Yohandry Orozco (r.) gab gegen den 1. FC Nürnberg (hier Robert Mak) sein Debüt
Yohandry Orozco (r.) gab gegen den 1. FC Nürnberg (hier Robert Mak) sein Debüt

Auf der Suche nach der ersten Elf

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Wolfsburg - In der Saison 2010/11 trafen am 9. Spieltag der 1. FC Nürnberg und der VfL Wolfsburg aufeinander. Wie es die Spielplanmacher wollten, kam es auch in der aktuellen Spielzeit an Spieltag 9 zum Duell der "Wölfe" gegen Angstgegner Nürnberg. Diesmal in der heimischen Volkswagen Arena.

Mit dem dritten Heimsieg in Folge wollten die Gastgeber nicht nur die Negativbilanz von nur drei Siegen bei sechs Unentschieden und neun Niederlagen gegen den "Club" etwas aufpolieren , sondern - viel wichtiger - ein Abrutschen in die Abstiegszone verhindern. Nach acht Spielen hatten die Niedersachsen gerade mal neun Punkte auf der Habenseite, einen weniger als im Vorjahr, als die "Grün-Weißen" bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern mussten.

Erleichterung bei Magath

Nach dem 2:1 über seinen Ex-Club war besonders Felix Magath die Erleichterung anzumerken. Es hat dem Trainer die nötige Luft verschafft, seiner Hauptaufgabe nachzugen - eine Stammformation finden.Seit Saisonbeginn hat Magath bereits 27 Spieler ausprobiert.

Von der Startelf, die zum Saisonauftakt beim 3:0-Erfolg in Köln auflief, standen acht Spieltage später gegen Nürnberg nur noch sieben Akteure in der Startformation.

Zwei Neue in der Startelf

Mit dem venezolanischen Nationalspieler Yohandry Orozco, immerhin schon seit Januar in Wolfsburg, und dem 19-jährigen Bjarne Thoelke, der erst am Dienstag vor dem "wichtigen Spiel" einen Profi-Vertrag unterschrieb, feierten zwei Spieler ihr Debut in der Bundesliga.Thoelke verriet bundesliga.de, dass er "erst in der Besprechung vor dem Spiel erfahren" habe, dass er von Beginn an dabei sein würde. Der Nachwuchsspieler musste das Loch stopfen, dass der gesperrte Sotirios Kyrgiakos und der verletzte Chris in der Innenverteidigung hinterließen.

Als zur Halbzeit auch noch Thoelke-Partner Alexander Madlung verletzt ausgewechselt werden musste, "war ich geschockt und habe mich gefragt, wen wir überhaupt noch für diese Position haben", sagte Torhüter Diego Benaglio, den Magath gemeinsam mit Mandzukic als Matchwinner lobte, bundesliga.de. Jan Polak ersetzte Madlung im zweiten Durchgang. Dass der Mittelfeldspieler kein gelernter Verteidiger ist, sah Magath als einen der Gründe, warum der "Club" in den zweiten 45 Minuten mehrere Großchancen herauspielen konnte.

Rudelführer gesucht

Schwerer aber wiegt für den 55-Jährigen, dass den "Wölfen" ein Rudel-Führer fehlt. Im Mittelfeld fehlt an allen Ecken und Enden ein Lenker und Denker wie Zvjezdan Misimovic im Meisterjahr einer war und die große Hoffnung Diego nie geworden war.
Mario Mandzukic, der gegen Nürnberg seine Saisontreffer vier und fünf erzielte und dank dreier Assists an acht der elf Wolfsburger Tore beteiligt war, "braucht mehr Unterstützung", hat Magath erkannt.

Die Hoffnungen beim VfL ruhen auf Aliaksadr Hleb. Obwohl die Leihgabe des FC Barcelona laut Magath "gut trainiert" habe, kam für den Weißrussen ein Sprung in den Kader noch zu früh.
Angesichts der Personalprobleme ist in Wolfsburg derzeit das Erreichen eines Europapokalplatzes "im Moment kein Thema", gibt Mandzukic zu. "Wir brauchen mehr Zeit und müssen erst eimal Konstanz in unser Spiel bringen und auch auswärts mal wieder gewinnen."

Optimistisch zum HSV

Auf Gegners Plätzen hat der Deutsche Meister von 2009 nach dem 3:0-Erfolg zum Saisonauftakt beim 1. FC Köln keinen Punkt mehr geholt. "Das muss sich dringend ändern, damit wir nicht jedes Mal wieder den Druck haben, zu Hause gewinnen zu müssen", hofft auch Thomas Hitzlsperger auf ein Ende der Durststrecke in fremden Stadien.

Dafür sei die Partie gegen Nürnberg "ein richtungweisendes Spiel" gewesen, beobachtete Doppel-Torschütze Mandzukic. "Wir werden immer besser. Wenn die Gesperrten und Verletzten wieder zurück sind, wird jeder sehen, dass wir eine gute Mannschaft haben", blickt der kroatische Nationalspieler, den Magath als "Angreifer von internationaler Qualität" adelte, optimistisch in die Zukunft.

Personalsituation entspannt sich

In Hamburg kann Magath zumindest wieder auf die Gesperrten Kyrgiakos und Marco Russ bauen. Fraglich ist, ob Madlung, Chris und vor allem Hoffnungsträger Hleb bis zum kommenden Wochenende fit werden.

Trotzdem sieht Mandzukic dem Nord-Derby mit einem guten Gefühl entgegen. "Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass wir eine gute Bank haben", sagte Mandzukic.
"Warum sollten wir nicht beim HSV gewinnen? Wir können nach dem Erfolg gegen Nürnberg frei aufspielen. Die haben viel mehr Druck als wir."

Aus Wolfsburg berichtet Jürgen Blöhs