Bernd Leno (im grünen Trikot) feiert mit Trainer Sascha Lewandowski und den Fans das Happy End
Bernd Leno (im grünen Trikot) feiert mit Trainer Sascha Lewandowski und den Fans das Happy End

Leno: "Mit einem blauen Auge davon gekommen“

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Leverkusen - Happy End für Bayer 04 Leverkusen. Die Werkself sicherte sich dank eines 2:1-Heimsieges gegen Werder Bremen den 4. Platz in der Abschlusstabelle und kann sich nun Hoffnungen auf eine erneute Teilnahme an der Champions League machen. Nach der Erfolg stellte sich ein sehr selbstkritischer Leverkusener Torhüter Bernd Leno zum Interview.

Frage: Bernd Leno, wie groß ist nach dem 2:1-Sieg gegen Werder Bremen die Erleichterung?

Bernd Leno: Sehr groß. Uns Spielern und auch den Fans ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen, weil wir bis zur letzten Sekunde zittern mussten. Wir haben uns nicht nur heute, sondern auch in der kompletten Rückrunde das Leben schwer gemacht. Zum Glück haben wir noch den 4. Platz geschafft. Das war das Mindestziel. Jetzt haben wir zum Glück die Champions-League-Qualifikation erreicht.

Frage: Als Zuschauer hatte man manchmal den Eindruck, dass in der Halbzeit jemand der Mannschaft Bescheid sagen musste, dass es um die von Ihnen angesprochene Champions-League-Qualifikation ging.

Leno: Nein, so war es nicht. Wir wussten schon, dass eine Menge auf dem Spiel stand. Das hat man gemerkt. Die Mannschaft war in der ersten Halbzeit sehr nervös. Die erste Hälfte war wirklich schlecht. Nach dem 1:1 wurde es besser, in der Halbzeit konnten wir uns sammeln. Dann wurde es besser, wir hatten das Spiel unter Kontrolle, sind verdient in Führung gegangen. Wir hätten früher das 3:1 machen müssen, dann hätten wir nicht mehr zittern müssen. So blieb es gefährlich. Das Wichtigste war, das wir in den letzten Spielen die Kurve gekriegt haben.

Frage: Wie wichtig ist dieser 4. Platz für den Verein und auch Sie persönlich?

Leno: Für mich persönlich ist es sehr wichtig. Ich will nächstes Jahr unbedingt in der Champions League und nicht in der Europa League spielen. Mein Anspruch und unser Anspruch ist, uns mit den Besten zu messen. Ich hatte dieses Erlebnis zwei Mal. Und ich will es noch einmal erleben. Jetzt haben wir die zwei Endspiele in der nächsten Saison. Für den Verein ist es auch wichtig und finanziell eine ganz andere Liga. Unser Ziel ist die Champions League.

Frage: Wird der Saisonabschluss jetzt noch ein bisschen gefeiert?

Leno: Das werden wir sehen. Wir haben uns vorher nicht so viele Gedanken über eine Riesenparty gemacht. Wir haben jetzt eine Abschlussfeier, dann werden wir spontan gucken, was geht. Letztendlich müssen wir glücklich sein, dass wir nach dieser vorher katastrophalen Rückrunde in den letzten fünf Spielen wie gesagt die Kurve gekriegt haben. Vielleicht geht das eine oder andere Bier. Das haben wir uns nach der langen Saison auch verdient.

Frage: Ist Ihnen in diesen Momenten Ihre Nichtnominierung für die WM egal?

Leno: Egal ist es mir nicht. Ich hatte mir berechtigte Hoffnungen gemacht, aber ich hatte keine großen Erwartungen. Ich sehe das ganz entspannt. Ich werde in den nächsten Jahren weiter angreifen und meine Leistung bringen. Was mich auszeichnet, ist meine Konstanz. Die versuche ich beizubehalten. Ich hoffe, dass ich auch wieder in der Champions League auf mich aufmerksam machen kann. Dann kann ich das Ziel Nationalmannschaft vielleicht einmal anpeilen.

Frage: Wie lässt sich denn diese Saison jetzt zusammenfassen?

Leno: Vor der Saison hätten wir mit einem 4. Platz sicher leben können. Aber wenn man dann die Hinrunde gesehen hat und die Art und Weise, wie wir in der Rückrunde gespielt haben, muss man schon sagen, dass es ein komisches Gefühl ist. Wir sind am Ende erleichtert. Aber die Rückrunde war von der Körpersprache und der Qualität der Spiele nicht so, wie wir sie uns vorgestellt haben. Deswegen muss man das alles in Ruhe analysieren. Man kann dann in ein paar Tagen im Urlaub darüber nachdenken, was man wirklich falsch gemacht hat. So etwas darf in Zukunft nicht mehr passieren.

Frage: Welche Lehre kann man aus der Phase der Erfolglosigkeit ziehen, als die Mannschaft acht bis zehn Spiele komplett den Faden verloren hatte?

Leno: Das ist schwer zu sagen. In der Phase zweifelt man an vielem, dann läuft es nicht, Pech kommt dazu. Viele haben sich hängen lassen. Das darf auf gar keinen Fall in Zukunft passieren, Jeder sollte die Fehler bei sich selbst suchen und nicht beim Trainer oder bei sonst jemandem. Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen und sollten jetzt nach vorne schauen.

Frage: Wie war es nach dem Spielende, zusammen mit den Fans auf dem Zaun zu feiern? War das die große Versöhnung zwischen Mannschaft und Fans, nachdem das Verhältnis vorher gelitten hatte?

Leno: Das kann man schon so sagen. Man kann die Zuschauer in den schweren Zeiten auch verstehen. Wir waren angeknocked. Aber es schon vorher wieder alles gut. Man muss die Zuschauer verstehen, die viel Geld zahlen und viele Reisen auf sich nehmen und dann unseren „Augenkrebsfußball“ ansehen mussten. Jetzt passt es wieder. Und das ist auch sehr wichtig. Wir brauchen die Fans und sie brauchen uns.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski