Nach zwei Siegen zu Saisonbeginn ist der Mainzer Motor mit Elkin Soto (l.) ins Stottern geraten
Nach zwei Siegen zu Saisonbeginn ist der Mainzer Motor mit Elkin Soto (l.) ins Stottern geraten

Auf der Suche nach Sicherheit

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Mainz - In der Saison nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte muss Mainz 05 mit höheren Erwartungen leben und dabei der neuen Mannschaft Zeit zum Reifen geben. Das geht derzeit vor allem durch harte Arbeit und mit einem kleinen Trick: Nur nicht auf die Tabelle schauen.

Denn mit der 1:2-Heimniederlage gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund verliert der 1. FSV Mainz 05 bereits zum dritten Mal hintereinander und steht nach sieben Spielen mit nur sieben Punkten auf Rang 14.

Der Umbruch trifft Mainz hart

"Ich bin nicht bereit, unsere Befindlichkeit vom Tabellenplatz und der Punktezahl abhängig zu machen", erklärte allerdings der Mainzer Trainer Thomas Tuchel und führte in Erinnerung: "Das haben wir auch nicht gemacht, als wir vergangene Saison weit oben waren. Da haben wir auch nicht jedem die Tabelle unter die Nase gerieben."

Im vergangenen Jahr hatten die Mainzer zum gleichen Zeitpunkt der Saison 21 Punkte auf dem Konto. Doch das ist eben ein Jahr her und Spieler wie Andre Schürrle, Lewis Holtby oder Christian Fuchs spielen nicht mehr in Mainz. Der Umbruch trifft die Mainzer härter, als sie es erwartet haben.

Hohe Erwartungen an die Mainzer

Die Erwartungen sind gestiegen bei den Fans, die Derby-Niederlage am 6. Spieltag gegen Lautern, das frühe Aus in der Europa League - in Mainz ist Ernüchterung eingekehrt nach dem rauschhaften letzten Jahr. Vielleicht ist es auch so wie Tuchel vermutet, dass die Neuzugänge etwas beeindruckt waren, als sie zum Tabellen-5. gekommen sind.

Tuchel steht vor der Aufgabe, der neuen Mannschaft ein neues Gesicht zu geben. Noch vertraut er hauptsächlich auf die Spieler, die schon lange in Mainz unter Vertrag stehen. Den Neuen will er noch Zeit geben zur Anpassung.

Oftmals Führung verspielt

Immerhin gelang dem von Greuther Fürth gekommenen Offensivspieler Nikolai Müller bei seinem Startdebüt gleich ein Tor. Im Sitzen traf der schnelle Müller zur Führung - ein kurioser Treffer, so etwas sieht man nicht alle Tage in der Bundesliga.

Doch die Mainzer verstehen es in dieser Runde nicht, den Vorteil eines Vorsprungs für Siege zu nutzen. Sechs Mal gingen sie in dieser Saison in Führung, nur zwei Mal gewannen sie am Ende auch das Spiel. Das ist neben der fehlenden Kaltschnäuzigkeit im Abschluss und den zu ungenauen Abspielen in der letzten Zone des Platzes das größte Mainzer Manko. "Daran arbeiten wir inhaltlich", sagt Trainer Tuchel.

Zurück zu den Grundlagen

Gegen Borussia Dortmund wollte Tuchel die Stabilität im Mannschaftsgefüge fördern, indem er erstmals drei defensive Mittelfeldspieler aufbot. "Ein legitimes Mittel", nannte er das gegen einen Gegner wie den amtierenden Meister. Eigentlich gehört diese Ausrichtung nicht zu seiner Grundphilosophie der Vorwärtsverteidigung.

"Prinzipiell wollen wir lieber eine aggressive 'Nachvorneverteidigung' spielen und mit Ballbesitz Dominanz ausüben", sagt Defensivmann Malik Fatih und ergänzte: "Aber in unserer Situation ist es wichtig, dass wir mal einen Schritt zurück zu den Basics akzeptieren, um wieder Sicherheit reinzukriegen." Um diese Sicherheit zu bekommen, wäre natürlich ein Erfolgserlebnis das beste Mittel - am besten schon am nächsten Wochenende beim 1. FC Nürnberg.

Tobias Schächter