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Daniel Baier (l., mit Ragnar Klavan) und der FC Augsburg holten aus den letzten drei Heimspielen nur einen Punkt
Daniel Baier (l., mit Ragnar Klavan) und der FC Augsburg holten aus den letzten drei Heimspielen nur einen Punkt

Augsburg zu grün für Europa

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Augsburg - Auch das ist der FC Augsburg dieser Tage: Man nimmt sich selbst auf die Schippe. Wie etwa Walther Seinsch. Im zum Schalke-Spiel herausgegebenen Stadionkurier verriet der Vorstandsvorsitzende, dass er derzeit auf Wolke sieben schwebe. Wer sich nach dem 2:1-Sieg von vor einer Woche in Mönchengladbach und dem damit verbundenen Vorstoß ins obere Drittel des Klassements telefonisch bei ihm gemeldet habe, den habe er wissen lassen: "Hier spricht der Präsident des Tabellensechsten der Bundesliga - ich spreche nicht mit jedem."

"Fragen nach Europa interessieren uns nicht"

"Lasst uns jede Minute genießen", fuhr Seinsch fort - und schlug abschließend durchaus ernste Töne an. Man sei "bescheiden und bodenständig" und werde "Rückschläge, Niederlagen und Abstiege überstehen und immer wieder neu angreifen". Rückschläge! Niederlagen! Abstiege! Kein Wort von höheren Zielen, kein Wort vom möglichen Einzug ins internationale Geschäft.

Obwohl die Chancen ungeachtet der 1:2-Heimniederlage am Freitagabend gegen die Knappen noch intakt sind, gab sich Markus Weinzierl ausgesprochen defensiv. "Die Fragen nach Europa interessieren uns nicht", blockte der FCA-Coach resolut ab, und auch Andre Hahn ließ sich nicht aus der Reserve locken. Der Shooting-Star verwies lediglich darauf, dass man "das Ziel Klassenerhalt erreicht" habe und "weiter alles geben" werde.

Der Verein tut in der Tat gut daran, auf kleiner Flamme zu kochen, wenn es um das Thema "Europa League" geht. Denn gegen Schalke traten die Defizite, die den Weg ins internationale Geschäft womöglich verbauen werden, deutlich zutage: Es mangelt an Cleverness, an Coolness, an Abgezocktheit - oder anders herum: Die Mannschaft ist reichlich grün.

Junge Augsburger zahlen Lehrgeld

Beispiel: Da Mittelfeldmann Jan Moravek beim Aufwärmen eine Muskelverletzung erlitten hatte, rückte kurzfristig Dominik Kohr in die Startelf. Die gerade mal 20-jährige Leihgabe aus Leverkusen absolvierte am Freitag ihren erst zwölften Bundesligaeinsatz, hat mithin den Status eines Lehrlings in der Eliteklasse. Gleiches gilt für den nach gut einer Stunde eingewechselten Arkadiusz Milik, ebenfalls 20, ebenfalls Leihspieler, der von Bayer 04 nach Augsburg gekommen ist. Matthias Ostrzolek, 23, Kevin Vogt, 22, und der von vielen Vereinen umworbene Hahn, 23, sind in ihrer Entwicklung zwar weiter und auch bereits Aktivposten, aber dennoch der Kategorie "heurige Hasen" zuzuordnen.

Ein alter Fuchs dagegen ist Halil Altintop. Nach dem Abpfiff legte der 31-jährige Kreativspieler den Finger in die Wunde, nannte die Gründe für die unnötige Niederlage. "Heute hat man deutlich gesehen, was einen Top-Klub ausmacht. Die haben sich brutal clever verhalten und ihre beiden Torchancen eiskalt genutzt", brachte er den Unterschied zwischen Schalke und dem FCA auf den Punkt.

Auf Augsburg warten große Kaliber

Zu bedenken gab Altintop, dass man "so ein Spiel auch 1:0 gewinnen" könne. Man müsse nicht immer zwei oder drei Tore erzielen. Ein Seitenhieb auf Keeper Alex Manninger, nach dessen Patzer Klaas-Jan Huntelaar zum Ausgleich traf? Markus Weinzierl sprach von einem "Tor aus dem Nichts" und befand, "dass es zur Pause 2:0 und nicht 1:1 stehen muss", antwortete aber auf die Frage, ob dem 36-jährigen Methusalem zwischen den Pfosten ein Vorwurf zu machen sei, ausweichend: "Das werden wir intern analysieren."

Marwin Hitz, von einem beim 2:2 zum Rückrundenauftakt in Dortmund erlittenen Einriss der Bauchmuskulatur gestoppt, wäre wieder einsatzbereit. Und der Fehler seines österreichischen Konkurrenten dürfte die Chancen des Schweizers im Kampf um die Nummer eins nicht wirklich verschlechtert haben. Ein sicherer Rückhalt wird auf jeden Fall erforderlich sein, wenn man nicht weiter an Boden verlieren will, denn: Es geht Schlag auf Schlag, was die Duelle mit großen Kalibern betrifft. VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, Mainz 05 und Bayern München sind die nächsten vier Gegner, mit denen sich der FCA auseinanderzusetzen hat. Schlottern da nicht ein bisschen die Knie? "Nein", sagte Andre Hahn, "ich freue mich auf diese Spiele. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich mit den Großen zu messen."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse