In Augsburg haben sich alle lieb. "Wir funktionieren, weil wir so geschlossen sind", meint Geschäftsführer Stefan Reuter
In Augsburg haben sich alle lieb. "Wir funktionieren, weil wir so geschlossen sind", meint Geschäftsführer Stefan Reuter

Augsburger Bescheidenheit trotz Höhenflug

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Geschlossenheit als Erfolgsrezept

Augsburg - Auch wenn es ihm unangemessen erschien, stimmte Markus Weinzierl auf dem Zaun Jubelgesänge mit den begeisterten Fans an, um das bemerkenswerte Jahr des FC Augsburg zu feiern. "Ich mache das ungern, weil wir ja noch nichts erreicht haben", sagte der Trainer nach dem ungefährdeten 4:1-Sieg gegen Eintracht Braunschweig: "Aber es wäre unhöflich gewesen, es nicht zu tun." 

Nichts anderes als der Klassenerhalt ist das Ziel, daran ändert auch der Höhenflug nichts. Bis dahin hat jeder Augsburger sozusagen eine eingebaute Euphoriebremse, Weinzierl allen voran. Bloß die Bescheidenheit nicht verlieren. Die Freude über Rang acht und erstaunliche 23 Punkte ist natürlich trotzdem da. "Die Tabelle ist gerade eine wunderbare Momentaufnahme. Es ist wirklich sensationell, dass wir 13 Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz haben", sagte der Coach.

Gerade die Bescheidenheit ist wohl das Geheimnis. Wie kaum eine Mannschaft verstehen es die Schwaben, aus ihren Möglichkeiten das Optimum herauszuholen. "Wir funktionieren, weil wir so geschlossen sind", sagte Geschäftsführer Stefan Reuter, unter dessen Führung sich der Bundesligist vom Kellerkind zum beachteten Musterschüler gewandelt hat.

Der FCA hatte neun Punkte in der Hinrunde 2012/13 geholt und galt als sicherer Absteiger. Dann kam Reuter, stärkte Weinzierl den Rücken und alles veränderte sich. Der Klassenerhalt gelang nach einer famosen Rückrunde, die sich nahtlos in die neue Spielzeit übertragen hat. Imponierende 47 Punkte hat der FCA im Jahr 2013 bisher geholt.

"Das war ein Superabschluss"

Im Schatten dieser Geschlossenheit haben sich aber auch einzelne Spieler ins Blickfeld geschoben, insbesondere Flügelstürmer Andre Hahn. Der 23-Jährige, der im Januar vom damaligen Drittligisten Kickers Offenbach gekommen war, ist fast schon das Sinnbild des Erfolgs und hatte gegen Braunschweig mit seinem Doppelpack wieder einmal entscheidenden Einfluss. "Ich wundere mich auch über ihn, zumal er unter der Woche noch krank war", sagte Trainer Weinzierl.

Es brauchte aber einen Foulelfmeter, den Kapitän Paul Verhaegh verwandelte, um diesmal die Weichen zu stellen. Tobias Werner, der Gefoulte, gab nachher zu: "Ich habe etwas gespürt. Im Nachhinein habe ich im Fernsehen aber gesehen, dass es meine eigenen Beine waren."

Danach war der FCA jedoch turmhoch überlegen. "Das war ein Superabschluss", sagte Halil Altintop, der seinen starken Auftritt mit dem 4:1 krönte. Doch auch der routinierte Türke mahnte umgehend: "Euphorisch werden bringt nichts. Das Jahr ist vielleicht bald zu Ende, die Saison aber noch lange nicht." Eine stimmungsvolle Weihnachtsfeier werden die Augsburger sich am Samstagabend aber wohl schon erlaubt haben.