Stefan Reinartz (m.) reagierte reaktionsschnell und traf per Abstauber zur 1:0 Führung
Stefan Reinartz (m.) reagierte reaktionsschnell und traf per Abstauber zur 1:0 Führung

Bayer noch nicht stabil

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Mönchengladbach - Mit viel Glück und dank eines Traumtores von Andre Schürrle kurz vor Schluss holte Bayer 04 Leverkusen beim 2:2 in Mönchengladbach ein schmeichelhaftes Unentschieden. Damit bestätigte die "Werkself" zumindest ergebnismäßig ihren Aufwärtstrend der letzten Wochen.

Es gibt sie einfach, diese Serien, die eigentlich nicht zu erklären sind. Mittendrin steckt ganz oft der Vizemeister aus Leverkusen. Sie können spielen wie sie wollen, aber in Mönchengladbach verlieren sie seit inzwischen 20 Spielen in 22 Jahren genauso wenig, wie sie in München im beinahe gleichen Zeitraum gewinnen können. Ebenso wenig droht ihnen daheim Gefahr, wenn es gegen den VfL Wolfsburg geht.

Doch zurück zum "kleinen" rheinischen Derby im Borussia-Park. Nach einer ganz schwachen Leistung war den Protagonisten das Ergebnis selbst fast ein wenig peinlich. Es ehrt die Bayer-Kicker, dass sie in der Spielanalyse nach Worten rangen und Selbstkritik übten.

Leverkusen mit Punkt zufrieden

"Wir haben nicht gut gespielt und müssen uns an die eigene Nase fassen", sagte Bayer-Stürmer Stefan Kießling. "Wir hätten auch mit drei, vier Toren Unterschied verlieren können", fasste Sturmpartner Andre Schürrle das Geschehen zutreffend zusammen. "Wenn man die Chancen der Borussia sieht, können wir mit dem Ergebnis sehr gut leben", fand auch Kapitän Simon Rolfes.

"Es ist ein Fakt, dass wir sehr wechselhaft spielen und nicht stabil sind. Wir haben Probleme unser Spiel durchsetzen", kritisierte Rolfes weiter. Besonders frappierend fällt der Vergleich zu den beiden Spielzeiten unter Jupp Heynckes auf. Im ersten Jahr unter dem heutigen Bayern-Trainer blieb Bayer in der Hinrunde ungeschlagen, im vergangenen Jahr setzte es nur zwei Niederlagen.

Dutt in der Kritik

Unter Robin Dutt fehlt dem nominell eher stärkeren Kader diese Konstanz. Es gab bereits drei Niederlagen in der Bundesliga und insgesamt fünf in zwölf Pflichtspielen. Die Bilanz ist dürftig und spiegelt sich auch entsprechend in Tabellenplatz 8 wider. Das ist nur Mittelmaß und weit von den vom Trainer selbst vor der Saison mutig formulierten Ziel Meisterschaft entfernt. Meilenweit sogar.

Der Coach muss sich fragen lassen, ob seine vielen Personalwechsel die Mannschaft weitergebracht haben. Michael Ballack durfte erst fünf Spiele bestreiten und kein einziges davon über 90 Minuten. Kurz nach dem Seitenwechsel ist für ihn meist Schluss. In Mönchengladbach ging der Schuss wie schon zuvor in Chelsea nach Ballacks Auswechslung (beim Stand von 1:0 für die "Werkself") nach hinten los.

Ballack ist frustriert, der zum Einwechselspieler degradierte Kapitän Rolfes völlig außer Form. Die Bayer-Abwehr gibt ein ähnliches Bild ab. 13 Gegentore sind bereits eine ganze Menge. Und wäre nicht Keeper Bernd Leno in überragender Form, es wären noch weit mehr. Hinzu kommen Undiszipliniertheiten, die sich bereits in drei Platzverweisen niederschlugen.

Moral bei Bayer stimmt

Zumindest die Moral ist intakt. Auch in Unterzahl glaubte die Elf an ihre Chance. Dann schlug die Stunde von Andre Schürrle, dem mit einem wunderbaren Weitschusstor kurz vor dem Abpfiff das kaum für möglich gehaltene 2:2 gelang. Es war sein erster Saisontreffer und eine "Riesenerleichterung für mich", wie der 20-Jährige bekannte. "Auf dieses Tor habe ich lange hingefiebert."

So kaschiert das Unentschieden eine schwache Vorstellung. Aber es gehört auch zu einer Spitzenmannschaft, auch dann zu punkten, wenn es nicht gut läuft. Insofern könnte der Auftritt beim Tabellen-Zweiten vor dem vorentscheidenden Champions-League-Duell mit dem FC Valencia am kommenden Mittwoch sich sogar noch positiv auswirken.

Oder wie es Bayer-Trainer Robin Dutt abschließend formulierte: "Wir nehmen drei positive Dinge mit: "Erstens haben wir in Unterzahl noch einen Punkt geholt, zweitens hat André Schürrle endlich auch in der Bundesliga getroffen, und drittens haben wir einen sehr guten Torhüter."

Aus Mönchengladbach berichtet Tobias Gonscherowski