortlichen und Spieler dürsten nach Erfolg - der Supercup (So., ab 19:30 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) in der heimischen Allianz Arena gegen Borussia Dortmund kommt da gerade recht. "Es gibt einen Pokal zu gewinnen und den hätten wir gern", sagte Sammer. Zwar sei aufgrund der intensiven Vorbereitung keine absolute Top-Leistung zu erwarten, doch "wir haben es mit einem Gegner zu tun, der uns zuletzt mehrmals geschlagen hat", meinte Bayerns Sport-Vorstand.

Die Dortmunder gewannen die letzten fünf Pflichtspiele gegen den FC Bayern in Serie, vor allem die 2:5-Niederlage im Endspiel um den nationalen Pokal hallt noch immer nach. Selbst Präsident Uli Hoeneß, sonst um keinen markigen Spruch verlegen, wird bei dem Gedanken an eine weitere Pleite mulmig: "Ich kann mir die Schlagzeilen schon vorstellen, die die Presse produzieren wird, falls wir nicht gewinnen sollten."

"Am Weg festhalten"



Für neuerlichen Aufruhr in den Medien interessiert sich Sammer weniger. Die eingeleitete Umstrukturierung des Clubs ist ihm wichtiger als eine Momentaufnahme. Die Ursachen der Niederlagenserie seien bekannt, "daran arbeiten wir. Aber wir müssen an dem Weg festhalten und dürfen nicht versuchen, die Ursachen kurzfristig zu überspielen. Wir brauchen eine Mannschaft, die lebt, die aggressiv ist, die einen Plan hat."

Dass die Vorgaben bereits im Training umgesetzt werden, wird wohl nicht nur Sammer zufrieden stellen. Zwar zerriss kein Münchner Akteur sein Trikot wie Robert Harting, doch die Rauferei zwischen Emre Can und Holger Badstuber ist ein Indiz für den "neuen" FC Bayern. Die Spieler sollen Gas geben, nicht zufrieden sein. Ohne Reibung scheint für den Sport-Vorstand kein Erfolg möglich. Als er auf den Zwischenfall angesprochen wurde, lächelte er. "Das war ein kleiner Anfang in punkto Emotionalität." Und mit ihr gewinnt man bekanntlich sogar bei Olympia.

Sebastian Schramm