Gegen Saint Patrick leitete Leon Andreasen mit seinem Tor zum 0:1 Hannovers Sieg ein
Gegen Saint Patrick leitete Leon Andreasen mit seinem Tor zum 0:1 Hannovers Sieg ein

Andreasen wie einer aus Andersens Märchen

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Frankfurt/Dublin - Im Tallaght Stadium von Dublin war die Suche von Leon Andreasen in Windeseile abgeschlossen. So rasch, dass selbst der Protagonist nicht schlecht staunte. "Es war mein Ziel, den alten Leon wiederzufinden. Aber ich hätte nicht geglaubt, dass es so schnell geht", sagte der 29-jährige Däne von Hannover 96 mit Blick auf seine wundersame Wiederauferstehung.

Mitspieler freuen sich für Andreasen

Nach 28-monatiger Leidenszeit wegen einer Leistenverletzung mit insgesamt sieben Operationen und ohne Pflichtspiel krönte Andreasen sein märchenhaftes Comeback mit dem frühen Führungstor (6.). Der erfolgreiche 20-Meter-Schuss war der Grundstein für ein beruhigendes 3:0 (1:0) der Niedersachsen im Hinspiel der dritten Qualifikations-Runde der Europa League beim achtmaligen irischen Titelträger St. Patrick's Athletic.

"Die letzten zwei Jahre waren ein harter Kampf"

Nach dem einkalkulierten Sieg im ersten Saison-Pflichtspiel stand weniger das Rückspiel am kommenden Donnerstag als vielmehr Glückspilz Andreasen im Blickpunkt. "Die letzten zwei Jahre waren ein harter Kampf. Daher bin ich froh, dass ich keine Schmerzen mehr habe. Mir fehlt zwar noch etwas Spielpraxis", sagte der defensive Mittelfeldspieler und fügte im Brustton der Überzeugung an: "Aber der Trainer glaubt an mich."

Das kann man wohl sagen. Hannovers Coach Mirko Slomka hatte Andreasen überraschend für die Stammelf berufen, nachdem dieser seine dato letzte Partie am 4. April 2010 bestritten hatte. Und der mutige Schachzug von Dublin brachte Erfolg - in vielfacher Hinsicht. "Leon ist zurück auf großer Fußballbühne. Er ist ein toller Bursche, gibt immer Vollgas, will am liebsten viermal am Tag trainieren", lobte Slomka: "In den vergangenen zwei Jahre hat er wirklich hart gearbeitet."

Um Andreasen zusätzlich anzustacheln, griff der Trainer tief in die Trickkiste. "Ich habe Leon vor dem Spiel gesagt, dass er ein Tor schießen müsse, um vom Platz zu kommen." Der zehnmalige dänische Nationalspieler und einstige Fulham-Profi traf - und wurde dann 66 Minuten später ausgewechselt. Die rund 800 mitgereisten 96-Fans feierten Andreasen mit "Leon"-Sprechchören.



Erleichtert über das geglückte Comeback waren auch die Teamkollegen des robusten Abräumers mit dem großen Herz. Vor Jahren bezuschusste er den Heimatbesuch einer beim Verein angestellten Waschfrau nach Osteuropa. "Ich freue mich unheimlich für Leon, dass er wieder so weit gekommen ist. Er hat zwei Jahre hart gearbeitet", sagte Andreasens Mittelfeld-Kollege Sergio Pinto.

Zwischen Frust und Glückseligkeit lagen für Andreasen ingesamt 28 Monaten, in denen auch Angst vor dem Karriereende aufkam. Besonders die immer wiederkehrenden Rückschläge setzten dem frühere Bremer und Mainzer Bundesligaprofi zu. Kaum waren die Schmerzen im Adduktorenbereich verschwunden und das Comeback geplant, folgten neue Probleme. Andreasen: "Besonders für den Kopf waren die Rückschläge hart. Wir wissen bis heute nicht, was es genau war. Aber das ist mir auch egal. Wichtig ist, dass ich keine Schmerzen mehr habe."

Während seiner über zweijährigen Abstinenz vermisste Slomka die Torgefahr aus dem Mittelfeld. Doch der Club glaubte an Andreasen und stattete seinen Dauerpatienten im Mai mit einem neuen Vertrag bis 2013 aus. Für das Vertrauen bedankte er sich nun früher als erwartet auf seine geradlinige Art.

Neben Andreasen sorgten Christian Pander (67.) und Didier Ya Konan (80.) mit ihren Treffern für die gute Ausgangsposition des Bundesliga-Siebten der vergangenen Saison.