Gerald Asamoah beendete beim FC Schalke 04 seine Profikarriere
Gerald Asamoah beendete beim FC Schalke 04 seine Profikarriere

"Lasogga könnte wichtig werden"

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Berlin - Zwei Mal war er dabei, doch zum Titel hat es jeweils knapp nicht gereicht. Gerald Asamoah spielte beim WM-Turnier 2002 in Japan und Südkorea sowie bei der Heim-WM 2006 für die deutsche Nationalelf. Seine Profikarriere hat der Angreifer mit dem unkonventionellen Spielstil inzwischen beendet, er ist nur noch für die Zweite Mannschaft des FC Schalke aktiv. Der 35-Jährige spricht im bundesliga.de-Interview über die WM-Chancen der DFB-Elf in Brasilien, mögliche Probleme mit tropischen Temperaturen und falsche Neuner.

bundesliga.de: Herr Asamoah, ganz Deutschland fiebert der Weltmeisterschaft in Brasilien entgegen. Endlich soll der vierte WM-Titel her. Wie stehen die Chancen, dass die deutsche Nationalmannschaft Weltmeister wird?

Gerald Asamoah: Ich hatte schon bei der WM 2010 gesagt, dass wir es schaffen können. Leider ist es nicht so gekommen. Die Jungs sind gereift, es sind sehr viele sehr gute Spieler dazu gekommen und ich glaube immer noch fest daran, dass Deutschland Weltmeister werden kann. Klar gibt es andere Länder, die sich sehr gut entwickelt haben, aber dennoch denke ich, dass wir es schaffen können. Allerdings gehört auch sehr viel Glück dazu. Es muss alles passen.

bundesliga.de: Ist Deutschland denn Favorit oder doch eher Gastgeber Brasilien, wie bei den meisten Experten?

Asamoah: Brasilien ist natürlich Favorit, aber Deutschland gehört auch ganz klar zum Favoritenkreis. Argentinien und Spanien haben aber auch das Zeug dazu, Weltmeister zu werden. Auch Chile hat gegen uns sehr gut gespielt und könnte für eine Überraschung sorgen.

bundesliga.de: Apropos Chile: Beim Testspiel gegen die Südamerikaner hat die deutsche Mannschaft eklatante Schwächen in der Defensive offenbart. Ist das - neben der Verletztenmisere im Sturm - der größte Brandherd?

Asamoah: Ja, das hat man gesehen. Wir alle haben aber schon in den letzten Jahren immer gesagt, dass das Problem in der Defensive liegt. Vorne haben wir sehr viele Spieler, die torgefährlich sind, auch wenn wir mit einer falschen Neun spielen. Aber noch ist ja ein Monat Zeit, in dem sich die Jungs einspielen können. Mats Hummels ist wieder fit, Per Mertesacker macht bei Arsenal einen guten Job. Ich hoffe, dass Benedikt Höwedes es schaffen wird. Wenn die Abstimmung zur WM stimmt, werden wir eine super Mannschaft haben, die den Pokal hoffentlich mit nach Hause bringt.

bundesliga.de: Angenommen, Miroslav Klose und Mario Gomez werden nicht rechtzeitig zur WM fit. Wäre es ein großes Problem, wenn die Nationalelf mit einer falschen Neun spielen müsste?

Asamoah: Ich gehe davon aus, dass die Jungs fit werden. Wir haben noch einen Monat. Klose und Gomez sind beide wieder im Training - da sollte es eigentlich reichen. Sollten sie es nicht schaffen, gibt es ja eine Alternative. Pierre-Michel Lasogga ist ein Typ, wenn er fit wird, der wichtig werden könnte, weil er einer ist, der sich ganz vorne immer richtig reinhaut. Aber ob er mitfährt, ist die Entscheidung des Bundestrainers.

bundesliga.de: Wie wichtig wäre es, dass Sami Khedira dabei ist? Auch wenn er vorher kaum Spielpraxis sammeln konnte?

Asamoah: Man sieht ja, wie sehr Joachim Löw darum kämpft, dass Khedira mitfährt. Das zeigt, wie wichtig er ist. Wir haben viele gute Techniker, aber er ist einer, der auch mal dazwischen haut, wenn es sein muss. Das ist wichtig. Deshalb freue ich mich auch, dass er zuletzt gegen Valencia wieder im Kader war, die Vorbereitung mitmachen und die Jungs unterstützen kann.

bundesliga.de: Wie wichtig ist es, dass der FC Bayern jetzt nicht ins Champions-League-Finale eingezogen ist und der Bayern-Block in der Nationalmannschaft die gesamte Vorbereitung mitmachen kann?

Asamoah: Wichtig hin oder her - klar hätte ich mir gewünscht, dass die Jungs ins Finale einziehen und das Ding gewinnen. Dann kommen die mit einer Riesen-Motivation ins Camp und reißen die anderen Spieler mit. Wenn du etwas gewonnen hast, sorgt das für Euphorie. Aber jetzt haben sie durch die heftige Niederlage gegen Madrid einen Nackenschlag bekommen, von dem sie sich bis zum Beginn der Vorbereitung hoffentlich erholen werden. Sie müssen das Positive daraus ziehen.

bundesliga.de: Welche Rolle wird das Klima spielen? Tropische Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit …

Asamoah: Es wird hart sein (lacht). Ich will das nicht unbedingt mit Afrika vergleichen, aber ich bin ja selbst ab und an in Ghana, und wenn man in der Hitze Fußball spielt, merkt man, wie hart das ist. Daher bin ich auch der Meinung, dass es für die Südamerikaner und auch für die Afrikaner leichter sein wird, mit dem Klima umzugehen, als für die Deutschen.

bundesliga.de: Also ein leichter Heimvorteil für die Südamerikaner?

Asamoah: Davon gehe ich aus.

Das Gespräch führte Gregor Nentwig