Erstmal nur gucken: Der gelbgesperrte Bastian Schweinsteiger begutachtet schon mal den Champions-League-Pokal
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Bayerns Traum wird Real

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München - Die Saison geht in die entscheidende Phase - und der FC Bayern ist weiter voll auf Kurs. Die Münchner haben in der Meisterschaft alles selbst in der Hand, stehen im Pokal-Endspiel und haben sich nun auch zwei Top-Duelle im Champions-League-Halbfinale erspielt. Der Gegner dort heißt Real Madrid. Was zählt, ist aber: "Wir wollen aber am Ende der Saison auch Titel in den Händen halten dürfen", sagte Trainer Jupp Heynckes.

"Ich dachte, das wäre ein Aprilscherz"

Damit sein Team in den kommenden Wochen an sein Maximum gehen kann, warf der Chefcoach beim lockeren 2:0 gegen Olympique Marseille wie schon zuletzt in Nürnberg die Rotationsmaschine an. Letztlich reichte dem deutschen Rekordmeister ein Auftritt im Schongang. Ohne Superstar Arjen Robben und ohne Torjäger Mario Gomez spulte der FCB souverän sein Programm herunter.

Aber: "Manuel Neuer hat uns in der ersten Halbzeit einige Male gerettet", erinnerte Heynckes an Gefahr durch die Franzosen. Dennoch hatte man nie das Gefühl, dass der Halbfinaleinzug der Bayern ernsthaft in Gefahr war. Auch Gästecoach Didier Deschamps stellte fest: "Diese Hürde war definitiv zu hoch. Bayern steht zurecht unter den besten vier Teams Europas."



Mann des Abends war - neben Franck Ribery, der im Gegensatz zum Hinspiel gegen seine alten Kollegen wie entfesselt aufspielte - der ins Team rotierte Ivica Olic. In der 13. und 37. Minute stand er zwei Mal richtig und verwertete punktgenaue Zuspiele von Ribery und David Alaba problemlos. Von seinem Startelfeinsatz hatte Olic am Sonntag erfahren. Am Sonntag, den 1. April. "Ich dachte, das wäre ein Aprilscherz", erzählte der Kroate. "Keiner hat gedacht, dass ich spiele. Ich war schon nervös, konnte nicht ruhig schlafen."

Aber dann zeigte er, dass auf ihn nach wie vor Verlass ist. "Ich freue mich sehr für Ivica. Auch die Spieler, die von der Bank kommen, ziehen voll mit", sagte Vorbereiter Ribery. Bayern braucht bei dem Mammutprogramm der kommenden Wochen einen breit aufgestellten Kader - und die Münchner scheinen auch in dieser Hinsicht gerüstet. "Der Trainer kann auch mal auf zwei, drei Positionen wechseln, und es wirkt sich nicht groß aus. Das ist meiner Meinung nach eine große Qualität", erklärte Toni Kroos.

Für Olic' großen Abend bekam Toptorjäger Gomez eine Pause. Der beste Knipser wird in den kommenden Showdown-Spielen natürlich wieder sehr gefragt sein - und das nicht nur in dieser Saison, sondern langfristig. Am Mittwoch gab der Club die Vertragsverlängerung mit dem ehemaligen Stuttgarter bekannt. "Einer der besten Torjäger Europas", wie Sportdirektor Christian Nerlinger sagt, soll weiter für die Münchner einnetzen - ohne seine 37 Tore in 42 Pflichtspielen stünde der FC Bayern sicher nicht da, wo er aktuell steht.

Erst Callsen-Bracker, dann Ronaldo



Und zwar vor dem Duell mit den "Königlichen" von Real. Die Spanier dominieren die heimische Primera Divison, haben mit genau 100 Saisontoren und sechs Punkten Vorsprung Champions-League-Titelverteidiger FC Barcelona überflügelt. Madrid wird wohl als leichter Favorit in die Begegnung gehen. "Real Madrid ist eine große Mannschaft", sagt Ribery. Aber dass selbst gegen das Starensemble um Cristiano Ronaldo, der in 44 Saisonspielen auf sagenhafte 47 Tore kommt, rechnen sich Ribery und auch Neuer eine "große Chance" aus. Das Finale in München bleibt das große Ziel: "Wir wollen beweisen, dass wir ebenfalls ein europäisches Top-Team sind", sagt Kroos.

Bevor die Schlagerspiele gegen die Elf von Startrainer Jose Mourinho anstehen, wollen die Bayern in der Bundesliga weiter Boden gutmachen. Am kommenden Mittwoch steht das möglicherweise meisterschaftsentscheidende Duell mit Borussia Dortmund an. Zunächst ruft aber die Pflicht, und die heißt nicht Ronaldo, Mesut Özil oder Karim Benzema, sondern Axel Bellinghausen, Tobias Werner oder Jan-Ingwer Callsen-Bracker.

Am Samstag erwartet das Team den FC Augsburg. Die Gefahr, dass die Bayern den Aufsteiger unterschätzen, bestehe nicht, sagt Neuer. "Die Angst hätte man ja gegen Marseille auch haben können. Aber wir sind es profihaft angegangen und mit dieser Einstellung werden wir auch ins nächste Spiel gehen." Real im Kopf, den BVB vor der Brust - da darf man gegen den Aufsteiger nicht stolpern. Damit der Traum vom Triple weiter lebt.

Aus der Allianz Arena berichtet Christoph Gschoßmann