Eren Derdiyok (l.) freut sich über sein erstes Saisontor im siebten Einsatz
Eren Derdiyok (l.) freut sich über sein erstes Saisontor im siebten Einsatz

Bayer-Stürmer treffen wieder

xwhatsappmailcopy-link

Leverkusen - Bayer 04 Leverkusen hat den Abwärtstrend gestoppt. Mit dem 2:1-Heimerfolg gegen den VfB Stuttgart untermauerten die Rheinländer Platz 2 in der Tabelle und den Vier-Punkte-Vorsprung auf den härtesten Verfolger Borussia Dortmund. Zum Matchwinner wurde ein Stürmer, der seit über einem Jahr nicht mehr getroffen hatte.

Von der Bayer-Bank auf die TSG-Bank - und zurück

Im November 2012 hatte Eren Derdiyok sein letztes Tor erzielt. Es war der Ehrentreffer kurz vor Schluss bei der Hoffenheimer 1:3-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg. Seitdem hatte er 16 Bundesliga-Spiele absolviert, die meisten davon als Einwechselspieler kurz vor Schluss. In Hoffenheim ging zuletzt gar nichts mehr, liebend gerne ließ sich der 25-Jährige im letzten Sommer an Bayer 04 Leverkusen ausleihen. Es war seine Rückkehr an den Rhein.

Im Sommer 2012 hatte sich der Schweizer noch entschlossen, genau jenes Leverkusen zu verlassen, um in Hoffenheim durchzustarten. Gerade hatte er beim 5:3-Sieg der Schweiz gegen Deutschland drei Tore gemacht. Die Welt sah rosarot aus. Was folgte, war "eine schwere Zeit", wie der 46-malige Schweizer Nationalspieler heute weit untertreibend sagt.

In Hoffenheim klappte fast nichts, im ersten halben Jahr nach seiner Rückkehr nach Leverkusen lief es auch nicht viel besser. Seinen einzigen Einsatz in der Startelf hatte Derdiyok bei der 0:1-Niederlage in Braunschweig. Chance vertan. Fünf Einsätze und 113 Minuten, kein Tor lautete die Zwischenbilanz im Winter.

Starke Vorbereitung und internes Lob

Doch im Trainingslager Anfang des Jahres gab Eren Derdiyok richtig Gas. "Neues Jahr, neues Glück" war sein Motto. Er empfahl sich mit guten Leistungen und Toren in den Testspielen. Gegen Stuttgart schlug nun seine Stunde. 15 Minuten vor Schluss wurde er für Heung-Min Son eingewechselt, zehn Minuten später war er zur Stelle und markierte den Siegtreffer.

"Ich bin sehr erleichtert", freute sich der 1,91-Meter-Mann nach dem Spiel eher still. Forsche Töne verkniff er sich, dafür gab es Lob von allen Seiten. "Ich freue mich für Eren, deshalb haben wir ihn ausgeliehen, damit er ein Tor macht, wenn er reinkommt", sagte Bayers Sportchef Rudi Völler nüchtern.

"Eren hatte schwere Zeiten, hat aber immer an sich geglaubt und hart gearbeitet", meinte Kumpel Ömar Toprak. "Heute wurde er mit dem Tor belohnt. Ich hoffe, dass es ihm noch einmal einen Schub gibt und er an die Leistungen anknüpft, die er in der Vorbereitung gebracht hat."

Kießling erlöst sich selbst

Ähnlich erleichtert wie Derdiyok war auch Stefan Kießling, der unter der Woche eingestanden hatte, noch immer unter den Folgen des "Phantomtores" von Hoffenheim zu leiden. Vier Spiele lang hatte er nicht mehr getroffen, dann kam sein Lieblingsgegner. Gegen den VfB Stuttgart trifft Kießling in der BayArena eigentlich immer. So auch diesmal. Zehn Tore gegen die Schwaben in den letzten sieben Heimspielen in Folge stehen nun zu Buche.

"Das Tor war wichtig, in den Medien stand ja schon wieder etwas von Torflaute", hatte der 30-Jährige registriert. "Natürlich habe ich vier Spiele nicht getroffen, aber es war so, dass die Spiele von uns an sich nicht so gut waren. Dann kamen die Tore auch nicht zustande. Heute war es umgekehrt, es war ein gutes Spiel. Dann kam das Tor von allein."

Derby als nächster Prüfstein

Nach dem insgesamt etwas mühsamen Arbeitssieg gegen über weite Strecken gleichwertige Schwaben muss die Werkself nun am kommenden Freitag zum rheinischen Derby bei den aus dem Tritt geratenen Borussen aus Mönchengladbach antreten. Dort verlor Leverkusen zuletzt am 25. Februar 1989, also vor fast genau 25 Jahren, noch vor der deutschen Wiedervereinigung.

Damals spielten noch Clubs wie Waldhof Mannheim, Bayer Uerdingen oder die Stuttgarter Kickers in der Bundesliga, viele Bayer-Profis der heutigen Truppe waren noch gar nicht geboren. Doch auf die Zahlenspielereien will sich Gonzalo Castro nicht verlassen. "Ich halte nicht so viel von Statistiken", sagt der Vizekapitän. "Wir müssen wieder aufs Neue sehr gut spielen, damit wir auch in Gladbach punkten können. Es wird eine schwierige Aufgabe, auf die wir uns freuen."

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski