Bayer Leverkusen (mit Simon Rolfes, l.) ist gegen Dortmund um Lukasz Piszczek seit vier Duellen sieglos
Bayer Leverkusen (mit Simon Rolfes, l.) ist gegen Dortmund um Lukasz Piszczek seit vier Duellen sieglos

Bayers Top-Sturm gegen die schwarz-gelbe Wand

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München - Bayer Leverkusen kommt mit dem erfolgreichsten Sturm der Liga nach Dortmund - der BVB hält mit einer zuverlässigen Defensive dagegen. Beide Reihen gehören zum Besten, was die Bundesliga zu bieten.

Herausforderung für den erfolgreichsten Angriff

Im Vorfeld der Partie zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen hat bundesliga.de einen Blick auf die Leistungsdaten der Vereine geworfen und vergleicht die wichtigsten Fakten. Wo hat Bayers Offensive Vorteile, wo hält der BVB optimal dagegen?

Die Offensivabteilung von Bayer Leverkusen ist schon gehobene Klasse, traf 31 Mal ins gegnerische Netz. Nur drei Mannschaften in der Liga waren besser. Aber die Stürmer der Werkself sind absolute Spitze. Angeführt von Stefan Kießling (9 Tore) haben Bayers Angreifer schon 24 Tore erzielt (Bestwert!) und schießen so oft auf das gegnerische Tor wie kein anderer Sturm der Liga (116). Außerdem glänzen sie als Vorbereiter und gaben ligaweit auch die meisten Vorlagen (16). Als Schützen und Vorbereiter kommen Kießling und Co. damit auf 40 Scorer-Punkte - eine Klasse für sich.

Dumm nur, dass der BVB mit einer disziplinierten Defensive dagegen hält, bei der vor allem gegnerische Angreifer nicht viel zu bestellen haben. Mit nur 15 Gegentoren zählt Dortmund zu den besten drei Teams der Liga, gestattet dem Gegner nur ganz wenige Großchancen (10), gewinnt sehr gute 51 Prozent seiner Defensiv-Zweikämpfe und lässt den Gegner extrem selten zum Torschuss (123) kommen. Vor allem im eigenen Strafraum verteidigt der BVB konsequent; nur 70 Torschüsse sind der zweitbeste Wert aller Mannschaften. Das gilt ganz explizit auch für Treffer durch gegnerische Stürmer, die Roman Weidenfeller in dieser Saison bislang nur fünf Mal überwinden konnten und die Sokratis und Co. generell auch nur selten (36 Mal) zum Torabschluss kommen lassen.

Problemzone Mittelfeld

So stark die Angreifer von Bayer 04 agieren, so schwach ist das Mittelfeld. Leverkusen ist die Mannschaft mit den wenigsten Torschüssen durch Mittelfeldspieler. Nur 51 Mal zielten die Kicker um Lars Bender und Simon Rolfes auf das Tor des Gegners. Das ist der schwächste Wert der gesamten Bundesliga. Entsprechend gering fällt auch der Ertrag aus. Gerade einmal sechs Tore gehen auf das Konto des Bayer-Mittelfeldes; nur Braunschweig ist schlechter.

Hoffung auf eine Veränderung ausgerechnet in Dortmund sollten sich die Leverkusener nicht unbedingt machen. Der BVB versteht es mit seinem konsequenten Pressing, das gegnerische Mittelfeld nur selten zum Abschluss kommen zu lassen und hält in diesem Bereich den Liga-Bestwert (67 Mal). Nur 6 Mal fiel auf diese Weise ein Treffer. Und auch über Flanken dürfte Bayer nur schwer zum Erfolg kommen. Zum einen lässt Dortmund nur wenige Flanken zu (119), zum anderen steht die Abwehr dabei bombensicher: Der BVB ist nach einer Flanke noch ohne Gegentor.

Konter als Waffe?

Bayer Leverkusen ist die erfolgreichste Konter-Mannschaft der Liga. Die Mannschaft schaltet - ähnlich wie auf der anderen Seite auch der BVB - extrem schnell um und gibt in der Bundesliga die meisten Torschüsse nach einem Konter ab (38). Elf Tore fielen auf diese Weise; auch dies ist der Bestwert in der Liga. Allein acht Mal hat die Bayer-Elf einen Ballverlust des Gegners zu einem Treffer genutzt.

Gut für den BVB, dass die Mannschaft weitgehend ohne komplette Aussetzer auskommt. Kein einziges Gegentor von Dortmund wurde durch einen krassen Fehler begünstigt, nur ein einziges Mal musste Weidenfeller nach einem Ballverlust seiner Vorderleute hinter sich greifen und den Ball aus dem Netz holen. Ligaweit wurde der BVB am seltensten vor einem Torschuss ausgekontert - lediglich 6 Mal.

Keine Angst vor Bayers Standards?

Der BVB ist bei Standards gefährlich - von Bayer 04 kann man das nicht behaupten. 6 Tore nach Standardsituationen sind in der Liga nur ein mittelmäßiger Wert; die Quote von 19 Prozent ist sogar unterdurchschnittlich. Vor allem bei Freistößen kann und muss Leverkusen noch ordentlich zulegen. Die Mannschaft wartet immer noch auf das erste Saisontor aus einem direkt verwandelten Freistoß.

Nach Eckstößen fielen bislang zwei Treffer, doch die Defensivarbeit der Dortmunder lässt wenig Hoffnung auf viele Eckstöße. Am seltensten von allen Teams klärt der BVB im Spiel zur Ecke (43 Mal). Bei den Standards selbst bietet die Defensive der Borussia allerdings ein zwiespältiges Bild. Zwar ließ die Abwehr nur 32 Torschüsse nach Standardsituationen zu, was dem zweitbesten Wert der Liga entspricht. Auf der anderen Seite kassierte der BVB aber sieben Treffer nach Standards - und das ist immerhin fast die Hälfte aller Dortmunder Gegentore.

Team der ersten Halbzeit

Die ersten 45 Minuten des Spiels gehören in der Regel Bayer Leverkusen. Vor allem vor der Pause ist die Werkself bärenstark und verbuchte in diesem Zeitraum mit 17 Treffern mehr Tore als jede andere Mannschaft der Bundesliga. In der zweiten Halbzeit traf Bayer bislang 14 mal, was im Liga-Vergleich eher dem Durchschnitt entspricht. Dabei fehlen in der Schlussphase auch die Impulse von der Bank. Mit keinem einzigen Jokertor bildet das Team das Schlusslicht der Liga.

Ob Leverkusen aus dem frühen Angriffswirbel allerdings auch in Dortmund Kapital schlagen kann, erscheint mehr als fraglich. Denn mit nur drei Gegentoren vor der Pause stellt der BVB das defensivstärkste Team der Liga in der ersten Spielhälfte. Die Mannschaft geht in den ersten 45 Minuten hochkonzentriert zu Werke, baut dann aber nach der Halbzeit etwas ab. Allein fünf Gegentore kassierte die Borussia in den letzten 15 Minuten.

Fazit: Den Offensivstärken von Bayer 04 begegnet der BVB zumeist mit einem herausragenden Defensivspiel. Will Leverkusen in Dortmund punkten, muss am Samstag im Angriffsspiel einiges zusammenpassen. Die Fans dürfen sich auf ein Spiel mit hohem Niveau auf beiden Seiten freuen - ein echtes Duell auf Augenhöhe.

Dietmar Nolte

Teil 1: BVB-Tormaschine trifft auf Bayer-Bollwerk