Xherdan Shaqiri, der im Sommer von Basel zum FC Bayern wechselt, hat Ottmar Hitzfeld in der Schweizer Nationalmannschaft unter seinen Fittichen
Xherdan Shaqiri, der im Sommer von Basel zum FC Bayern wechselt, hat Ottmar Hitzfeld in der Schweizer Nationalmannschaft unter seinen Fittichen

"Bayern nicht mehr so stabil"

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Hamburg - Für Ottmar Hitzfeld ist das Champions-League-Achtelfinale zwischen dem FC Basel und dem FC Bayern München (Mittwoch ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) ein besonderes Duell. Weit bevor der 63-Jährige als Trainer des deutschen Rekordmeisters einen Titel nach dem nächsten gewann, begann er beim FC Basel seine Karriere als Fußball-Profi.

Mittlerweile ist er für die Geschicke der Schweizer Nationalmannschaft verantwortlich und seine besten Talente spielen bei den Hausherren. Hitzfeld, der nur zehn Kilometer entfernt von Basel in Lörrach geboren ist, sieht die Bayern zwar wieder in der Favoritenrolle, glaubt aber auch an eine Chance für den Außenseiter.

"Der FC Basel hat nichts zu verlieren. Die Schweizer können unbekümmert aufspielen und werden sicherlich versuchen, ihr schnelles Offensivspiel aufzuziehen. Vielleicht ist das auch die richtige Marschroute, denn die Bayern sind derzeit nicht so stabil. Die Partie im St. Jakob-Park wird auf jeden Fall nicht einfach für die Bayern", sagte Hitzfeld im bundesliga.de-Interview.

bundesliga.de: Herr Hitzfeld, das letzte Duell zwischen dem FC Basel und dem FC Bayern im St. Jakob-Park ist gerade einmal eineinhalb Jahre her. Sind die Vorzeichen von damals mit denen heute zu vergleichen?

Ottmar Hitzfeld: Die Bayern sind auch dieses Mal der große Favorit. Aber wir haben gesehen, dass der FC Bayern damals in Basel große Probleme mit den Hausherren hatte. Am Ende hat es nur zu einem glücklich Sieg in der Schlussphase gereicht.

bundesliga.de: Was dürfen wir dieses Mal vom FC Basel erwarten?

Hitzfeld: Der FC Basel hat nichts zu verlieren. Die Schweizer können unbekümmert aufspielen und werden sicherlich versuchen, ihr schnelles Offensivspiel aufzuziehen. Vielleicht ist das auch die richtige Marschroute, denn die Bayern sind derzeit nicht so stabil, wie zuletzt das 0:0 in Freiburg gezeigt hat. Die Partie im St. Jakob-Park wird auf jeden Fall nicht einfach für den Rekordmeister.

bundesliga.de: Basel hat Manchester United geschlagen. Könnten die Ansprüche da nicht vielleicht ein bisschen größer sein?

Hitzfeld: Der Sieg gegen Manchester war eine Sensation. Und solch eine Sensation lässt sich leider nicht oft wiederholen. Vielleicht ist bei den Fans die Erwartungshaltung gestiegen, aber die Verantwortlichen und die Spieler des FC Basel machen nicht den Fehler, übermütig zu werden und gehen deshalb auch nicht von einem Sieg aus. Ich wiederhole mich: Die Bayern sind erneut der Favorit.

bundesliga.de: Was macht den Höhenflug beim FC Basel aus?

Hitzfeld: Der FC Basel hat in den vergangenen Jahren sehr viel Wert darauf gelegt, gesund zu wirtschaften. Dabei hat der Verein es aber geschafft, eine sehr gute Transferpolitik zu betreiben und vor allem den jungen Talenten eine Chance zu geben. Mit den Erfolgen kam dann das Selbstvertrauen dazu. Etwas überspitzt gesagt wissen die Spieler, dass sie als Mannschaft eine Klasse besser sind als der Rest der Liga. Das Ergebnis sieht man dann auf dem Platz: Sie haben ihr letztes Spiel im Oktober in der Champions League gegen Benfica Lissabon verloren - in der Meisterschaft gar im August.

bundesliga.de: Die Null steht dennoch nur selten bei den Hausherren. Ist das das große Manko?

Hitzfeld: Ja. Das nimmt der FC Basel aber bewusst in Kauf. Die Mannschaft spekuliert nicht auf ein 0:0, sondern glaubt immer daran, dass sie im Zweifel noch ein Tor mehr schießen wird als der Gegner. Obwohl die Schweizer international ein wenig defensiver agieren. Aber generell ist dieser Offensivgeist sicherlich eine Chance für die Bayern, weil das für ihre schnellen Spieler wie Arjen Robben, Thomas Müller und Franck Ribery im Angriff natürlich die nötigen Räume schafft.

bundesliga.de: Was erwarten Sie am Mittwoch für eine Taktik von den beiden Kontrahenten?

Hitzfeld: Die Baseler werden sicherlich ähnlich wie gegen Manchester United agieren. Sie werden versuchen, hinten erst einmal kompakt zu stehen, um dann unter Druck blitzschnell nach vorne zu kombinieren. Das können sie mit den schnellen, trickreichen Spieler wie Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka besonders gut. Die Bayern werden das Spiel machen, müssen aber geduldig bleiben.

bundesliga.de: Und mit welchem Ergebnis endet das Spiel?

Hitzfeld: Ich gehe nicht davon aus, dass es torlos endet. Eher schon rechne ich mit einem 1:1 oder 2:2.

bundesliga.de: Zum Schluss noch ein Wort über ihren langjährigen Trainerkollegen Otto Rehhagel: Was sagen Sie zu seiner Rückkehr in die Bundesliga?

Hitzfeld: Ich habe mich sehr gefreut, dass Otto Rehhagel noch einmal als Trainer aktiv und in der Bundesliga zu sehen sein wird. Schließlich hat er in den vielen Jahren als Spieler und Trainer Bundesliga-Geschichte geschrieben. Mit seiner Erfahrung, seiner Ruhe, seiner Ausstrahlung und seinem Selbstbewusstsein wird er den Druck von der Mannschaft nehmen, so dass sich die Spieler voll und ganz auf den Kampf gegen den Abstieg konzentrieren können. Sie alle werden vom Otto Rehhagel profitieren. Und das wird Hertha sicherlich gut tun.

Das Gespräch führte Michael Reis