Stefan Kießling macht in der 59. Minute das 2:0 und wird von Team-Kollege Gonzalo Castro gefeiert.
Stefan Kießling macht in der 59. Minute das 2:0 und wird von Team-Kollege Gonzalo Castro gefeiert.

Heiß auf Platz 3

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Mainz - Bernd Leno schaute stolz nach der Frage nach seinem Rekord - und das wusste er auch. Deshalb sagte der Torhüter von Bayer 04 Leverkusen: "Ich bin schon ein bisschen stolz." Bei Leverkusen waren nach dem 3:2-Auswärtssieg beim 1. FSV Mainz 05 ja alle ein bisschen mehr als ein bisschen stolz. Nur drei Tage nach dem bitteren und kräftezehrenden Aus im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München nach Elfmeterschießen zeigte die Mannschaft eine starke Leistung und dominierte das Spiel in allen Bereichen.

"Überragende Reaktion"

Und hätte es in den letzten zwölf Minuten nicht zwei Elfmeter-Gegentore durch den Südkoreaner Jo-Cheol Koo gegeben (78.; 90.), Torwart Bernd Leno stünde nun mit 539 Minuten ohne Gegentor in den Vereinsannalen statt mit 527. Leno löste Punkt 16.06 Uhr am Samstag den Uralt-Rekord eines seiner Vorgänger ab: Rüdiger Vollborn hielt in der Saison 1983/84 485 Minuten den eigenen Kasten sauber.

Aber Lenos-Geschichte war nur eine von vielen an diesem Spieltag für Bayer. Mittelstürmer Stefan Kießling überholte Bayers Sportchef Rudi Völler durch sein 2:0 in der 60. Minute in der ewigen Torjägerrangliste der Bundesliga. Kießling hat nun 133 Tore, Völler, der Weltmeister von 1990, 132. Er könne Samstag- auf Sonntagnacht nun bestimmt nicht schlafen, witzelte Völler mit einem für ihn typischen Augenzwinkern. Er gönne das aber dem Stefan, fügte er hinzu. Völler freute sich richtig über den beeindruckend robusten Auftritt der Bayer-Elf und die drei Punkte nach dem Pokal-Ko.

Wie schon nach dem Aus in der Champions-League gegen Atletico Madrid und dem anschließenden 1:0-Sieg gegen den FC Schalke zeigte die Mannschaft erneut "eine überragende Reaktion", wie Innenverteidiger Ömer Toprak sagte. Toprak lobte die Mentalität seiner Mannschaft, die sich von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen scheint und in Mainz den sechsten Sieg in Serie feierte.

Mit dem Erfolg festigte Leverkusen Champions-League-Qualifikationsspiele-Rang 4 und damit das Minimalziel für diese Saison. "Doch wir wollen natürlich Dritter werden", fordert Veteran Simon Rolfes. Und Trainer Roger Schmidt sagte schon einmal mit Blick auf die letzten sechs Spiele: "Das wird ein heißer Kampf zwischen Gladbach und uns um den dritten Platz." Derzeit liegt Bayer zwei Zähler hinter Gladbach. Aber beim direkten Duell beim VfL könne man den Rivalen noch überholen, sagt Roger Schmidt.

Jedvaj glänzt neben Toprak

Nicht nur vom Ergebnis her erlebten die Zuschauer kein schiedlich, friedliches Schmidteinander in Mainz. Zum ersten Mal in der Bundesligageschichte kam es zu einem Aufeinandertreffen zweier Mannschaften, die jeweils von einem Trainer mit dem Nachnamen Schmidt gecoacht wurden. Der mit Vornamen Martin auf Mainzer Seite musste den verdienten Sieg seines Kollegen mit dem Namen Roger anerkennen.

Der Leverkusener Schmidt freute sich besonders über die starke Leistung seiner Innenverteidigung, die ohne den verletzten Emir Spahic fast fehlerfrei geblieben war. Neben Ömer Toprak zeigte der junge Tin Jedvaj dort eine starke Leistung.  Dass Jedvaj die Zukunft auf dieser Position bei Bayer gehören könnte, deutete auch Roger Schmidt an, der Trainer sagte: "Wir wissen, dass er ein guter Innenverteidiger ist. Es freut mich, dass er eine so gute Leistung bringen konnte."

Calhanoglu nähert sich Top-Form

Eine starke Leistung zeigte auch Hakan Calhanoglu, der Sons Führungstreffer (15.) herrlich vorbereitete und in unnachahmlicher Manier in der 73. Minute einen Freistoß aus 25 Metern zum 3:0 versenkte. Nach einem kleinen körperlichen Tief und weniger Einsatzzeit zuletzt scheint der türkische Nationalspieler zum Saisonfinale wieder in beste Form zu kommen. "Die Pause hat mir gutgetan, ich hatte viele Spiele gemacht", sagt Calhanoglu. Und über die starke Teamleistung nach dem Pokal-Ko lobte er: "Wir sind im Kopf richtig reif geworden. Wir vergessen die Spiele, die wir verlieren, schnell. Das macht die Mentalität der Mannschaft aus."

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter