Die schlimme Verletzung von Leon Andreasen trübt die gute Laune bei den Niedersachsen
Die schlimme Verletzung von Leon Andreasen trübt die gute Laune bei den Niedersachsen

Andreasen-Verletzung trübt 96-Sieg

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Hannover - Man konnte es dem Gesichtsausdruck von Sergio da Silva Pinto schon entnehmen. Der Mittelfeldspieler von Hannover 96 stand nur wenige Meter entfernt, als sich Leon Andreasen - sein Kollege auf der Doppel-Sechs - in einem Zweikampf mit Nürnberg Kiyotake das Knie verdrehte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blieb der Däne liegen, wälzte sich minutenlang am Boden. Pinto wirkte geschockt, er ahnte wohl schon, dass etwas Schlimmes passiert war.

Ansprüche sind gewachsen

Die böse Vorahnung sollte sich bestätigen. Wie eine Untersuchung am Donnerstagmorgen ergab, hat sich der Däne das vordere . "Dass richtig was kaputt ist, habe ich schon gestern Abend geahnt. Der Schmerz war schon schlimm", sagt der 29-Jährige. "Die Diagnose heute Vormittag war keine Überraschung mehr für mich." Das ist so bitter!

Ausgerechnet Andreasen, der sich nach 28-monatiger Verletzungspause zurückkämpfte und ein Bilderbuch-Comeback für die "Roten" feierte. "Diese Diagnose ist schlimm für Leon", sagt 96-Trainer Mirko Slomka. "Ich wünsche ihm von Herzen alles Gute. Sie trifft uns auch als Mannschaft hart, weil wir einen richtig starken Spieler ersetzen müssen."



Zumindest gegen den "Club" ist das der Slomka-Truppe recht gut gelungen. Der gegen die Franken war zu keinem Zeitpunkt gefährdet. "Wir haben keinen Bock auf Mittelmaß", stellt Jan Schlaudraff klar. "Wir wollen uns oben festsetzen."

Keine Frage: Die Ansprüche in der niedersächsischen Landeshauptstadt sind keine zweieinhalb Jahre nach dem Beinahe-Abstieg von 2009 enorm gewachsen. Nicht nur im Umfeld, sondern auch bei der Mannschaft.

Da gelten selbst bei von allen Clubs gebetsmühlenartig wiederholte Floskeln wie "die Tabelle hat zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison noch keine Aussagekraft" nichts mehr. Natürlich schaue man schon "gern mal drauf, wenn man Dritter ist", gibt Konstantin Rausch zu.

Qual der Wahl im Angriff



"Im Angriff sind wir sehr variabel, kaum auszurechnen", beschreibt Innenverteidiger Karim Haggui eine der Stärken der "Roten". "Es war eine sehr gute Partie von uns. Wir haben fast nichts zugelassen."

Musste Mirko Slomka bei der Auswahl Schlaudraff, Artur Sobiech und Mohammed Abdellaoue auf der Suche nach zwei Angreifern zuletzt schon den Top-Torjäger der Vorsaison Abdellaoue zu Spielbeginn auf die Bank setzen, so wird die Qual der Wahl in den kommenden Wochen für den Trainer noch härter ausfallen.

Huszti - ein perfekter Spieler



Gegen Nürnberg meldete sich Didier Ya Konan nach einem längeren Formtief mit zwei Treffern eindrucksvoll zurück. Und Mame Biram Diouf kam nach sechsmonatiger Verletzungspause zu seinem ersten Saisoneinsatz. "Ich freue mich für beide. Sie haben eine schwierige Zeit hinter sich", sagte Haggui gegenüber bundesliga.de.

Und hinter der Top-Auswahl im Sturm zieht der mit drei Toren und sieben Vorlagen aktuelle Top-Scorer der Liga, Szabolcs Huszti, die Fäden. "Ein perfekter Spieler", lobt Steven Cherundolo den einzigen Neuzugang in der Startelf gegen den "Club".

Hamburg die Party verderben



"Ich freue mich, dass er wieder da ist. Fußball macht ihm einfach Spaß. Nach vorne spielt er den tödlichen Pass, und er ist sich nicht zu schade, nach hinten zu arbeiten und auch mal die Grätsche auszufahren", schwärmt der Kapitän in höchsten Tönen vom Rückkehrer.

Das Team strotzt vor Selbstvertrauen und fiebert dem Spiel beim Hamburger SV entgegen. Dem "ehemals großen HSV", wie man beim Hannoverschen Sport-Verein selbstbewusst betont, will die neue Nummer eins im Norden die Feier zum 125. Geburtstag nach der Partie am Samstag bei aller Freundschaft zwischen den Vereinen gern verderben. "Schön wär's", gibt Cherundolo zu.

Realistisch bleiben



Und der "Club"? Nach dem tollen Start mit sieben Punkten aus drei Spielen mit den Pleiten gegen Aufsteiger Eintracht Frankfurt und in Hannover wieder auf dem Boden der Realität gelandet?

"Nein", widerspricht Raphael Schäfer. Den habe man bei den Franken nie verlassen. "Wir müssen froh sein, aus den ersten Spielen sieben Punkte geholt zu haben. Unser Ziel kann nur sein, so schnell wie möglich 40 Punkte zu holen", meint der Keeper.

Und Per Nilsson ist froh, dass es keine drei Tage sind, bis das nächste Spiel anstehe. "Da haben wir keine Zeit zu viel zu grübeln." Das gilt ganz besonders für den Schweden selbst, der mit zwei groben Schnitzern maßgeblich an der 1:4-Niederlage beteiligt war.

Nürnberg vor wichtiger Aufgabe



"Ich habe nicht einen, sondern zwei Böcke geschossen. Ich bin jetzt 30 Jahre alt und spiele schon eine Weile Fußball und kann mich nicht erinnern, dass mir das schon einmal passiert ist", gab der Schwede zu.

Um so wichtiger sei es, "dies Spiel so schnell wie möglich abzuhaken. Am Samstag können wir uns mit einem Sieg gegen Stuttgart viel Luft zu den Abstiegsplätzen verschaffen. Das ist eine ganz wichtige Partie."

In 200 Ländern wird man beobachten können, ob es Hannover gelingt, dem "Dino" die Geburtstagsfeier zu verderben und ob die Nürnberger zurück in die Spur kommen.

Aus Hannover berichtet Jürgen Blöhs