Die Schalker Jungstars Max Meyer (l.) und Leon Goretzka haben mit ihren beiden Ausgleichstreffern großen Anteil an dem 3:2-Erfolg in Braunschweig (©Imago)
Die Schalker Jungstars Max Meyer (l.) und Leon Goretzka haben mit ihren beiden Ausgleichstreffern großen Anteil an dem 3:2-Erfolg in Braunschweig (©Imago)

Auf Schalkes Jungstars ist Verlass

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Braunschweig - "Gegen den FC Schalke 04 wartet erneut eine große Herausforderung auf uns", hatte Braunschweigs Torsten Lieberknecht vor der gegen die Gelsenkirchener gesagt und weiter, "ob Kevin-Prince Boateng, Jermaine Jones, Klaas-Jan Huntelaar oder Chinedu Obasi - das sind alles klangvolle Namen, gegen die wir bestehen müssen."

Jungstars halten Schalke im Spiel

Da konnte der Löwen-Coach aber noch nicht ahnen, dass zwei Wochen nach dem ersten Braunschweiger Saisonsieg seinem Schalker Kollegen keiner der genannten Spieler verletzungsbedingt zur Verfügung stehen würde. Außerdem fehlte der schon länger verletzte Jefferson Farfan und, um das Pech komplett zu machen, musste auch Stammtorwart Timo Hildebrand wegen eines Hexenschusses kurzfristig passen.



"Ohne Sechs" hieß das Spiel, das Keller im Stadion an der Hamburger Straße spielen musste. Und es wurde gewonnen. Mit dem letzten Angriff der Königsblauen traf Roman Neustädter in der Nachspielzeit zum Sieg. "Ein glücklicher, dreckiger Sieg", wie Keller zugab. Ein Sieg, der seiner Meinung nach auch gegen den Tabellenletzten kein Selbstläufer war, denn "das war die jüngste Mannschaft, die Schalke je auf dem Platz hatte". Da irrt der 42-Jährige zwar, denn mit 23,8 Jahren war seine Startelf hauchdünne 0,1 Jahre älter als das Team, das im März 2010 in Frankfurt 4:1 gewann - aber da saß Keller ja auch noch nicht auf der Bank.

Aber es waren tatsächlich die jungen Spieler, die für die Königsblauen die Kastanien aus dem Feuer holten. Die 18-jährigen Max Meyer und Leon Goretzka glichen nach den Führungstreffern der Gastgeber zum 1:1 bzw. 2:2 aus. Nur mit dem 17-Jährigen Stuttgarter Timo Werner traf in der aktuellen Saison ein jüngerer Spieler als die beiden Schalker ins Schwarze.

Wie Boateng-Ersatz Meyer verdankte auch Goretzka seinen Einsatz der Schalker Verletzungsmisere. Der Ex-Bochumer ersetzte in der 36. Minute Marco Höger, der sich das Knie verdrehte und nicht weitermachen konnte. "Wir haben die Seuche", kommentierte Keller die Lage auf Schalke nach Ausfall Nummer sieben.

Meyer ist anspielbereit und lauffreudig



Aber die aufgebotenen Profis zeigten, dass sie mehr als Ersatz sind und man auf Schalke optimistisch in die Zukunft schauen darf. Denn nicht nur bei ihren Treffern waren es die jungen Spieler, die in Braunschweig das Heft in die Hand nahmen und ihr Team nach vorne trieben. Meyer legte bis zu seiner Auswechslung in der 83. Minute mit 11,17 Kilometern nur 500 Meter weniger zurück als der laufstärkste Schalker Roman Neustädter über die gesamte Spielzeit.

Aber nicht nur läuferisch glänzte das Nachwuchstalent. Wie sein Partner im offensiven Mittelfeld, Julian Draxler (20), war er immer anspielbereit, verteilte die Bälle und bereitete der Braunschweiger Defensive immer wieder Kopfzerbrechen.

Aogo: "Verletzungen sind keine Ausrede"



Für Dennis Aogo war der Erfolg trotz des Ausfalls der halben Stammelf keine Überraschung. "Die vielen Verletzten dürfen keine Ausrede sein. Wir haben eine Mannschaft auf dem Platz, die solche Spiele gewinnen muss", wies der Ex-Hamburger auf die Klasse in der Breite des Kaders hin. "Ein schlechtes Gefühl" habe er eher gehabt, "weil in der Woche vor dem Spiel zu viel von Chelsea und vom Derby gesprochen wurde".

Denn schon am Dienstag geht es in der Champions League weiter gegen den FC Chelsea (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) und danach kommt es in der Veltins Arena zum wichtigsten Heimspiel der Saison für die Fans - dem Revierderby gegen Borussia Dortmund.

Mit Selbstbewusstsein gegen Chelsea



Bis dahin hofft Keller, dass zumindest Superstar Boateng und Keeper Hildebrand wieder zur Verfügung stehen. Doch selbst wenn keiner der Verletzten zurückkehren sollte, bange muss dem Coach nicht sein. Denn auf seine Jungen ist ebenso Verlass wie auf Fährmann, der nach zwei Jahren und fünf Tagen erstmals wieder in der Bundesliga zwischen den Pfosten stand. "Ich wünsche Timo alles Gute. Aber wenn er nicht kann: Ich bin bereit", so der 25-Jährige, der "zwar lieber 2:0 oder 3:0 gewonnen" hätte, "aber wir sind Schalke. Und Schalke lebt von Emotionen."

Emotionen, denen auch am Dienstag wieder freier Lauf gelassen werden soll. Für Aogo ist nach dem Auftritt in Braunschweig und dem Sprung in die angestrebten Europapokalränge klar: "Wir können mit großem Selbstbewusstsein ins Spiel gegen Chelsea gehen." Auch wenn die von Lieberknecht erwähnten klangvollen Namen fehlen.

Aus Braunschweig berichtet Jürgen Blöhs